Solvenzquoten in der Lebensversicherung: Was niedrige Werte aussagen

Quelle: DALL-E

Die HDI Lebensversicherung weist 2024 eine Basisquote von 129,9 Prozent aus – ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahreswert von 109,0 Prozent, aber weiterhin unter dem Branchendurchschnitt. Mit rund 1,65 Milliarden Euro verdienten Bruttobeiträgen belegt HDI Rang 13 unter den Lebensversicherern. Besonders auffällig ist der hohe Anteil fondsgebundener Produkte: Über 952 Millionen Euro, also rund 57 Prozent des Prämienvolumens, entfallen auf diesen Bereich.

Auch in der Bestandsstruktur dominieren moderne Vertragsformen: 43 Prozent der Verträge gelten als „sonstige“, meist fondsorientierte Policen; hinzu kommen 21 Prozent Renten-, 8 Prozent Kapital- und nur 1 Prozent Risikoversicherungen. 26 Prozent betreffen das Kollektivgeschäft.

Die vergleichsweise niedrige Quote überrascht auf den ersten Blick, da fondsgebundene Produkte grundsätzlich mit geringeren Kapitalanforderungen verbunden sind. Bei HDI dürfte jedoch eine Rolle spielen, dass viele dieser Verträge mit garantieähnlichen Elementen kombiniert sind – etwa wählbaren Beitragsgarantien oder Rentenfaktorzusagen in bestimmten Tarifen. Solche Konstruktionen erhöhen den bilanziellen Aufwand. Hinzu kommt ein hoher Anteil an Kollektivverträgen, der traditionell mit erhöhtem Kapitalbedarf einhergeht. In der Summe ergibt sich eine Eigenmittelausstattung, die über der Mindestgrenze liegt, aber unter dem Marktdurchschnitt verbleibt.

Gothaer: Breites Portfolio, hohe Verpflichtungen

Die Gothaer Lebensversicherung erreicht 2024 eine Basisquote von 124,8 Prozent – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert von 147,2 Prozent. Mit rund 1,39 Milliarden Euro an verdienten Bruttobeiträgen liegt das Unternehmen auf Rang 19 im Markt. Etwa 305 Millionen Euro, also gut 22 Prozent, entfallen auf fondsgebundene Produkte. Die Vertragsstruktur zeigt eine breite Aufstellung: 28 Prozent des Bestands betreffen Rentenversicherungen, 17 Prozent klassische Kapitalversicherungen, 9 Prozent Risikopolicen. Weitere 22 Prozent entfallen auf sonstige (meist fondsgebundene) Verträge und 23 Prozent auf das Kollektivgeschäft.

Die vergleichsweise niedrige Quote erklärt sich aus der Kombination aus klassischen Garantietarifen und einem ausgeprägten Kollektivbestand. Beide Bereiche sind langfristig angelegt und führen zu hohen Rückstellungsanforderungen. Die Gothaer agiert als Allrounder mit traditioneller Aufstellung – was ökonomisch stabil sein kann, bilanziell aber anspruchsvoll bleibt.

Bayerische Vorsorge: Neustart mit Altlast

Die BY Bayerische Vorsorge Lebensversicherung liegt 2024 mit einer Basisquote von 107,8 Prozent am unteren Rand der Vergleichsgruppe – nach 135,5 Prozent im Vorjahr ein deutlicher Rückgang. Hintergrund ist ein fundamentaler Strategiewechsel: Nach Jahren im internen Run-off wurde das Neugeschäft zur Jahresmitte 2024 wieder aufgenommen.

Das Beitragswachstum fiel spektakulär aus: Das eingelöste Neugeschäft stieg von 13,3 auf 292,8 Millionen Euro – ein Plus von über 2.100 Prozent, fast ausschließlich gespeist aus Einmalbeiträgen. Die verdienten Bruttobeiträge lagen bei rund 337 Millionen Euro. Der Anteil fondsgebundener Produkte spielt bislang keine Rolle: Er lag 2024 bei lediglich 184.000 Euro.

Die Basisquote zeigt, dass die historisch gewachsene Bestandsstruktur weiterhin auf das Unternehmen wirkt. Kapitalintensive Altverträge mit Garantiezins bestimmen das Bild, auch wenn das Neugeschäft neue Impulse setzt. Ob der strategische Wiedereinstieg dauerhaft gelingt, bleibt abzuwarten – bilanziell bleibt die Bayerische Vorsorge vorerst durch Vergangenes geprägt.