Die Trennung zwischen „klassischer“ Filialversicherung und Direktversicherung könnte beim Versicherer Gothaer bald der Vergangenheit angehören. Demnach plant die Gothaer, bis 2016 ihre Direktversicherungstochter Asstel in den Konzern zu integrieren. Der neue Gothaer-Chef Karsten Eichmann begründet den Schritt damit, dass Versicherungskunden einen Service auf allen Kommunikationswegen erwarten.

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“Das Verhalten der Kunden hat sich verändert“

“Das Verhalten der Kunden hat sich verändert, sie möchten sich nicht auf einen Kontaktpunkt beschränken“, sagte Eichmann im Interview mit dem Handelsblatt (Mittwoch). „Auch Kunden, die online eine Versicherung abschließen, wollen einen Vertrauensanker haben – den Berater vor Ort. Umgekehrt haben wir bei Asstel sehr fähige Call-Center-Mitarbeiter und Direktvertriebsexperten. Warum sollen wir die nicht auch für unsere Kunden einsetzen?“

Karsten Eichmann verneinte jedoch die Frage, ob das Modell der Direktversicherung -Vertrieb nur über Internet und Telefon- gescheitert sei. Allerdings würden die finanziellen Vorteile der Direktversicherungsgesellschaften sinken. Das Marktsegment sei sehr eng, wettbewerbsintensiv und mit hohen Akquisitionskosten verbunden. „Wir müssen uns von dem Gedanken lösen, dass es zwei Welten bei unseren Kunden gibt: eine mit denen, die die persönliche Beratung schätzen, und eine mit niedrigen Prämien“, so Eichmann.

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Gothaer verzeichnet 4,2 Milliarden Euro Beitragseinnahmen

Die traditionsreiche Gothaer Versicherung besteht bereits seit 1820 und nahm im letzten Jahr 4,2 Milliarden Euro an Beiträgen ein. Der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit gehört mit rund 3,5 Millionen Mitgliedern zu den größten deutschen Versicherungsunternehmen. Dr. Karsten Eichmann hat Anfang 2014 die Posten des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Dr. Werner Görg übernommen, der zehn Jahre lang die Geschicke des Konzerns lenkte. Zuvor war Eichmann u.a. im Vorstand der Generali tätig.

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