Acht Jahre lang stand Frank Grund an der Spitze der Versicherungsaufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin): in teilweise krisenhaften Zeiten, die zunächst von Niedrigzinsen, dann von Rekordinflation und plötzlich steigenden Zinsen geprägt waren. Er begleitete auch die Einführung des neuen Solvency II-Regimes. Ende September geht er nun in den Ruhestand. Auf der aktuellen Jahrestagung der Versicherungsaufsicht richtete er noch einmal mahnende Worte an die deutschen Versicherer - auch wenn sein Fazit insgesamt positiv ausfiel.

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Die Versicherungsbranche werde „künftig noch flexibler sein und noch schneller auf neue Entwicklungen reagieren müssen”, sagte Grund bei seiner Rede. Denn das politische, soziale, ökonomische und vor allem das technische Umfeld werde sich auch weiterhin wandeln. Die Branche müsse sich daher in permanenter Selbstreflektion üben und ihre Geschäftsmodelle immer wieder hinterfragen. Und er warnte die Branche vor Selbstgefälligkeit: „Was früher gut funktioniert hat, ist nicht unbedingt ein Rezept für die Zukunft“.

Was Grund mit Selbstgefälligkeit meinte, sprach er zwar nicht direkt an: Aber der scheidende Exekutivdirektor deutete in seiner Rede auf Konfliktfelder hin. Es seien „deutliche Anstrengungen“ notwendig, um sich besser gegen Bedrohungen der IT-Sicherheit zu wappnen: „Bedrohungen von innen und außen“, wie der Jurist ergänzte. Im Mai hatte die BaFin unter anderem die Axa Krankenversicherung mit einem Kapitalaufschlag öffentlich abgestraft, weil sie „schwerwiegende Mängel“ in der Geschäftsorganisation des Versicherers feststellte: Anlass waren Missstände bei der IT-Sicherheit. Zuvor war bereits die Allianz ins Visier der Aufseher geraten. Auch hier hatte die Behörde Mängel bei Prozessen und der IT der Allianz SE festgestellt - und einen Umbau von Teilen der Konzernstruktur gefordert.

BaFin-Chef Mark Branson würdigt Arbeit Grunds: und mahnt Versicherer

BaFin-Chef Mark Branson würdigte in seiner Eröffnungsrede die Arbeit Frank Grunds bei der Versicherungsaufsicht. Grund sei ein „Glücksfall“ für die BaFin, der mit seiner Arbeit die Behörde geprägt und die Transformation vorangetrieben habe. Die BaFin sei durch ihn "schneller, mutiger und risikoorientierter“ geworden. Grund habe zudem sehr früh erkannt, wie schwierig die Niedrigzinsphase insbesondere für Pensionskassen werden könnte. „“Es ist unter anderem seiner Weitsicht zu verdanken, dass es nur vereinzelt zu Leistungskürzungen kam”“, lobt Branson.

In Grunds Amtszeit hatte die BaFin auch wiederholt die Kosten von Altersvorsorgeprodukten der Versicherer kritisiert und unter anderem einen Provisionsdeckel befürwortet. Im Mai präsentierte die BaFin ein neues Merkblatt mit Wohlverhaltensregeln, die darauf zielen, allzu hohe Kosten bei den Lebensversicherern zu unterbinden. So müssen die Versicherer nun stärker den Kundennutzen der Verträge und die Angemessenheit der Kosten in den Blick nehmen: auch mit Blick auf vorzeitige Vertragskündigungen von Kundinnen und Kunden.

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Hier knüpft Branson an: Und macht deutlich, dass sich die Versicherer wohl auf weitere Verschärfungen werden einstellen müssen. In der Amtszeit von Frank Grund sei die Versicherungsaufsicht unter Solvency II neu ausgerichtet worden, führte Branson aus. „Wir haben in den vergangenen Jahren einiges getan, um unsere Solvenzaufsicht weiter zu verbessern“, so Branson. Heute habe die BaFin „eine der am meisten respektierten Solvenzaufsichten weltweit“. Das aber reiche nicht. "Die Kundinnen und Kunden brauchen nicht nur einen Anbieter, der nicht untergeht, sondern einen, der ihnen zudem ein passendes Produkt zu einem fairen Preis anbietet. Das können wir leider aus Erfahrung nicht nur dem Markt überlassen", sagt Branson.

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