Das Hauptgeschäft der HanseMerkur, die private Krankenversicherung (PKV), ist in den vergangenen Jahren prächtig gelaufen. Die Prämieneinnahmen der Sparte stiegen von 2014 auf 2015 von 1,16 auf 1,30 Milliarden Euro. Ein Plus von 12 Prozent, während die PKV-Branche im Schnitte nur 1,4 Prozent zulegte. Und auch bei den Vollversicherten bilanzierte das nach Zahlen des Map-Report in den Jahren von 2010 bis 2015 mit einem Plus von knapp 65.000 Vollversicherten das zweitbeste Ergebnis hinter der Debeka.

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„Beteiligungsgestrüpp“

Letztere hat allerdings einen Beamtenbonus, weil die Staatsdiener praktisch alle eine PKV brauchen und die Koblenzer einen großen Marktanteil im öffentlichen Dienst haben. Zurück zur Hamburger HanseMerkur: Die ist zuletzt bei fast allen Kennzahlen zweistellig gewachsen, berichtete das Unternehmen im vergangenen Jahr. Am kommenden Mittwoch wird der Versicherer seine Zahlen für 2016 vorlegen. Und wenn es nach der „Zeit“ geht, dann sollte die Hanse „neben dem offiziellen Zahlenwerk noch eine weitere, inoffizielle Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr vorlegen“, schreibt das Blatt an diesem Mittwoch (€).

Das Wochenblatt berichtet über unklare Verhältnisse bei der Hanse-Vertriebspartner AG (HVP), einem im Jahr 2012 gegründeten Tochterunternehmen des Versicherers, und spricht von einem „Beteiligungsgestrüpp“. Unter dem Dach der HVP sammelte der Versicherer unter anderem verschiedene Vertriebsbeteiligungen, etwa an der Impuls AG (vormals werbend mit: „ist Ihre Versicherung auch zu teuer?“). Ebenfalls im HVP-Club mit meistens 50-Prozent-Anteil der HVP sind die Vertriebsfirmen Verticus AG und der Inpunkto AG.

Abwicklungsplattform Aurum in Liquidation

Eigentlich hätten auch diese beiden Unternehmen das 2014 gegründete Joint-Venture-Unternehmen Aurum, laut HanseMerkur-Geschäftsbericht 2014 „gemeinsame Abwicklungsplattform für die Beteiligungsgesellschaften“ zu einem Erfolg führen sollen, berichtet die „Zeit“. Aber inzwischen sei man untereinander „wohl derart verkracht“, dass sich das Unternehmen "inzwischen in Liquidation“ befinde. Dies erscheint nur als ein Beispiel dafür, dass die „riesige Vertriebsarmada“ (laut „Zeit“) in schweren Wettern segelt.

Ein Anzeichen für Probleme bei der HVP war auch der ungewöhnlich schnelle Abschied deren Chefs Peter Ludwig, der Ende des Jahres 2015 seinen Hut nehmen musste; ohne dass die HanseMerkur dafür seinerzeit Gründe abgab (der Versicherungsbote berichtete). War er beim Mutterhaus Hanse in Ungnade gefallen? Als Chef der HVP war Ludwig bis vor seinem Ausscheiden federführend für das Beteiligungsgeschäft. Dazu passt nicht: Bei der Impuls AG ist Ludwig weiter Chef des Aufsichtsrats, berichtet die „Zeit“.

Inzwischen macht dieses Unternehmen, vormals einer der größten Krankenversicherungs-Vermittler, „Riesenverluste“, meldet das Blatt. Dies bestätigen die Zahlen aus dem Jahresabschluss der Impuls AG: Für 2015 stehen als Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit -2,565 Millionen Euro und unter dem Strich ein Bilanzverlust 2015 in Höhe von gut sechs Millionen Euro. Rote Zahlen bei einer der wichtigen Beteiligungen der HVP.

„Insolvenz mutwillig herbeigeführt“

Der Medienunternehmer Dr. Rainer Demski, im Hauptberuf Chef der Münchener Firma NewFinance, war über das Gemeinschaftsunternehmen social markets AG ebenfalls unter dem Beteiligungsdach der HVP gelandet. Gemeinsames Ziel war es, mit dem Unternehmen den Vertrieb auf der Social-Media-Seite zu fördern. Gegenüber dem Versicherungsboten sagt er zu seinen Erfahrungen:

"Als wir 2012 mit der social markets im Netzwerk der HVP starteten, waren wir hoch motiviert, glücklich und voller Erwartung. Nach dem Ausscheiden von Peter Ludwig, das für uns alle - auch die anderen Vorstände - sehr überraschend kam, gab es endgültig keinen Anlass mehr zur Euphorie. Es macht mich mehr als traurig, dass sich die Dinge so komplett anders entwickelt haben als zu Beginn erhofft und geplant."

Umsatz der Tochter BD 24 im Jahr 2016 ist wichtige Kennzahl

In der „Zeit“ sagt Demski zu dem inzwischen insolventen Unternehmen Social markets: „So viel dürfen Sie schreiben: Diese Insolvenz ist mutwillig herbeigeführt worden“. Das Blatt berichtet ergänzend, die HanseMerkur habe sich hierzu nicht äußern wollen. Das Kredit-Engagement bei der insolventen Unister-Gruppe, Leipzig, in Höhe von laut „Zeit“-Bericht „mehr als 50 Millionen Euro“, dürfte inzwischen immerhin etwas an Sicherheit wenn nicht gar Geld gewonnen haben, weil das Reisegeschäft von Unister (etwa ab-in-den-Urlaub.de) als Sicherheit stehe (der Versicherungsbote berichtete).

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Für die Kooperation mit Unister hatte die HanseMerkur extra einen Reiseversicherer gegründet, die BD 24 Berlin Direkt Versicherung AG, die bereits im Jahr 2015 auf mehr als 36 Millionen Beitrag kam, wie die Hanse es im vergangenen Jahr zu ihren Jahreszahlen 2015 mitteilte. Am kommenden Mittwoch, wenn der Konzern über die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2016 berichtet, wird der Umsatz der BD 24 von Interesse sein; spiegelt er doch zu einem großen Teil wenigstens den versicherungstechnischen Erfolg und die Sicherheit des Unister-Kredits wider.

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