Hausratversicherung 2024: Souverän mit leichten Verschlechterungen

Quelle: DALL-E

Die Hausratversicherung galt lange als Komposit-Teilsparte mit der besten Schaden-Kosten-Bilanz. Wenngleich sie diesen Rang mittlerweile abgeben musste, schlägt sie sich weiter souverän. Versicherungsbote stellt Kennzahlen für das Geschäftsjahr 2024 vor.

Geht es um die Hausratversicherung, war es bislang weniger die Bilanz als ihre Größe, die den Anbietern Sorgen machte. Denn die Sparte galt lange als Musterbeispiel effizienter Kalkulation: 2019 lag die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio (CR) bei 72,59 Prozent, 2020 sogar bei 68,11 Prozent – Werte, die in der Kompositversicherung kaum eine andere Teilsparte erreichte. Die Hausratversicherung galt damit als verlässlicher Ergebnisträger, der half, schwächere Bereiche wie die Kfz- oder Wohngebäudeversicherung abzufedern. Ihr Nachteil jedoch: Mit einem Anteil von lediglich rund fünf Prozent an den gebuchten Bruttoprämien ist sie die kleinste der großen Kompositsparten – und ihr Beitrag zur Gesamtstabilität der Versicherer damit begrenzt.

Auch 2024 bleibt die Hausratversicherung die kleinste Teilsparte im Kompositbereich. Ihre Rolle als ertragsstärkste Linie hat sie inzwischen jedoch an die Unfallversicherung abgegeben. Diese weist im Branchenmittel eine Schaden-Kosten-Quote von 76,65 Prozent aus – während die Hausratversicherung mittlerweile bereits zum dritten Mal über der Marke von 80 Prozent liegt. Den ersten Ausschlag brachte 2021 die Flutkatastrophe im Ahrtal, die auch hier deutliche Spuren hinterließ: Damals stieg die Quote auf 89,62 Prozent. Nach einer kurzen Entspannung 2022 (74,42 Prozent) erhöhte sie sich 2023 auf 80,6 Prozent und 2024 leicht weiter auf 81,01 Prozent. Dennoch bleibt die Sparte insgesamt höchst auskömmlich – wenn auch ohne ihre frühere Glanzrolle. Einen Einblick in wichtige Kennzahlen der Hausratversicherung bietet der neue Branchenmonitor der V.E.R.S. Leipzig GmbH.

Dass sich die Schaden-Kosten-Quote der Hausratversicherung zuletzt leicht verschlechterte, dürfte mehrere Ursachen haben – zum Beispiel gestiegene Wiederbeschaffungskosten infolge der allgemeinen Inflation oder höhere Reparatur- und Handwerkerpreise. Hinzu kommt, dass moderne Haushalte mit teurer Elektronik und Smart-Home-Technik höhere Versicherungswerte aufweisen – und deren Beschädigung entsprechend kostspieliger ist. Jedoch zeigen die Werte auch, dass die Hausratversicherung fern von den Verwerfungen in der Wohngebäudeversicherung ist.

Leichtes Wachstum – aber kein Aufschwung

In den letzten Jahren tat sich die Hausratversicherung zunehmend schwer, neue Kunden zu gewinnen – und das zeigt sich auch 2024. Zwar stieg die durchschnittliche Zahl der Verträge leicht von 501.715 auf 509.860, also um rund 8.000 Policen, doch dieses Plus beruht auf wenigen wachstumsstarken Gesellschaften. Mehr als die Hälfte der Anbieter – insgesamt 26 der fünfzig größten – verloren im Bestand. Der Markt bleibt damit weitgehend gesättigt.

