Versicherungsbote: Wie kann eine digitale Ausbildung das Image des Berufs des Versicherungskaufmanns verbessern?

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Basti KunkelBasti Kunkel...Versicherungsmakler, Spiegel-Bestseller-Autor und Ausbildungs-Botschafter für simpleclub.Artur DerrBastian Kunkel: Der Beruf Versicherungskaufmann/-frau zählt jedes Jahr aufs Neue zu den unbeliebtesten Jobs in Deutschland. Die Branche wirkt oldschool und wenig innovativ. Dabei ist sie unmittelbar mit den Veränderungen und Herausforderungen der Digitalisierung konfrontiert. Und es tut sich auch einiges. Indem Versicherer beispielsweise digitale Technologien in ihre Ausbildung integrieren, unterstreichen sie, dass sie die Zeichen der Zeit verstehen und Mitarbeitenden das bestmögliche Lernumfeld bieten wollen. Digitale Tools können die Effizienz in der Ausbildung und später im Berufsalltag steigern und vielleicht sogar die letzten Faxgeräte aus den Versicherungsbüros verbannen. Das würde dem Image sehr helfen und etwas von der “Verstaubtheit” wegnehmen. Es geht vor allem auch darum, die Innovation, die schon da ist (und hoffentlich noch kommt), kontinuierlich nach außen zu tragen, sodass sich die Wahrnehmung der Versicherungsbranche insgesamt zum Positiven ändern kann.
Auszubildende von über 250 Unternehmen lernen bereits mit der digitalen Lernplattform simpleclub. Versicherungen mit Kopf (VMK Versicherungsmakler GmbH) hat als digitaler Versicherungsmakler über 461.000 Follower*innen allein auf TikTok. Diese Zahlen sprechen für sich. Es besteht ein riesiger Bedarf an digitalen Angeboten und die Versicherungen müssen nachziehen.


Welche konkreten Vorteile siehst du in einer digitalen Ausbildung für angehende Versicherungskaufleute?

Alexander Giesecke: Drei wesentliche Vorteile sind:

  • Flexibles Lernen, das erlaubt, Lerninhalte jederzeit und überall abzurufen. Die Lernenden sind nicht an feste Lernzeiten und Orte gebunden, sondern können ihr Wissen dann überprüfen und erweitern, wenn sie Zeit und Energie haben.
  • Personalisiertes Lernen, das sich am Wissensstand der Lernenden orientiert und aufzeigt, woran weiter gearbeitet werden kann, um das Ausbildungsziel zu erreichen. Personalisierte Lernpfade visualisieren die Stärken, Schwächen und das Tempo der Azubis. Diese individuelle, personalisierte Einzelbetreuung kann ein Ausbilder so natürlich nicht für jeden Azubi einzeln parallel leisten.
  • Lebenslanges Lernen wird in einer sich schnell verändernden Welt immer wichtiger. Digitale Lernmittel sind ein wichtiges Werkzeug, um hier am Ball zu bleiben.

So wird nicht nur sichergestellt, dass Azubis besser auf die IHK-Prüfung vorbereitet sind, sondern es steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Azubis durch diese positive Lernerfahrung auch nach der Ausbildung im Unternehmen bleiben.

Inwiefern könnten digitale Lernmethoden dazu beitragen, das Interesse an diesem Berufsfeld zu steigern?

Alexander GieseckeAlexander Giesecke...Co-Founder und CEO von simpleclub.simpleclubAlexander: Digitale Lernmethoden eröffnen ganz neue Möglichkeiten, um das Berufsfeld kennenzulernen und einen realistischen Einblick in den Alltag zu bekommen. Im Vertrieb können beispielsweise Verkaufsgespräche simuliert werden. Diese simulierten Gespräche können später als Grundlage für Feedbackgespräche oder Zielvereinbarungsgespräche dienen. Digitale Lernmethoden schaffen außerdem ein risikofreies Umfeld, in dem Auszubildende Fehler machen und daraus lernen können, ohne reale Konsequenzen fürchten zu müssen. Diese Art des interaktiven Lernens fördert ein tieferes Verständnis.
Ganz nebenbei macht digitales Lernen auch einfach mehr Spaß. Viele junge Menschen haben simpleclub bereits in der Schule genutzt und wollen dieses moderne Lernumfeld nicht mehr missen. Mehr noch: Sie erwarten dieses Niveau auch für ihre Ausbildung!

Welche Rolle spielen deiner Meinung nach moderne Technologien in der Ausbildung von Versicherungskaufleuten?

