„Zeig mir, wie du fährst – und ich sage dir, wie viel du sparen kannst!“ So lässt sich grob vereinfacht das Prinzip der Telematik in der Autoversicherung erklären. Der Nutzer erklärt sich bereit, über eine Black Box oder Smartphone-App sein Fahrverhalten aufzeichnen zu lassen und an den Versicherer zu übertragen. Wer vorsichtig fährt, in der Kurve vom Gas geht und nicht oft abrupt bremst, kann mit Ersparnissen bei der Prämie rechnen.

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Aus wegen der hohen Kosten

In der Versicherungsbranche wird die Telematik als Zukunft der Autoversicherung gepriesen. Doch ausgerechnet der Pionier auf dem deutschen Markt, die Sparkassen DirektVersicherung AG, hat sein Angebot zum Jahresende 2015 einstellen müssen. Anlass seien die hohen Kosten für die Technik gewesen, wie Jürgen Cramer, Vorstand des öffentlichen Versicherers, auf Anfrage von Versicherungsbote bestätigte.

„Ein System, das 100 Euro pro Kunde und Jahr kostet, ist bei 440 Euro Durchschnittsprämie auf dem deutschen Autoversicherungsmarkt einfach zu teuer“, sagte Cramer. Ärgerlich sei dies auch deshalb, weil man die Zufriedenheit der Kunden evaluiert habe und die Rückmeldungen positiv gewesen seien. „Wir haben den Tarif von den Kunden ähnlich wie mit Schulnoten bewerten lassen und dabei überwiegend hervorragende Kritiken bekommen. Viele Kunden vergaben eine Eins oder eine Zwei“, berichtet Cramer.

Die Sparkassen DirektVersicherung war der erste deutsche Versicherer mit einem Telematik-Tarif in der Autoversicherung, bereits vor 2 Jahren ging sie damit an den Start. Zunächst blieb das Angebot auf 1.000 Verbraucher begrenzt, da man Kosten und Zufriedenheit evaluieren wollte. Mit negativem Ergebnis auf der Kostenseite, wie sich nun zeigt. Für die Messung der Daten kooperierte die S Direkt mit den Mobilfunkanbietern Telefonica und O2.

Warteliste und Sondierungsgespräche

Von der Telematik will sich die S Direkt aber noch nicht verabschieden. „Wir arbeiten an einem Nachfolgeprodukt und führen im Moment Sondierungsgespräche mit mehreren Mobilfunk-Anbietern“, erklärt Cramer. Wichtiges Ziel hierbei: Die Kosten für die technische Ausstattung und Datenauswertung drücken. Im Moment bietet der Sparkassen-Versicherer eine Warteliste auf seiner Webseite an, auf der sich interessierte Kunden für den neuen Tarif vormerken lassen können – sollte es ihn denn geben.

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Bedeutet das Aus einen Rückschlag für die Telematik im Allgemeinen? Im letzten Jahr kündigten mehrere Versicherer die Einführung von „Pay as you drive“-Tarifen an, unter anderem die VHV, HUK Coburg, Axa und Itzehoer. Wurden diese Pläne zunächst mit großem Medienecho begleitet, ist es nun recht ruhig geworden hinsichtlich der neuen Angebote. Eine Studie der Unternehmensberatung Towers Watson kam zu dem Ergebnis, dass sich jeder zweite deutsche Autofahrer grundsätzlich eine Nutzung der Technik vorstellen könne. Ein Hindernis für die Einführung seien neben datenschutzrechtlichen Bedenken – die Kosten für die Technik und Datenauswertung.

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