Betrachtet man die Gesellschaften nicht nach Rechtsform getrennt, sondern zählt sie den Konzernmüttern zu, dann führen der Talanx-Konzern, die R+V, die Generali und die Allianz den Leben-Markt an. Nun also folgen noch Quoten und Kennzahlen der "großen Vier".
Talanx-Konzern: 4,88 Prozent Marktanteil
Mit einem Beitragsvolumen von rund 4,41 Milliarden Euro zählt der Talanx-Konzern 2024 zu den Schwergewichten der deutschen Lebensversicherung und belegt Rang 4 nach Marktanteilen – das entspricht 4,88 Prozent des gesamten Prämienvolumens. Die Gruppe tritt dabei mit mehreren Gesellschaften am Markt auf, die unterschiedliche Vertriebskanäle und Zielgruppen bedienen. Von der fondsstarken HDI Lebensversicherung über die risikoorientierte Targo und der Marke Hannoversche bis zur Neue Leben, die traditionell über Sparkassen kooperiert, bietet Talanx eine breit gefächerte Produktlandschaft.
HDI Lebensversicherung: Basisquote von 129,9 Prozent
Die HDI Lebensversicherung generiert 2024 Prämieneinnahmen von rund 1,65 Milliarden Euro, was Rang 13 unter den Lebensversicherern bedeutet. Die Basisquote liegt bei 129,9 Prozent (2023: 109,0 Prozent) – ein Wert unterhalb des Branchenschnitts. Über 57 Prozent der Einnahmen stammen aus fondsgebundenen Produkten – der höchste Anteil innerhalb des Konzerns. Im Bestandsmix dominieren fondsorientierte Policen mit 43 Prozent, dazu kommen 21 Prozent Renten-, 8 Prozent Kapital- und nur 1 Prozent Risikoversicherungen, sowie ein hoher Anteil an Kollektivverträgen (26 Prozent). Die niedrigere Solvenzquote könnte vor allem die kollektive Ausrichtung widerspiegeln, aber auch Ergebnis einer bewussten Eigenmittel-Streuung sein.
Targo Lebensversicherung: Basisquote von 277,2 Prozent
Die Targo Lebensversicherung erreicht 2024 Prämieneinnahmen von 1,05 Milliarden Euro, entsprechend Rang 23 im Markt. Die Basisquote liegt bei 277,2 Prozent (2023: 289,4 Prozent). Auffällig ist der sehr hohe Anteil an Risikopolicen, die 71 Prozent des Bestands ausmachen – ein wichtiger Treiber für die solide Quote. Dazu kommen 16 Prozent Kapitalversicherungen, 9 Prozent Rentenversicherungen und 4 Prozent fondsgebundene Produkte.
Hannoversche Lebensversicherung: Basisquote von 692,0 Prozent
Die Hannoversche Lebensversicherung erzielte 2024 Prämieneinnahmen von rund 1,02 Milliarden Euro, was Rang 24 unter den deutschen Lebensversicherern bedeutet. Ursprünglich als reiner Direktversicherer positioniert, setzt die Gesellschaft mittlerweile verstärkt auf einen Multichannel-Vertrieb. Die Basisquote bleibt mit 692,0 Prozent (2023: 663,4 Prozent) herausragend stark und stellt den dritthöchsten Wert der Branche dar. Wesentlicher Treiber ist der Fokus auf Risikoversicherungen, die 70 Prozent des Bestands ausmachen. Daneben entfallen 12 Prozent auf Kapital-, 8 Prozent auf Rentenversicherungen sowie 9 Prozent auf Kollektivverträge. Fondsgebundene Policen spielen mit 1 Prozent eine nur untergeordnete Rolle. Die auf biometrische Risiken spezialisierte Ausrichtung ermöglicht der Hannoverschen eine sehr effiziente Eigenmittelsteuerung mit vergleichsweise geringen Kapitalanforderungen.