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Bastian: Moderne Tools vereinfachen vieles, machen Abläufe effizienter und flexibler. Die Auszubildenden sparen so Zeit und können sich auf das konzentrieren, was wirklich zählt: ihre Ausbildung. Und auch ganz wichtig: Die Auszubildenden werden auf die digitale Arbeitswelt vorbereitet. Die Versicherungsbranche befindet sich mitten im digitalen Wandel. Umso besser, wenn der Umgang mit CRM-Systemen, Datenanalyse-Tools und digitalen Kommunikationsplattformen bereits in der Ausbildung erlernt wird. Meine eigene Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen war für die damaligen Verhältnisse zwar gut, aber in Gesprächen mit aktuellen Azubis - welche mir sehr oft über Instagram schreiben - wird sehr deutlich, dass es oft an zeitgemäßen Lernangeboten fehlt. Zwar freue ich mich darüber, wenn meine Erklärvideos von YouTube in den Berufsschulen laufen, allerdings wäre es noch besser, wenn interaktive Inhalte direkt z.B. über eine App in den Berufsschulunterricht und auch in das Lernen im Betrieb integriert werden könnten.

Kann digitale Ausbildung die Beratungsqualität steigern?

Wie könnte eine digitale Ausbildung dazu beitragen, die Beratungsqualität im Versicherungsbereich zu verbessern?


Alexander: Die Qualität der Beratung hängt vom Know-how der beratenden Person ab. Durch personalisiertes Lernen können die zukünftigen Beraterinnen und Berater schon in der Ausbildung an ihren individuellen Stärken und Schwächen arbeiten. Darüber hinaus kann bereits in der Ausbildung der Grundstein für digitale Kompetenz gelegt werden. Auch das wird die Qualität der Beratung maßgeblich beeinflussen – wie effizient digitale Tools eingesetzt werden oder auch nicht. Und auch, ob die Berater*innen über neueste Informationen und Trends Bescheid wissen. Zudem hat man eine Lernapp immer und überall in der Hosentasche mit dabei. Oder in anderen Worten: Wenn junge Menschen im Schnitt mehrere Stunden am Tag am Smartphone sind, dann macht es Sinn, dass man genau dort als Ausbildungsbetrieb auch stattfindet.

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Glaubst du, dass die Digitalisierung einen Einfluss auf die Arbeitsweise von Versicherungskaufleuten haben wird? Wenn ja, wie?

Bastian: Die Digitalisierung wirkt sich bereits heute auf den Alltag von Versicherungskaufleuten aus: Kundeninteraktion und -beratung über digitale Kanäle, Vertragsverwaltung via App oder Online-Schadensmeldungen und -bearbeitung sind nur ein paar wenige Beispiele dafür, was sich durch die Digitalisierung bereits verändert hat. Dieser Trend wird nicht abreißen, sondern in Zukunft an Relevanz gewinnen. Digitale Werkzeuge werden in Zukunft die Effizienz der Prozesse weiter steigern. Kundendaten können noch besser analysiert werden, wodurch die Berater:innen maßgeschneiderte Versicherungslösungen anbieten können. Zum einen muss man Azubis entsprechend auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereiten, zum anderen sollte man aber auch nicht unterschätzen, wie sehr junge Menschen bereits ein maximal digitales Arbeits- und Lernumfeld von ihrem Arbeitgeber erwarten.

Welche Hindernisse siehst du in der Einführung einer digitalen Ausbildung für Versicherungskaufleute?

Alexander: Eine große Herausforderung liegt in der Erwartungshaltung. Eine digitale Ausbildung kann zentrale Elemente der Ausbildung verbessern und Lernende unterstützen. Lernen ist und bleibt jedoch ein aktiver und auch sozialer Prozess, sodass auch in Zukunft die Ausbilderinnen und Ausbilder einen großen Einfluss auf den Ausgang der Ausbildung haben werden. Digitale Tools können Azubis zum Lernen motivieren und gleichzeitig die Ausbilder*innen entlasten. Entlasten, nicht ersetzen – das ist mir ganz wichtig!

Wie könnten etablierte Versicherungsunternehmen die digitale Ausbildung ihrer Mitarbeiter fördern?

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Bastian: Die Basis sind technische Möglichkeiten, wie zum Beispiel eine Online-Lernplattform, die in die Ausbildung aktiv integriert wird. Die Plattform darf dann nicht als Add-on gesehen werden, sondern soll eine Ausbildung ermöglichen, die das Beste aus beiden Welten – digital und sozial – miteinander vereint. Da die Einrichtung und Pflege eigener Online-Lernplattformen kosten- und zeitintensiv ist, bietet sich die Investition in etablierte Mobile-Learning-Apps an. simpleclub hat mit Hilfe von Expert*innen spezifische E-Learning-Module für die Versicherungsbranche entwickelt. Ein Konzept, von welchem ich persönlich mehr als überzeugt bin und deshalb auch als Ausbildungs-Botschafter mit an Bord bin. Versicherungsunternehmen und andere ausbildende Unternehmen in der Versicherungsbranche müssen jetzt handeln und die Ausbildung attraktiver gestalten. Denn alle externen Umstände, wie z.B. (wahrgenommenes) Image und demografische Entwicklung spielen aktuell absolut gegen die Versicherungsbranche. Nur durch zeitnahes und zielgerichtetes Handeln wird man sich in der GenZ als attraktiver Arbeitgeber durchsetzen können.

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