Wer Versicherungsanlageprodukte vermittelt, muss seine Kundinnen und Kunden im Beratungsgespräch auch danach fragen, ob sie Präferenzen in Sachen Nachhaltigkeit haben: folglich ein Produkt wünschen, dass ökologische Kriterien erfüllt. So schreibt es die überarbeitete Insurance Distribution Directive (IDD) und die Finanzanlagenvermittlungsverordnung (VersVermV) vor. Die Europäische Union will damit in ihren Mitgliedsstaaten durchsetzen, dass Banken und Versicherer nachhaltige Anlageprodukte vermehrt anbieten - und über die ökologische Bilanz ihrer Geldanlagen informieren.

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Dies war Anlass für den Bundesverband Finanzdienstleistung AfW, in seinem mittlerweile 16. Vermittlerbarometer zu fragen, wie es um das Wissen und die Weiterbildungsbereitschaft der Vermittlerinnen und Vermittler zum Thema Nachhaltigkeit bestellt ist. Insgesamt 1.108 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworteten die Fragen, rund 90 Prozent sind als Versicherungsmakler tätig. Das Ergebnis: Das Bewusstsein für das Thema ist durchaus vorhanden, dennoch besteht noch Bedarf an mehr Weiterbildung.

Können Versicherungsmakler wichtige Begriffe erklären?

In einem ersten Schritt hat der AfW gefragt, ob den Vermittlerinnen und Vermittlern wichtige Begriffe erklären können, die in der Kundenberatung zu nachhaltigen Versicherungsprodukten und Kapitalanlagen zentral sind. Diese Begriffe waren „ESG", „Taxonomie“ und „Greenwashing“. Erfreulich: Jeder zweite Vermittelnde (52 Prozent) hat kein Problem, diese Begriffe den Kunden zu erklären. Jeder Dritte (32 Prozent) hat jedoch bei mindestens einem Begriff Probleme mit einer verständlichen Erläuterung. Und jeder zwölfte Vermittler (8 Prozent) kann keiner der drei Begriffe erklären.

Insgesamt 1.108 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworteten die Fragen16. AfW-Vermittlerbarometer

„Das Thema ESG ist aufgrund anderer Ereignisse etwas in den Hintergrund gerückt. Dennoch sollte hierzu jeder professionelle Finanzdienstleister grundsätzliches Know-how aufweisen, allein schon deshalb, weil eine Pflicht zur Erfassung der Nachhaltigkeitspräferenzen beim Kunden besteht und man auf Nachfragen der Kunden qualifizierte Antworten parat haben sollte“, sagt Norman Wirth, Geschäftsführender Vorstand des Bundesverband Finanzdienstleistung AfW.

Nur eine knappe Mehrheit fühlt sich ausreichend informiert

Doch wie ist es um das Qualifikationsniveau der Vermittlerinnen und Vermittler bestellt? Darauf bezog sich eine weitere Teilfrage. Und sie lässt vermuten, dass auch die Weiterbildungsangebote noch ausbaufähig sind. So fühlt sich jeder dritte Befragte (34 Prozent) nicht ausreichend über das Thema Nachhaltigkeit informiert.

Lediglich eine knappe Mehrheit (54 Prozent) stimmt hingegen der Aussage zu, dass sie über ausreichend Know-how zu ESG-Themen verfügen. Immerhin zwei Drittel der Vermittler (66 Prozent) haben bereits ein mindestens mehr als ein einstündiges Grundlagenwebinar zur Nachhaltigkeit in der Versicherungs- oder Finanzanlagenvermittlung absolviert. Bedenklich: Mehr als jeder vierte Vermittler (28 Prozent) hat bisher keinerlei Weiterbildung zu Nachhaltigkeits-Themen wahrgenommen.

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Insgesamt 1.108 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworteten die Fragen.16. AfW-Vermittlerbarometer

Webinare sind mit Abstand das bevorzugte Weiterbildungsmedium, wenn es um Nachhaltigkeits-Themen geht. 72 Prozent der Befragten, die sich bereits weitergebildet haben, haben bereits hauptsächlich Webinare genutzt, um ihr ESG-Know-how zu stärken. Mit deutlichem Abstand folgen Präsenzveranstaltungen (13 Prozent) und E-Learning-Angebote aus der Konserve (11 Prozent), bei denen keine Interaktion stattfindet.

Die größte Rolle als Bildungsanbieter für Vermittler in nachhaltigen Fragen spielen die Maklerpools und Verbünde. 60 Prozent der befragten Vermittler nutzen deren Qualifikationsangebote. Beinahe ebenso relevant sind die Produktanbieter (53 Prozent). Etwas weniger gefragt sind private Weiterbildungsanbieter, die immerhin jeder sechste Vermittler (16 Prozent) nutzt.

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Hintergrundinformationen: Das jährliche AfW-Vermittlerbarometer wurde bereits zum 16. Mal mittels einer Online-Umfrage im November 2023 durchgeführt. Insgesamt 1.108 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworteten rund 50 Fragen zu ihrer Tätigkeit, ihrem Einkommen, der Regulierung und anderen aktuellen Fragen. Neun von zehn Befragten (89,1 Prozent) haben eine Erlaubnis für die Versicherungsvermittlung (§34d GewO), davon beraten rund 90 Prozent im Maklerstatus. 63 Prozent der Befragten verfügen über die Erlaubnis als Finanzanlagenvermittler/-in nach §34f GewO.

mit Pressematerial AfW
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