Die Wirtschaftsauskunftei Schufa Holding AG ist bei vielen Bürgern berüchtigt. Wer dort mit einem negativen Eintrag registriert ist, gilt unter Umständen als nicht kreditwürdig. Er muss befürchten, nur schwer einen Kredit zu bekommen und Online-Bestellungen nicht per Rechnung bezahlen zu können. Für Unternehmer kann es das Aus bedeuten, wenn die Schufa ihnen eine negative Bonität bescheinigt. Kredite für Investitionen: Fehlanzeige. Und auch wer eine neue Mietwohnung sucht, hat mit einem negativen Schufa-Eintrag schlechte Karten.

Anzeige

Die Transparenz der Auskunftei stand wiederholt in der Kritik: auch deshalb, weil es es bei den Einträgen zu Fehlern kommen kann. Oft merken die Betroffenen gar nicht, dass sie einen negativen Schufa-Eintrag haben: erst, wenn zum Beispiel ein Kredit nicht gewährt wird oder Ratenzahlungen verweigert werden. Doch das soll sich künftig ändern. Die Schufa will Verbraucherinnen und Verbraucher informieren, wenn es in ihren Daten einen negativen Eintrag gibt. Das bestätigte Schufa-Chefin Tanja Birkholz gegenüber der „ZEIT“.

Dass es bei den Einträgen zu Fehlern kommen kann, musste Birkholz schon am eigenen Leib erleben. Sie selbst sei bereits Opfer von Identitätsbetrug geworden, weil eine unbekannte Person bei einem Vergleichsportal in ihrem Namen einen Kredit angefragt habe, berichtet die Schufa-Chefin. Ihr Score sei gut, werde aber dadurch gedrückt, dass sie gern neue Finanzprodukte ausprobiere und zu Testzwecken ab und an ein neues Konto eröffne. Das zeigt, wie die Bewertung von vielfältigen Faktoren abhängt: nicht nur von der Bonität.

Wer den Service nutzen will, muss sich aber bei der Schufa-App Bonify registrieren: und die App auch entsprechend aufs Smartphone laden. Zur Verfügung stehen soll die Info-Funktion bis zum Jahresende. Wenn Banken und andere Firmen falsche Daten an die Schufa übermitteln, ist die Auskunftei verpflichtet, diese sofort zu löschen. Allerdings müssen die Betroffenen hierfür nachweisen, dass der Eintrag zu Unrecht erfolgt ist.

Anzeige

Die neue App selbst erregt aber wieder das Misstrauen von Verbraucherschützern. Die Sorge: Sie könnte sich Zugriff auf noch mehr Daten verschaffen, um diese in ihrem Sinne zu verwerten. So ist geplant, dass Bürgerinnen und Bürger ab 2024 auch Einblicke auf das Konto gewähren können. Zwar müssen diejenigen ausdrücklich zustimmen, damit die Schufa auf das Konto schauen kann. Aber wird dies vielleicht zur Bedingung von Services gemacht? „Mit Einblick in Kontodaten würde die Schufa noch mächtiger werden, als sie es ohnehin schon ist. Die Schufa-Bewertung ist für Verbraucher wichtig“, zitiert dpa Gerhard Schick, den Gründer der Bürgerbewegung Finanzwende. Wenn es mit dem Kredit nicht klappt, muss das übrigens keineswegs an der Schufa liegen: In Deutschland gibt es weitere Auskunfteien, die Daten über Privatpersonen sammeln.

Anzeige