Neue Leben Lebensversicherung: Basisquote von 109,6 Prozent
Die Neue Leben Lebensversicherung bringt 2024 Prämieneinnahmen von 691 Millionen Euro ein, womit sie Rang 29 unter den Lebensversicherern belegt. Die Basisquote beträgt 109,6 Prozent (2023: 132,5 Prozent) – der siebtschlechteste Wert im Markt. Auffällig ist der hohe Anteil fondsgebundener Produkte: Über 373 Millionen Euro, also mehr als die Hälfte der Einnahmen, stammen aus diesem Bereich. Auch im Vertragsportfolio zeigt sich eine moderne Ausrichtung mit 31 Prozent fondsnahen Verträgen, 25 Prozent Renten-, 17 Prozent Kapital- und 21 Prozent Risikoversicherungen. Die Neue Leben wurde 1954 gegründet und gilt als wichtiger Partner für die Sparkassenwelt. Die vergleichsweise niedrige Quote dürfte vor allem den Altgarantieverpflichtungen geschuldet sein, die weiterhin das Kapital binden.
R+V-Konzern: 7,67 Prozent Prozent Marktanteil
Mit verdienten Bruttobeiträgen von 6,94 Milliarden Euro in 2024 erreicht der R+V-Konzern einen Marktanteil von 7,67 Prozent – damit belegt er Rang 3 unter den größten Lebensversicherungsgruppen in Deutschland. Das Geschäft verteilt sich nahezu vollständig auf die R+V Lebensversicherung AG, ergänzt um kleinere Bestände der R+V a.G.
R+V Lebensversicherung AG: Basisquote von 309,9 Prozent
Die R+V AG vereint klassische Lebensversicherungen mit einem hohen Kollektivgeschäftsanteil von 40 Prozent, während fondsgebundene Policen 10 Prozent, Rentenversicherungen 28 Prozent, Kapitalversicherungen 9 Prozent und Risikopolicen 13 Prozent ausmachen. Die verdienten Bruttobeiträge lagen 2024 bei 6,87 Milliarden Euro – betrachtet man Gesellschaften nach Rechtsform getrennt, ist sie sogar zweitgrößter Lebensversicherer Deutschlands. Das Portfolio ist stark von Kollektivverträgen geprägt, die 40 Prozent des Bestands ausmachen – ein im Marktvergleich sehr hoher Wert. Daneben entfallen 28 Prozent auf Rentenversicherungen, 9 Prozent auf Kapitalversicherungen, 13 Prozent auf Risikopolicen und 10 Prozent auf fondsgebundene Produkte. Die Basisquote beträgt 309,9 Prozent (2023: 381,5 Prozent) und liegt damit knapp über dem Branchenschnitt. Die Quote reflektiert die stabile Kapitalausstattung des genossenschaftlich geprägten Unternehmens, wobei die hohe Kollektivlast tendenziell höhere Kapitalanforderungen erzeugt – was sich in einem gemäßigten Puffer im Vergleich zu weniger kollektivlastigen Wettbewerbern niederschlägt. Aus dieser Sicht ist die Solvenzquote durchaus als Erfolg zu betrachten.
R+V Lebensversicherung a.G.: Basisquote von 427,7 Prozent
Die R+V Lebensversicherung a.G. bleibt innerhalb der Gruppe ein Nischenanbieter mit 64 Millionen Euro verdienten Prämien, was Rang 68 von 76 am Markt entspricht. Der Bestand konzentriert sich nahezu vollständig auf klassische Lebens- und Rentenversicherungen mit Überschussbeteiligung – fondsgebundene Prämien werden nicht ausgewiesen. Die Basisquote liegt 2024 bei 427,7 Prozent (2023: 484,6 Prozent) und damit klar über dem Marktdurchschnitt. Aufgrund der geringen Marktgröße bleibt der Einfluss auf die Gesamtgruppe allerdings begrenzt.
