Mit der Neuberechnung der Übergangsmaßnahmen ist auch die Zeit der extrem aufgeblähten Quoten vorbei. Jahrelang hatte das Rückstellungstransitional bei vielen Lebensversicherern für beeindruckend hohe Solvenzquoten gesorgt – mit teils über 1.000 Prozentpunkten Differenz zwischen Basisquote und aufsichtsrechtlicher Anzeige. Reinhard Klages schreibt: „In den Vorjahren betrug der Unterschied zwischen der Basisquote […] und dem aufsichtsrechtlichen Nachweis vielfach mehr als 500 Prozentpunkte, nicht selten sogar weit über 800 bis hin zu 1.100 Prozentpunkten“ (Versicherungsbote berichtete).
Nach der Umstellung ist davon kaum noch etwas übrig: Der Unterschied zwischen Basisquote und aufsichtlicher Quote beträgt zum Bilanzstichtag 2024 im Durchschnitt nur noch 32,0 Prozentpunkte – ein Rückgang um über 90 Prozent. Damit rückt der Markt näher an die ökonomische Realität heran.
Was viele Jahre als Stabilität erschien, war in Wahrheit zu einem erheblichen Teil eine durch Übergangsmaßnahmen erzeugte Illusion der Überdeckung. Diese Maßnahmen – insbesondere das Rückstellungstransitional – dienten ursprünglich dem Zweck, den abrupten Übergang von alten zu neuen Solvabilitätsregeln abzufedern. Doch im aktuellen Zinsumfeld sind viele dieser Hilfen faktisch überflüssig geworden. Sie verschleierten über Jahre hinweg, wie viel Kapital tatsächlich ohne regulatorische Unterstützung verfügbar war – und wie groß die Abhängigkeit von bilanziellen Übergangserleichterungen bei einigen Anbietern geblieben ist.
Immer weniger Unternehmen nutzen Hilfen
Auch in der Anwendungspraxis der Hilfen zeigt sich ein klarer Kurswechsel. Der MAP-Report zählt:
- Von den 76 (Vorjahr 80) Lebensversicherern nutzen in 2024 nur noch 44 die Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen gemäß Paragraf 352 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) – im letzten Jahr waren es noch 50 Lebensversicherer;
- 22 Lebensversicherer nutzten 2024 ausschließlich die Volatilitätsanpassung, die naturgemäß nur wenige Prozentpunkte mehr einbringt als die Basisquote;
- ein einziges Unternehmen – die Credit Life – kombinierte Übergangsmaßnahmen bei Zinsstruktur und Rückstellungen;
- sieben Anbieter verzichteten vollständig auf jegliche Übergangshilfen: darunter Delta Direkt, DLVAG, Dortmunder, Ergo Vorsorge, Europa, Hannoversche und InterRisk.
Die Folge: Die aufsichtsrechtlich relevante SCR-Quote sinkt zwar spürbar – aber sie wird zugleich ehrlicher. Während der Markt 2023 im Schnitt noch bei 663,5 Prozent lag, beträgt der Wert mit Übergangshilfen 2024 nur noch 340,3 Prozent. Ohne diese Maßnahmen – also als Basisquote – liegt der Wert bei 308,6 Prozent.