Auch die Beitragseinnahmen zeigen ein gemischtes Bild. Im Durchschnitt über alle fünfzig untersuchten Hausratversicherer stiegen die gebuchten Bruttoprämien von 65,28 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 68,52 Millionen Euro in 2024 – ein Plus von rund fünf Prozent. Auf den ersten Blick wirkt das solide, doch es spiegelt weniger eine steigende Nachfrage als vielmehr die Verteuerung der Policen wider: Die durchschnittliche Prämie je Vertrag erhöhte sich um 3,2 Prozent auf nunmehr 131,21 Euro. Über den Zeitraum 2019 bis 2024 ergibt sich sogar ein Beitragswachstum von 20,8 Prozent – bei insgesamt stagnierendem Vertragsvolumen. Die Hausratversicherung bleibt somit ein stabiles, aber reifes Segment.

Schadenaufwendungen steigen – Kostendisziplin stabilisiert Ergebnis

Bei den Schadenaufwendungen setzte sich 2024 der Aufwärtstrend fort. Im Durchschnitt über alle fünfzig betrachteten Hausratversicherer stiegen die Aufwendungen für gemeldete Schäden von 28,15 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 31,24 Millionen Euro, wie die Analyse von Maik Entrich im neuen Branchenmonitor Hausrat 2025 zeigt. Damit näherten sich die Werte wieder dem bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2021 an, als die Branche infolge der Ahrtal-Katastrophe 33,93 Millionen Euro verzeichnete. Entsprechend erhöhten sich auch die Schadenaufwendungen pro Vertrag auf 57,16 Euro (2023: 53,11 Euro), während die Schadenquote von 43,2 auf 45,2 Prozent zunahm.

Deutlich moderater verlief dagegen die Entwicklung der Betriebskosten. Mit durchschnittlich 23,22 Millionen Euro stiegen sie gegenüber dem Vorjahr nur leicht um 0,58 Millionen Euro an. Diese Stabilität zeigt sich auch in der Betriebskostenquote, die sich mit 35,8 Prozent leicht unter dem Vorjahreswert von 36,8 Prozent bewegt. Pro Vertrag lagen die Betriebsaufwendungen bei 46,76 Euro, nur 19 Cent höher als 2023.

Schaden-Kosten-Quote: Die auffälligsten Werte

Die Kombination aus leicht höheren Schadenaufwendungen und stabilen Kosten führte insgesamt zu einer geringfügigen Verschlechterung der Combined Ratio: Nach 80,6 Prozent im Jahr 2023 lag sie 2024 bei 81,0 Prozent. Auch das versicherungstechnische Ergebnis blieb stabil. Im Durchschnitt aller betrachteten Unternehmen verringerte es sich nur minimal – von 8,82 auf 8,67 Millionen Euro. Die entsprechende Ergebnisquote sank leicht von 12,8 auf 12,0 Prozent. Damit bleibt die Hausratversicherung zwar profitabel, erreicht jedoch nicht mehr die hohen zweistelligen Margen der Jahre 2019 bis 2022, als die Quote rund 20 Prozent betrug.

Nur drei Unternehmen mit einer CR über 100 Prozent

Auch 2024 zeigt sich die Hausratversicherung in ihrer Effizienz bemerkenswert stabil. Nur drei Gesellschaften überschreiten die kritische 100-Prozent-Marke – zwei mehr als im Vorjahr. Damit bleibt die Zahl der defizitären Anbieter auf niedrigem Niveau. Die Spannweite der Ergebnisse ist jedoch beachtlich: Während die besten Versicherer deutlich unter 60 Prozent liegen, müssen einzelne Marktteilnehmer teils zweistellige Verluste ausweisen.

Die besten Schaden-Kosten-Quoten 2024

Folgende Unternehmen können 2024 die niedrigsten (besten) Schaden-Kosten-Quoten ausweisen – und führen folglich die Tabelle der fünfzig größten Hausratversicherer an:

  1. VGH Landschaftliche Brandkasse: 55,28 Prozent (2023: 59,28 Prozent) – rückt von Rang zwei an die Spitze.
  2. Provinzial Nord Brandkasse: 55,66 Prozent (2023: 63,78 Prozent) – verbessert sich von Rang vier auf Rang zwei.
  3. Itzehoer Brandgilde: 55,95 Prozent (2023: 52,37 Prozent) – fällt von Rang eins auf Rang drei, bleibt aber in der Spitzengruppe.
  4. Cosmos: 61,11 Prozent (2023: 63,62 Prozent) – von Rang drei auf Rang vier.
  5. Provinzial Versicherung: 63,81 Prozent (2023: 64,48 Prozent) – verbessert sich leicht und steigt von Rang sechs auf fünf.
  6. LVM: 66,66 Prozent (2023: 69,63 Prozent) – klettert von Rang elf auf Rang sechs.

