Solvenzquoten in der Lebensversicherung: Was niedrige Werte aussagen

Quelle: DALL-E

Die LPV Lebensversicherung, eine Tochter der Talanx/HDI Deutschland, weist 2024 mit 35,5 Prozent die zweitschlechteste Basisquote im Markt aus – auch wenn das ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahreswert von nur 11,7 Prozent ist. Die verdienten Bruttobeiträge lagen bei rund 539 Millionen Euro (Rang 36 von 76). Davon entfielen 128 Millionen Euro auf fonds- und indexgebundene Produkte.

Der Vertragsbestand ist stark kollektivgeprägt: 28 Prozent entfallen auf Gruppenverträge, weitere 28 Prozent auf Risikoversicherungen. Der restliche Bestand teilt sich auf in 21 Prozent Renten- und Kapitalpolicen sowie 15 Prozent sonstige Produkte.

Die sehr niedrige Basisquote lässt sich in erster Linie auf die Ausrichtung des Unternehmens zurückführen: Das Geschäftsmodell ist auf Kollektivgeschäft und Kooperationen spezialisiert, häufig mit engen Margen und langlaufenden Leistungszusagen. Solche Strukturen erhöhen den Kapitalbedarf deutlich – gerade im Kontext von Solvency II. Zwar steigt die aufsichtsrechtlich relevante Solvenzquote unter Einbeziehung von Übergangsmaßnahmen auf 122,9 Prozent – formal ausreichend. Doch das fundamentale Verhältnis von Kapital zu Risiko bleibt angespannt.

Öffentliche Oldenburg: Regionale Begrenzung, niedrige Substanz

Die Öffentliche Lebensversicherungsanstalt Oldenburg kommt 2024 auf eine Basisquote von 59,6 Prozent – nach 87,0 Prozent im Vorjahr ein deutlicher Rückgang. Damit liegt das Unternehmen klar unter der aufsichtsrechtlich geforderten Mindestschwelle von 100 Prozent. Die verdienten Bruttobeiträge lagen bei rund 75 Millionen Euro, davon entfielen lediglich 7,5 Millionen Euro auf fondsgebundene Produkte. Mit Rang 67 von 76 zählt die Gesellschaft zu den kleineren Anbietern am Markt.

Als öffentlich-rechtlicher Regionalversicherer agiert das Unternehmen ausschließlich in einem klar abgegrenzten Geschäftsgebiet im Nordwesten Niedersachsens. Die begrenzte geografische Reichweite, die geringe Bilanzgröße und eine eher traditionelle Produktstruktur erschweren die Erfüllung moderner Solvenzanforderungen. Das erklärt auch die niedrige Basisquote.

Allerdings ist zu beachten: Die aufsichtsrechtlich relevante Solvenzquote – unter Berücksichtigung von Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassung – liegt bei 238,7 Prozent. Aus Sicht der Aufsicht ist die Handlungsfähigkeit also gesichert. Doch die Basisquote zeigt: Ohne Entlastungspuffer wird es bilanziell eng.

Concordia oeco: Schwache Quote, begrenzte Eigenmittelbasis

Mit einer Basisquote von nur 27,6 Prozent bildet die Concordia oeco Lebensversicherungs-AG 2024 das Schlusslicht unter den aktiven Lebensversicherern – und verzeichnet zugleich einen drastischen Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert von 102,1 Prozent. Die verdienten Bruttobeiträge beliefen sich auf rund 166 Millionen Euro, davon rund 23 Millionen Euro aus fondsgebundenem Geschäft.

Die Gesellschaft gehört zur Concordia-Gruppe und ist eng in die Konzernstruktur eingebunden. Zentrale Funktionen wie Kapitalanlage und Verwaltung dürften weitgehend konzernübergreifend organisiert sein – eine bei kleineren Lebensversicherern übliche Praxis.

Die Eigenmittelbasis fällt vergleichsweise schwach aus: Ein negativer Saldo in der Ausgleichsrücklage schmälert die anrechenbaren Eigenmittel deutlich. Zudem stammt ein nennenswerter Anteil der Eigenmittel aus ergänzenden Kapitalquellen, was sich in der Belastbarkeit der Quote niederschlagen kann. Hinzu kommen vergleichsweise hohe Kapitalanforderungen infolge versicherungstechnischer Schwankungen und Marktrisiken. Zwar steigt die relevante Solvenzquote unter Einbeziehung von Übergangsmaßnahmen auf 103,9 Prozent – also knapp über die aufsichtsrechtliche Mindestgrenze. Doch ohne diese Hilfen zeigt sich: Die Concordia oeco verfügt derzeit nur über eine begrenzte Risikotragfähigkeit auf Basis ihrer Substanz.