Lebensversicherer im Stresstest der neuen Solvenzregeln - plötzlich ehrlich

Quelle: DALL-E

Die Basisquote zeigt, wie solide die Kapitalausstattung eines Unternehmens ist – ganz ohne regulatorische Hilfsmaßnahmen. Sie gilt daher als die ehrlichere Kennziffer. Der neue MAP-Report listet die Quoten sämtlicher Lebensversicherer auf, die 2024 SFCR-Berichte veröffentlicht haben – und zeigt: Einige Anbieter stehen auch ohne Übergangshilfen extrem gut da.

Hier die Top 10 der höchsten SCR-Bedeckungsquoten 2024 auf Basisquote (in Prozent):

  1. LVM: 730,1
  2. LV 1871: 715,7
  3. Hannoversche: 692,0
  4. WGV: 687,9
  5. Europa: 682,5
  6. SV: 682,5
  7. Ideal: 656,6
  8. Ergo Vorsorge: 625,0
  9. Provinzial: 591,5
  10. Stuttgarter: 581,7

Die SCR-Bedeckungsquote drückt hierbei aus, wie hoch das vorhandene Eigenkapital eines Versicherers im Verhältnis zum aufsichtsrechtlich geforderten Solvenzkapital ist. Dieses Kapital soll sicherstellen, dass das Unternehmen auch dann alle Verpflichtungen erfüllen kann, wenn ein außergewöhnliches Stressszenario eintritt – zum Beispiel ein massiver Zinsanstieg, ein Einbruch der Aktienmärkte oder eine deutliche Verschlechterung der Lebenserwartung.

Die zugrunde liegende Annahme: Das Szenario darf mit einer Wahrscheinlichkeit von höchstens 0,5 Prozent pro Jahr eintreten – also einmal in 200 Jahren. Eine Quote von genau 100 Prozent bedeutet, dass das Unternehmen gerade so ausreichend Eigenmittel für dieses Szenario vorhält. Liegt die Quote deutlich darüber, bestehen robuste Puffer. Liegt sie darunter, reicht das Eigenkapital im schlimmsten Fall nicht aus, um alle Verpflichtungen vollständig zu decken.

Kleine Anbieter mit hohen Quoten – ein Erklärungsversuch

Auffällig ist: Unter den Spitzenreitern mit den höchsten Basisquoten finden sich gleich mehrere kleinere Lebensversicherer mit Direktgeschäft – etwa Europa, Hannoversche, InterRisk oder Ideal. Ihre beeindruckenden Quoten haben allerdings weniger mit einer überdurchschnittlichen Kapitalausstattung zu tun, sondern sind vor allem strukturell bedingt.

Viele dieser Anbieter konzentrieren sich auf klar umrissene Sparten, allen voran die Risikolebensversicherung. Dieses Geschäft ist kalkulatorisch vergleichsweise risikoarm, da keine lang laufenden Garantien abgesichert werden müssen. Anders als bei klassischen Lebensversicherungen mit Rückkaufswert entstehen keine langfristigen Kapitalbindungseffekte – das verringert den Kapitalbedarf und steigert rechnerisch die Solvenzquote.

Auch der Geschäftsaufbau dieser Direktversicherer spielt eine Rolle: Sie agieren mit schlanken Verwaltungsstrukturen, kleinen Vertragsbeständen und ohne umfangreiche Altverträge mit hohen Zinsgarantien. Die hohen Quoten sind damit Ausdruck einer klar fokussierten Geschäftspolitik, nicht zwangsläufig ein Zeichen für besondere Krisenfestigkeit im Branchendurchschnitt.