Die schwächsten Schaden-Kosten-Quoten 2024:

Am Ende der Tabelle stehen die drei Unternehmen, die eine Schaden-Kosten-Quote über 100 Prozent ausweisen müssen – hier reichen die Prämieneinnahmen nicht aus, um Schadenaufwendungen und weitere Kosten zu decken:

  • VHV: 100,19 Prozent (2023: 82,92 Prozent) – rutscht von Rang 29 auf 48.
  • Die Haftpflichtkasse: 102,95 Prozent (2023: 98,29 Prozent) – von Rang 48 auf Rang 49.
  • Arag Allgemeine: 108,68 Prozent (2023: 95,46 Prozent) – fällt von Rang 45 auf den letzten Platz.

Die Rhion Versicherung, die 2023 noch über der 100-Prozent-Marke lag (102,83 Prozent), verbesserte sich 2024 auf 98,29 Prozent.

Versicherungstechnisches Ergebnis: Die auffälligsten Werte

Während sich die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote 2024 erneut leicht verschlechterte, blieb das versicherungstechnische Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung) im Branchendurchschnitt nahezu stabil. Im Mittel aller fünfzig untersuchten Hausratversicherer verringerte es sich nur geringfügig – von 8,82 auf 8,67 Millionen Euro.

Die entsprechende versicherungstechnische Ergebnisquote, also das Verhältnis von Ergebnis zu verdienten Beiträgen, sank um 0,8 Prozentpunkte auf 12,0 Prozent. Damit bleibt die Sparte insgesamt profitabel, erreicht jedoch nicht mehr die hohen zweistelligen Ergebnisquoten der Jahre 2019 bis 2022, als sie im Bereich von rund 20 Prozent lagen.

Die besten versicherungstechnischen Ergebnisse 2024 (in Millionen Euro):

  1. LVM: 49,22
  2. HUK-Coburg VVaG: 40,64
  3. Provinzial Versicherung: 37,83
  4. Allianz: 36,26
  5. DEVK Allgemeine: 33,35
  6. Generali Deutschland: 23,71

Ausgewiesene Verluste: Die schwächsten versicherungstechnischen Ergebnisse 2024 (in Millionen Euro):

  • Bayerische Allgemeine: –0,40
  • VPV: –0,65
  • Interlloyd: –0,68
  • Barmenia Allgemeine: –1,00
  • Rhion Versicherung: –1,31
  • Signal Iduna Allgemeine: –1,79
  • Baloise Sachversicherung: –1,87
  • VHV: –2,74 (2023: +5,44)
  • Arag Allgemeine: –3,94 (2023: –0,73)
  • Die Haftpflichtkasse: –6,20 (2023: –7,05)

Hintergrund

Die hier präsentierten Zahlen und Analysen stammen aus dem soeben erschienenen Branchenmonitor Hausratversicherung 2025 der V.E.R.S. Leipzig GmbH. Die Studie untersucht die fünfzig größten Hausratversicherer Deutschlands und deckt damit rund 92 Prozent des Marktes ab. Erfasst werden Kennzahlen aus den Geschäftsjahren 2019 bis 2024, darunter Prämienentwicklung, Vertragszahlen, Schaden-Kosten-Quoten und versicherungstechnische Ergebnisse. Neben diesem Report stehen weitere aktuelle Branchenmonitore kostenpflichtig auf der Webseite der Leipziger Experten zum Download bereit.