Seit Jahren wird über die Potenziale von Telematik, autonomes Fahren und die Folgen für die Versicherungsbranche diskutiert. Die Entwicklungen im Telekommunikations- und Automobilbereich schreiten unaufhaltsam voran und die Kfz-Versicherungsbranche muss Schritt halten, um nicht von anderen Marktteilnehmern überholt zu werden. Als einer der ersten Anbieter hat sijox vor über zwei Jahren den Telematik-Tarif AppDrive auf den Markt gebracht. Auf der 7. Fachkonferenz „Telematik in der Kraftfahrtversicherung“ der Versicherungsforen Leipzig am 7. und 8. März 2017 (www.versicherungsforen.net/telematik) berichtet John-Sebastian Komander, Leiter Marketing und Kommunikation bei sijox, von den Erfahrungen mit AppDrive. Im Interview gab er vorab Einblicke, wie ein Telematik-Tarif funktionieren kann.

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John-Sebastian Komander. Foto: Xing/Sijox Versicherungsbote: Sijox war nach der Sparkassen DirektVersicherung der zweite deutsche Versicherer, der seinen Kunden einen Telematik-Tarif angeboten hat. Seit rund zwei Jahren ist AppDrive nun verfügbar. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

John-Sebastian Komander: Das stimmt, sijox war „second through the door“ bei den Telematik-Tarifen in Deutschland. Allerdings sind wir auch der Anbieter mit dem ältesten Tarif, der noch am Markt und erfolgreich ist. AppDrive, so heißt unser Telematik-Tarif, geht jetzt in sein drittes Jahr und wir sind bisher sehr zufrieden, wie sich das Projekt entwickelt hat. Neben dem Anreiz am Ende des Jahres Geld von seiner Kfz-Versicherung zurück zu bekommen, freut uns immer wieder, wenn Kunden sich über die begleitende Wirkung von AppDrive äußern. Das Lieblingszitat eines Kunden in diesem Zusammenhang ist: „Nach dem begleiteten Fahren fühlt es sich so an, als hätte ich immer noch einen Mitfahrer, der mit Tipps gibt.“ Wir nennen das Prevensurance – eine Versicherung, die schon im Vorfeld versucht, den Versicherungsfall durch nützliche Services erst gar nicht eintreten zu lassen. Für uns als Versicherer ist das Hauptlearning aus AppDrive: Junge Menschen sind gewillt, ihre Daten mit uns zu teilen, wenn sie dadurch einen echten Mehrwert haben.

Ihr Angebot AppDrive ist speziell für Kunden unter 30 Jahren konzipiert. Geht die jüngere Generation freigiebiger mit ihren Daten um? Oder führen Sie mit den jungen Kunden die gleiche Diskussion um die Verwendung von Nutzungsdaten, wie mit älteren?

Wir haben, um ehrlich zu sein, nie eine Diskussion mit unseren Kunden zum Thema Datenschutz führen müssen – sehr wohl aber natürlich intern oder mit der (Fach-)Presse. Es ist sicherlich von Vorteil, dass unsere Kunden überwiegend jünger sind, weil sie anders mit digitalen Angeboten aufgewachsen sind. Allerdings ist einem 25-jährigen Datenschutz und Datensparsamkeit genauso wichtig wie einem 50-jährigen. Der junge Mensch geht nur differenzierter an die Sache heran – schaut also genau hin, welche Daten wofür genutzt werden – bevor er sich entscheidet und vorverurteilt Services wie Telematik-Tarife nicht direkt als per se schlecht. Als Versicherer müssen wir für diese Zielgruppe jedoch auch differenziertere Antworten auf ihre Fragen finden – gerade weil junge Menschen erst einmal nicht pauschal für oder gegen die Nutzung ihrer Daten sind. Wichtig war uns, direkt zu Beginn der Entwicklung von AppDrive sowohl unseren hauseigenen Datenschutzbeauftragten als auch Vertreter unserer Zielgruppe mit ins Boot zu holen – um alle Stakeholder möglichst früh in den Prozess einzubinden und so nicht an ihnen vorbei zu entwickeln.

Welche Stellschrauben müssen gedreht werden, damit Telematik-Tarife eine breitere Akzeptanz bei den Kunden erhalten?

Die Stellschrauben hin zu einer breiteren Akzeptanz drehen die Kunden schon selbst – durch ein immer größeres Vertrauen in digitale „Helfer“ wie Fitnessarmbänder, Assistenzsysteme wie Amazon Echo oder eben Telematik-Tarife. Wir als Versicherer, nicht nur im Kfz-Bereich, müssen das uns entgegen gebrachte Vertrauen durch Datensparsamkeit nicht unnötig ausnutzen und durch Datenschutz entsprechend absichern. Noch wichtiger ist jedoch, dass wir Angebote schaffen, die für die Kunden Sinn machen, die technisch und tariflich für alle Seiten zufriedenstellend funktionieren und einen Mehrwert bieten.

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Wir sind als Versicherer in einer tollen Position, denn wir haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber reinen Anbietern von digitalen Services wie Fitnessplattformen oder Apps, die den Spritverbrauch berechnen: Wir können unseren Kunden weitergehende Leistungen anbieten. Mit einem Telematik-Tarif sehen sie ja nicht nur, wie gut sie gefahren sind, sondern bekommen zudem ihren Schaden bezahlt, wenn mal nicht alles glatt gelaufen ist.

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