Das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) hat das erklärte Ziel, die Abschlussprovisionen im Sinne des Kunden zu senken. Zwar ist keine Deckelung vorgeschrieben. Aber Versicherer können ab 2015 in den ersten fünf Jahren Vertragslaufzeit die Abschlusskosten nur zu 25 Promille statt bisher 40 Promille der Beitragssumme eines Vertrages steuerlich anrechnen. Wollen sie die Abschlussvergütung auf dem jetzigen Stand halten, müssen sie das Geld hierfür aus anderen Töpfen nehmen.

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Deshalb gehen Versicherungsexperten davon aus, dass die Lebensversicherer ihre Provisionsstruktur anpassen werden. Doch nur zögerlich geben die Anbieter bekannt, ob und in welchem Umfang sie die Vergütung zu ändern gedenken. Das ist wiederum ärgerlich für die Vermittler – sind sie doch von den Maßnahmen direkt betroffen.

Stuttgarter und Ergo wollen Abschlussprovision senken

Bereits im Oktober hatte die Stuttgarter Lebensversicherung a.G. bekannt gegeben, ab 2015 die Abschlussvergütung senken und im Gegenzug die Bestandscourtagen und -provisionen anheben zu wollen. So seien in den ersten fünf Versicherungsjahren je nach Laufzeit des Vertrages zwischen 20 bis 50 Prozent Verbesserung des Rückkaufswertes möglich, erklärte Ralf Berndt, Vorstand Vertrieb und Marketing bei der Stuttgarter. Der Kunde würde davon profitieren.

„Die Umsetzung dieser Anforderung ist alternativlos“, so Berndt im Interview mit Versicherungsbote. „Es gilt, diesen letzten Warnschuss des Gesetzgebers zu hören, sonst droht der Lebensversicherungsbranche eine gesetzliche Provisionsdeckelung, ein Provisionsverbot oder die Einführung eines Staatsfonds wie in Skandinavien. Das wäre der Tod der privaten Lebens- und Rentenversicherung in Deutschland.“

Auch Johannes Lörper, Vorstand der Ergo Lebensversicherung AG, berichtete bereits vor zwei Monaten, dass die Ergo eine Senkung der Abschlussprovision erwäge. Allerdings sprach sich auch Lörper für eine hohe Bestandsvergütung für Vermittler aus. „Stellen Sie sich nur einmal vor, man nimmt ihnen plötzlich fast 40 Prozent ihres Gehalts weg. Bei den Versicherern gibt es bereits verschiedene Modelle, um Provisionen für den Außendienst möglichst konstant zu halten“, sagte der Vorstand auf dem Nordbayerischen Versicherungstag der Universität Erlangen-Nürnberg.

Auch Arag und Württembergische wollen Vergütung ändern

Laut einem Bericht von FONDS professionell haben nun zwei weitere Versicherer bekannt gegeben, die Abschlussvergütung zu senken und gleichzeitig jene für die Bestände anzuheben. Einen entsprechenden Schritt habe die Württembergische Vertriebsservice (WVMV), Maklervertrieb der Württembergischen Versicherung, angekündigt. Auch die Arag Lebensversicherung a.G. werde diesem Beispiel zum 01. Januar 2015 folgen. Die Continentale denke ebenfalls über eine Senkung der Abschlussvergütung nach, wollte diesen Schritt aber nicht gegenüber FONDS Professionell bestätigen.

Wie stark werden Abschlussprovisionen gekürzt? Genaue Zahlen sind bisher kaum nach außen gedrungen. Die Arag etwa erklärt, Abschluss- und Bestandscourtagen werden mit den Maklern individuell vereinbart. Auf welche Größenordnung sich die Vermittler einstellen müssen, lässt aber das Beispiel Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung erahnen. Leben-Chef Markus Nagel hat im Gespräch mit Cash Online berichtet, dass der Versicherer seine Abschlussprovisionen um 15 Prozent senken werde. Im Gegenzug sollen auch hier die Vermittler eine höhere Bestandsvergütung erhalten.

Allianz hat sich noch nicht entschieden

Der Marktführer Allianz habe sich bisher nicht hundertprozentig entschieden, wie die Änderungen aussehen werden, berichtet FONDS Professionell. "Es werden Vergütungssysteme entstehen, die entweder die Haftzeiten verlängern oder einen Teil der Abschlussvergütung bei Produkten gegen laufenden Beitrag in der privaten Altersvorsorge über die Laufzeit verteilen", wird Thomas Wiesemann, zuständig für den Maklervertrieb der Allianz Leben, zitiert.

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Es ist zu erwarten, dass weit mehr Marktteilnehmer dem Beispiel folgen werden. Laut einer Umfrage des Blattes prüfen derzeit auch die Versicherer Axa, HDI, LV 1871 und die Ideal-Versicherung intern, wie hoch die ab dem 1. Januar 2015 fließenden Provisionen sein werden. Vermittler sollten aktiv bei den Versicherern anfragen, ob und wie sich die Vergütung ändert.

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