Generali-Konzern: 8,96 Prozent Marktanteil
Der Generali-Konzern behauptet sich auch 2024 als zweitgrößter Lebensversicherer am deutschen Markt: Zusammengenommen erzielen die Töchter ein Beitragsvolumen von rund 8,11 Milliarden Euro, was einem Marktanteil von 8,96 Prozent entspricht. Der Konzern ist breit aufgestellt – mit Schwerpunkten im Bereich fondsgebundener Altersvorsorge und biometrischer Absicherung. Die Solvenzquoten der einzelnen Gesellschaften zeigen ein differenziertes Bild, das die Vielfalt der Geschäftsmodelle innerhalb der Gruppe widerspiegelt.
Generali Lebensversicherung: Basisquote von 305,6 Prozent
Die Generali Lebensversicherung bleibt mit 6,35 Milliarden Euro Prämieneinnahmen der größte Lebensversicherer innerhalb des Konzerns (Rang 3 im Markt). Die Basisquote liegt 2024 bei 305,6 Prozent, nach 386,7 Prozent im Vorjahr – knapp unter dem Branchenschnitt. Im Vertragsmix dominieren fondsgebundene Produkte, die rund 68 Prozent der Bestände ausmachen, ergänzt durch 16 Prozent Renten-, 7 Prozent Kapital- und 6 Prozent Risikoversicherungen. Die konservative Kapitalausstattung resultiert aus der anspruchsvollen Produktstruktur mit hohen fondsgebundenen Anteilen, bleibt aber solide.
Cosmos Lebensversicherung: Basisquote von 106,2 Prozent
Die Cosmos Lebensversicherung ist der größte Direktversicherer im deutschen Lebensversicherungsmarkt – mit 1,40 Milliarden Euro verdienten Prämien (Rang 18). Die Basisquote beträgt 106,2 Prozent, womit sie sich unter den vier schwächsten Anbietern am Markt positioniert. Die Bestände sind klar fokussiert: 59 Prozent entfallen auf Risikoversicherungen, 22 Prozent auf Rentenpolicen, 16 Prozent auf fondsnahe Produkte. Mit ihrem schlanken, digitalisierten Geschäftsmodell und dem reinen Direktvertrieb setzt Cosmos auf Effizienz – die niedrige Quote dürfte Ausdruck einer bewussten, konzernweiten Eigenmittelsteuerung sein: Die regulatorischen Anforderungen werden erfüllt, ohne darüber hinausgehende Puffer vorzuhalten.
Dialog Lebensversicherung: Basisquote von 480,3 Prozent
Die Dialog Lebensversicherung steuert 354 Millionen Euro Prämien zum Konzern bei (Rang 45 am Markt) und weist eine Basisquote von 480,3 Prozent aus – damit gehört sie mit Rang 14 bei den Basisquoten zu den solvenzstärksten Anbietern der Branche. Die Gesellschaft agiert als spezialisierter Maklerversicherer innerhalb der Generali-Gruppe und fokussiert sich nahezu ausschließlich auf biometrische Produkte. Der Vertragsbestand ist entsprechend geprägt: 83 Prozent der Verträge entfallen auf Risikolebensversicherungen, 6 Prozent auf Rentenversicherungen, 11 Prozent auf Kollektivverträge. Die starke Quote reflektiert die schlanke Tarifstruktur und das risikoarm kalkulierte Produktangebot – wobei der Begriff „risikoarm“ sich hier auf die kalkulatorische Risikoeinschätzung und die niedrigen Kapitalanforderungen dieser Policenart bezieht, nicht auf das versicherte Risiko selbst. Die Dialog profitiert von ihrer klaren Positionierung im Maklermarkt und einer vergleichsweise effizienten Eigenmittelsteuerung.
Allianz-Konzern: 26,68 Prozent Marktanteil
Mit einem Marktanteil von 26,68 Prozent und Beitragseinnahmen von rund 24,13 Milliarden Euro ist der Allianz-Konzern unangefochtener Spitzenreiter am deutschen Lebensversicherungsmarkt. Damit vereint die Allianz mehr als ein Viertel des gesamten Markts auf sich – eine dominante Stellung, die durch ihre starke Position im Einmalbeitragsgeschäft noch zusätzlich unterstrichen wird. Laut einer Analyse der Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV 04/2025) steuerte die Allianz Leben 2024 fast die Hälfte aller Einmalbeiträge der Branche bei – ein entscheidender Wachstumsfaktor in einem ansonsten stagnierenden Marktumfeld.
