Welche Auswirkungen psychische Erkrankungen auf die Leistungsfälle im Bereich der BU-Versicherung hat, hat sich die Debeka angeschaut. Dazu hat der Lebensversichererer seinen Bestand von etwa 426.000 gegen Berufsunfähigkeit Versicherten für das Jahr 2022 ausgewertet. Dabei seien die rund 1.075 neu eingetretenen Leistungsfälle aus dem Jahr 2022 genauer unter die Lupe genommen worden. Der Versicherer hat im Jahr 2022 rund 69,1 Millionen Euro Rente an Menschen gezahlt, die Leistungen aus der Berufsunfähigkeitsversicherung beziehen. Empfänger waren 7.931 Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen ihre Arbeit nicht mehr – oder nur noch eingeschränkt – verrichten konnten. Davon waren 7.067 Vollinvalide und 864 Teilinvalide.

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Der Anteil der psychischen Störungen bleibt die Ursache Nummer eins, wenn Menschen berufsunfähig werden. Im Vergleich zur Auswertung von 2022 ist der Anteil der Leistungsfälle wegen psychischer Erkrankungen spürbar gestiegen. Damals hatte der Anteil noch bei 44,9 Prozent gelegen. In der aktuellen Untersuchung habe bei 47,5 Prozent der Leistungsfälle psychische Störungen der Grund für die Berufsunfähigkeit gesorgt.

Die Anzahl psychischer Erkrankungen als Hauptursache für Berufsunfähigkeit liege seit Jahren zwischen 40 und 45 Prozent, resümiert der viertgrößte Lebensversicherer in Deutschland. 2022 verzeichnete die Debeka jedoch ein Rekordniveau von 47,5 Prozent. „Der massive Anstieg psychischer Erkrankungen, der sich zunehmend auch bei der Berufsunfähigkeit bemerkbar macht, ist ein Alarmsignal in einer sich wandelnden Gesellschaft. Hier sieht man: Themen wie Work-Life-Balance und mehr Ausgleich bei mentalen Belastungen werden immer wichtiger. Gleichzeitig müssen diese Zahlen uns alle wachrütteln. Wir sollten mit psychischen Erkrankungen gesellschaftlich offener umgehen und dieses komplexe Krankheitsbild endlich aus der Stigmatisierung herausholen“, sagt Thomas Brahm, Vorstandsvorsitzender der Debeka.

Als zweitgrößten Grund für eine Berufsunfähigkeit führt der Versicherer mit 15,3 Prozent Neubildungen wie etwa Krebserkrankungen an. Mit 10,6 Prozent war der Bewegungsapparat knapp danach der drittgrößte Anlass, seinem Broterwerb nicht mehr nachkommen zu können. 2022 hatte der Anteil des Bewegungsapparates als Ursache für Berufsunfähigkeit noch bei 14,1 Prozent gelegen. Während körperliche Beschwerden lange Zeit die Berufsunfähigkeitsstatistiken prägten, hat zwischenzeitlich eine deutliche Verschiebung hin zu psychischen Erkrankungen stattgefunden.

Auch die Corona-Pandemie habe sich in der Berufsunfähigkeitsstatistik das zweite Jahr in Folge niedergeschlagen. Die Anzahl der Fälle ist aber auf einem überschaubaren Niveau: In 26 Fällen sei eine Covid-19-Erkrankung und deren Folgen Grund für eine Berufsunfähigkeit gewesen. Das macht bei den neu eingetretenen Leistungsfällen im Jahr 2022 etwa 2,4 Prozent aus. Im Vorjahr waren es insgesamt sechs Fälle.

Vergleich zu Morgen&Morgen-Zahlen

Im Vergleich zu den Zahlen des Analysehauses Morgen & Morgen ist der Anteil der psychischen Erkrankungen an den Leistungsfällen bei der Debeka übrigens deutlich höher. Laut der Zahlen des Unternehmens aus Hofheim am Taunus sei nur jeder dritte Leistungsfall (34,50 Prozent) auf Nervenerkrankungen zurückzuführen. Bei der Debeka sind es 47,5 Prozent der Leistungsfälle.

Zweithäufigster Grund für das Aus im Beruf sind laut der Studie Erkrankungen des Bewegungsapparates – also von Rücken, Gelenken, Muskeln oder Knochen. 20,10 Prozent der Versicherten wurden deshalb berufsunfähig. Typisch hierfür sind Osteoporose oder eine Arthritis. Auf Rang Drei der wichtigsten BU-Gründe platzieren sich Krebs und bösartigen Geschwülsten (17,35Prozent), gefolgt von sonstigen Erkrankungen mit 13,45 Prozent. Unfälle (7,60 Prozent) und Erkrankungen des Herzens (7,00 Prozent) bleiben in etwa auf dem Niveau der letzten Auswertungen.

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