In seinem Grußwort an die über 200 Teilnehmer umriss Prof. Dr. Volker Gruhn (Universität Duisburg-Essen), der zusammen mit Dr. André Köhler (Versicherungsforen Leipzig) die fachliche Leitung des Kongresses übernahm, die Problemfelder, die die Versicherer zu einer Neuausrichtung ihrer IT zwingen.
Die zunehmende Nutzung mobiler Endgeräte führe dazu, dass Versicherungen neue Komponenten in ihre IT-Landschaft integrieren müssen. Die Erwartungshaltung der Anwender bezüglich der Verfügbarkeit führe ebenso zu höheren Anforderungen wie die Vielfalt der Abnahmegeräte und Browser. Insbesondere für das Testen von Anwendungen stelle das einen nicht unerheblichen Kostentreiber dar.

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Erfahrungsberichte dazu kamen beispielsweise aus dem Haus der DEVK, der HUK-COBURG und der AWD GmbH, die interessante Impulse und Gesprächsstoff für die zweitägige Veranstaltung lieferten. So schilderte Frank Naumann, Abteilungsleiter Informatik bei der HUK-COBURG, seine Erfahrungen bei der strategischen Steuerung einer internen IT-Organisation. Er unterstrich, dass es dabei vor allem auf das geeignete Zusammenspiel der notwendigen Planungs- und Steuerungsinstrumente ankomme.

Über den Aufbau eines Test Centers berichtete Gottfried Rüßmann, Vorstand bei der DEVK. Handlungsbedarf sah er vor allem bei der erhöhten Testkomplexität, die durch die zunehmende Vernetzung der Anwendungslandschaft entsteht. Prof. Dr. Volker Gruhn vom Lehrstuhl für Software Engineering der Universität Duisburg-Essen skizzierte aus der wissenschaftlichen Perspektive, wie Agilität, Mobilität und spontane Vernetzung die Organisation, Prozesse und das Sourcing verändern.

Paradigmenwechsel eingeleitet

Die Entwicklung und Einführung von Tablet-PCs, Smartphones sowie sämtlichen mobilen Endgeräten begründete einen Megatrend, der nur noch bedingt steuerbar ist. Diese Ansicht vertrat Dr. Stephan Kaufmann, Geschäftsführer bei der AWD GmbH, in seinem Vortrag zum Thema „Mobile Systeme im Vertrieb“. Wurde eine Technologie in der Vergangenheit noch bewusst durch Unternehmen vorangetrieben, haben diese heute kaum mehr Einfluss auf ihre Weiterentwicklung. Vielmehr diktieren inzwischen Kunden und Vertrieb entsprechend der neuen Bedienphilosophie „always online“ die technischen Anforderungen. Die Funktionalität von Mobile Devices gehorcht heute jedoch nicht mehr zwingend dem Paradigma „form follows function“, sondern muss sich diese heute eher dem Design unterwerfen, was die Implementierung der Geräte in die Vertriebsprozesse zunehmend erschwere, so Kaufmann.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass v. a. die mittelgroßen Versicherungsunternehmen pragmatisch mit den Herausforderungen an neue IT-Architekturen und die Softwareentwicklung umgehen. Als ein Grundpfeiler der Wertschöpfungskette trägt die IT in Versicherungsunternehmen heute wesentlich zum Unternehmenserfolg bei. Dadurch hat sich die Rolle und Wahrnehmung der IT in den letzten Jahren stark gewandelt. Wurde ihre Funktion in der Vergangenheit primär in der Datenverarbeitung und -bewältigung gesehen, stellt sie heute einen erfolgskritischen Faktor bei der Unterstützung von operativen Prozessen und damit einen relevanten Wettbewerbsfaktor dar.

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Dennoch ist ein Großteil der IT-Systeme in deutschen Versicherungsunternehmen veraltet, wie Studien belegen. Noch zu wenige Unternehmen treiben die Anpassung der Systeme hin zu modernen serviceorientierten Architekturen voran. Das liegt zum einen an den häufig zu niedrigen IT-Budgets, zum anderen ist der Aufwand zur Integration in ältere Strukturen mitunter sehr hoch. Die Versicherer haben jedoch die Notwendigkeit erkannt, ihre vorhandene IT-Landschaft in moderne und flexiblere Lösungen zu überführen.

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