Allianz Lebensversicherung: Basisquote von 182,5 Prozent
Die Allianz Lebensversicherung AG ist mit 23,9 Milliarden Euro Beitragseinnahmen (Rang 1 unter allen Gesellschaften) das Flaggschiff der Gruppe. Die Basisquote beträgt 182,5 Prozent (2023: 198,4 Prozent) – ein solider Wert, der deutlich über der aufsichtsrechtlichen Mindestanforderung liegt, im Vergleich zum Branchendurchschnitt von 308,6 Prozent jedoch unterdurchschnittlich ausfällt. Im Portfolio dominieren Rentenversicherungen mit 44 Prozent sowie Kollektivverträge mit 30 Prozent – klassische Produkte mit langfristigen Garantien bleiben damit ein Schwerpunkt des Bestands. Fondsgebundene Tarife machen 12 Prozent aus, während Risikolebensversicherungen mit lediglich zwei Prozent eine Nebenrolle spielen – für diese Sparte ist primär die kleinere Konzerntochter Deutsche Lebensversicherung zuständig. Die vergleichsweise niedrige Basisquote reflektiert vor allem die hohen Kapitalanforderungen aus dem garantielastigen Altbestand sowie den ausgeprägten Kollektivanteil – wobei die absolute Kapitalausstattung der Allianz Leben weiterhin auf sehr hohem Niveau bleibt.
Deutsche Lebensversicherung AG: Basisquote von 492,1 Prozent
Die Deutsche Lebensversicherung AG ergänzt die Gruppe als Spezialistin für biometrische Risiken und Kollektivgeschäft. Mit rund 237 Millionen Euro Beitragseinnahmen (Rang 52 am Markt) ist sie eine der kleineren Gesellschaften innerhalb des Konzerns. Die Basisquote liegt 2024 bei 492,1 Prozent (2023: 532,2 Prozent) – damit zählt sie zu den solvenzstärksten Anbietern der Branche. Der Vertragsbestand ist stark fokussiert: 81 Prozent entfallen auf Risikoversicherungen, weitere 18 Prozent auf Kollektivverträge. Fondsgebundene und kapitalbildende Produkte spielen keine Rolle. Die hohe Quote spiegelt die schlanke Produktstruktur wider, bei der Kapitalanforderungen durch den Verzicht auf langlaufende Garantien vergleichsweise niedrig ausfallen. Im Konzern übernimmt die Deutsche Lebensversicherung gezielt Aufgaben in der biometrischen Absicherung, insbesondere im Gruppen- und Firmengeschäft.
Hintergrund
Die verwendeten Daten zu Solvenzquoten und Prämieneinnahmen stammen aus dem MAP-Report Nr. 939 von Franke und Bornberg. Der Report analysiert die Solvenz- und Finanzberichte (SFCR) der Lebensversicherer für das Geschäftsjahr 2024 und kann kostenpflichtig online bezogen werden. Darüber hinaus liefert der Report umfassende Zeitreihen und weitere Kennzahlen zur finanziellen Lage und Kapitalausstattung der Versicherer für den Zeitraum von 2015 bis 2024. Die Prämien und Quoten wurden für diese Analyse auf Konzernebene von Versicherungsbote zusammengeführt – dies weicht in einigen Fällen von den Einzelwerten nach Rechtsform ab. Ergänzend wurden Daten aus dem Branchenmonitor Lebensversicherung der V.E.R.S. Leipzig (Stand 2023) zur Bestandszusammensetzung herangezogen. Diese Angaben bieten eine grobe Orientierung, um die Solvenzquoten im Kontext des jeweiligen Geschäftsmodells besser einzuordnen. Für eine fundierte Bewertung der Risikotragfähigkeit empfiehlt sich grundsätzlich die Betrachtung einer Vielzahl weiterer Kennzahlen – der vorliegende Beitrag ermöglicht daher lediglich einen ersten Einblick.