Vorstand Peter Ludwig ist gegangen - oder wurde er gegangen?

Peter Ludwig, einst Manager bei der HanseMerkur, dann Vorstand der 100% HanseMerkur Tochter "HVP HanseVertriebspartner AG" (HVP) hatte einen für die Finanz- und Versicherungsbranche eher merkwürdigen Abgang. Am Freitag letzte Woche konnte man auf der Homepage der Hanse Merkur dazu eine äußerst kurze Mitteilung lesen.

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Peter Ludwig sei „heute aus dem Unternehmen ausgeschieden“, verlautete die kurze Mitteilung der HanseMerkur. Kein Wort zu den Gründen, kein Zusatz wie z.B. "aus persönlichen Gründen", keine Floskeln wie "will sich neuen Aufgaben widmen" oder "Die HanseMerkur dankt Herrn Ludwig für ...".

Es gab auch kein "wie geplant" und auch kein "im gegenseitigen Einvernehmen". Der Original-Satz "Peter Ludwig (58), seit 2012 Vorstandsvorsitzender der HVP HanseVertriebspartner AG (HVP), ist heute aus dem Unternehmen ausgeschieden." klingt schlicht nach Rausschmiss. Zumindest wird die Redaktion des Versicherungsbote dieses Gefühl auch nach mehrmaligem lesen nicht los, wenn man sich die sonstigen Mitteilungen zum Abgang eines Vorstandes in der Finanz- und Versicherungsbranche vor Augen hält.

Sein Nachfolger an der Spitze der HVP ist mit sofortiger Wirkung Holger Ehses (45), seit 2007 Vorstand Kundenservice & Organisation der HanseMerkur Versicherungsgruppe - so wird von der HanseMerkur weiter mitgeteilt.

HanseMerkur Kredit an Unister - 40 Millionen im Feuer?

Die HanseMerkur hat dem finanziell angeschlagenen Online-Portal Betreiber Unister mit erheblichen Millionenbeträgen unter die Arme gegriffen, beginnend Ende des Jahres 2013. Damals sollen es 20 Millionen gewesen sein, im Jahr 2014 sollen weitere 20 Millionen geflossen sein. Laut Konzernabschluss hatte Unister im Geschäftsjahr 2013 seinen Jahresfehlbetrag auf minus 27,7 Millionen Euro ausgebaut, der Bilanzverlust zum Jahresende lag bei 34,1 Millionen Euro. Frisches Geld war bei Unister wohl dringend erforderlich.

Fader Beigeschmack

Schon damals wurde darüber spekuliert, dass der Deal einen faden Beigeschmack hat. Auf der Homepage von Geld.de "verdichteten" sich plötzlich die Angebote der BD24 Berlin Direkt Versicherung AG, um es vorsichtig auszudrücken. Pikant war, dass es sich bei Geld.de um eine Unister Tochter handelte und das die BD24 Berlin Direkt Versicherung AG eine 100-prozentige Tochter der HanseMerkur ist. 2015 stand die BD24 dann direkt wegen überraschender Beitrags-Abbuchungen bei ihren Kunden in der Kritik.

Verwirrung

Mitte 2015 wurde das Leipziger Vergleichsportal Geld.de dann an die hamburgische HanseMerkur "übergeben". Es wurde vermutet, dass damit der 40 Millionen Kredit getilgt bzw. zumindest teilweise zurück gezahlt wurde. Aber irgend etwas scheint bei dem Deal insgesamt schief gelaufen zu sein. Ansonsten lassen sich Sätze wie

  • Zudem seien die Darlehen bereits vor einiger Zeit fällig gewesen sein, berichtet das Blatt unter Berufung auf Insider weiter. Eine Rückzahlung sei allerdings ebenso wenig erfolgt wie eine Verlängerung. Stattdessen hingen die Dinge “völlig in der Schwebe”, selbst ein “regelrechter Showdown” solle hinter den Kulissen von statten gehen.

kaum erklären (Zitat aus Versicherungswirtschaft-heute).

Peter Ludwig hatte den Deal wohl eingefädelt

Ludwig soll damals den Millionen-Deal zwischen HanseMerkur und Unister eingefädelt haben. Nun ist er weg, der Herr Ludwig. Seit Freitagnachmittag darf kräftig spekuliert werden warum, weil nach Angaben von Handelsblatt die HanseMerkur dazu jede Aussage verweigert.

Noch mehr Geld im Feuer?

Pressemedien berichten, dass Ludwig unter der HVP durch Käufe und Beteiligungen eine ganze Armada von Krankenversicherungsvertrieben angesammelt haben soll, so z.B. die impuls Finanzmanagement AG. Ging hier die Rechnung auf? Oder ist es auch hier eher so, dass die ursprüngliche Kalkulation ins Wanken geraten ist? Stark zurückgehendes Geschäft im Bereich der privaten Krankenversicherung bei gleichzeitiger Stornierung von Kunden-Altverträgen könnten dazu beigetragen haben. Die HanseMerkur lässt indes auch dazu nichts verlauten.

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Am Beispiel der impuls Finanzmanagement AG läßt sich erahnen warum. Die Bilanz 2013 fördert einen Verlust von über 3 Millionen Euro zu Tage, die Bilanz 2014 ist zumindest im Unternehmensregister nicht veröffentlicht. Bei der inpunkto AG, an der die HanseMerkur über die HVP mit 50% beteiligt ist, steht für 2013 ein Verlust in Höhe von über 2 Millionen Euro in den Büchern. Die BBA GmbH Privates Deutsches Beratungsinstitut für Beamte und Anwärter aus Hürth (ebenfalls eine 50% Beteiligung) hat in 2013 knapp 1 Million Euro Verlust eingefahren. Auch die Bilanzen der inpunkto und der BBA für 2014 sind im Unternehmensregister noch nicht veröffentlicht.

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