Im Zuge des aktuellen Zinserhöhungszyklus sind auch die Anleiherenditen kräftig angestiegen – zwischenzeitlich hatten sie sogar ihre langjährigen Höchststände erreicht. Mittlerweile sind die Renditen zwar wieder etwas gesunken, liegen aber immer noch weit oberhalb des Niveaus, an das sich Anleger seit der globalen Finanzkrise 2008 gewöhnen mussten.

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Trotz aller kurzfristigen Unsicherheit ist zu erwarten, dass dieser Zinsanstieg für langfristig orientierte Anleger die beste wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung seit 20 Jahren darstellt. Denn eine Rückkehr zum Nullzins erscheint vorerst ausgeschlossen. Damit haben sich auch die Renditeerwartungen für Anleihen erhöht.

Vanguard-Prognose: 2,9 bis 3,9 Prozent jährliche Rendite in den nächsten zehn Jahren

Vanguard prognostiziert, dass Anleihen des Euroraums in den nächsten zehn Jahren eine nominale jährliche Rendite von 2,9 bis 3,9 Prozent erreichen werden. Vor Beginn des Zinserhöhungszyklus lag die Prognose noch bei einer annualisierten Rendite von -0,5 bis 0,5 Prozent.

Damit können Anleihen im Portfolio nicht mehr nur zu Absicherungszwecken eingesetzt werden, sondern dienen auch wieder als Ertragsquelle. Unsere Median-Renditeprognose erwartet deutlich höhere Renditen als vor Beginn der Zinserhöhungen. Für ein 60/40 Portfolio beispielsweise prognostiziert das Vanguard Capital Markets Model eine 10-jährige annualisierte Rendite von 4,5 Prozent im Median.

Einfache Wege, in Anleihen zu investieren

Einen einfachen Weg, in Anleihen zu investieren, bieten globale Rentenfonds. In Euro besichert lässt sich damit eine hohe Diversifikation abbilden. Ebenfalls spannend sind Anleihe-ETFs. Sie bilden wie Aktien-ETFs einen Index nach, in diesem Fall einen Rentenindex, der die Wertentwicklung einer Vielzahl von Anleihen zusammenfasst.

Moritz Schüßler ist Head of Intermediated Retail Germany bei Vanguard.Moritz Schüßler@Vanguard

Dabei weisen Anleihe-ETFs grundsätzlich die gleichen Vorteile auf wie entsprechende Produkte auf Aktienindizes. So investieren Anleger mit einem einzigen Anlageprodukt sehr kostengünstig in einen gesamten Markt oder ein Marktsegment und erzielen damit eine breite Streuung, ohne selbst eine große Zahl einzelner Anleihen kaufen zu müssen.

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Die Wertentwicklung des Index ergibt sich aus den regelmäßigen Zinszahlungen, die Anleihen mit unterschiedlicher Duration bieten, sowie aus der Kursentwicklung der Anleihen. Dabei fallen die Kursschwankungen über die Laufzeit je nach Marktsegment mehr oder weniger deutlich aus. Daher sollten Anleger wie bei Aktien-ETFs auch auf die Auswahl eines geeigneten Index achten.

Den Indizes liegen teils sehr unterschiedliche Auswahlkriterien zugrunde

Anleihe-ETFs, die Rentenindizes nachbilden, sind nicht so weit verbreitet wie Aktien-ETFs, und die zugrunde liegenden Indizes sind nicht so bekannt wie die gängigen Aktienbarometer wie der FTSE All-World, der S&P 500 oder der DAX. Dies kann für Anleger die Herausforderung darstellen, einen umfassenden Überblick über die Angebote zu erhalten und eine fundierte Auswahl zu treffen. Besonders weil den Indizes teilweise sehr unterschiedliche Auswahlkriterien zugrunde liegen.

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Grundsätzlich gilt auch hier das Gleiche wie für Aktien-ETFs: Für den Rentenanteil eines auf langfristigen Vermögensaufbau ausgerichteten Portfolios eignen sich am besten breit streuende Anleihe-ETFs. Ein weltweit diversifiziertes Anleihen-Investment lässt sich beispielsweise mit einem ETF auf den Bloomberg Barclays Global Aggregate Index umsetzen. Er enthält rund 30.000 Einzeltitel und dient als Referenzindex für die globalen Märkte festverzinslicher Anleihen mit Investment Grade Rating. Der Index bildet die Wertentwicklung von Staatsanleihen, regierungsnahen Anleihen, Unternehmensanleihen und verbrieften Anleihen ab. Nach dem schwierigen Zinswende-Jahr 2022 hat ein ETF, der in Euro gesichert war, im Jahr 2023 einen Gesamtertrag von 4,7 Prozent erwirtschaftet.

Auch Versicherungen bieten eine immer größere Auswahl an ETFs als Investmentbausteine

Genau wie Aktien-ETFs lassen sich Anleihe-ETFs einfach über die Börse handeln. Darüber hinaus bieten aber auch fondsgebundene Versicherungen eine immer größere Auswahl an ETFs als Investmentbausteine an, darunter auch breit streuende Anleihe-ETFs.

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Noch einfacher machen es sich Anleger mit Multi-Asset-Modellportfolios oder LifeStrategy-ETFs, die in ein gemischtes Portfolio aus Aktien und Anleihen investieren. Denn diese Fonds, bei denen Anleger zwischen unterschiedlichen Aktien- und Anleihequoten wählen können, stellen die ursprünglichen Gewichtungen der beiden Anlageklassen regelmäßig wieder her. Und dieses so genannte Rebalancing wirkt sich regelmäßig positiv auf die langfristige Performance aus, wie eine aktuelle Studie des Instituts für Vermögensaufbau belegt.

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