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Lebensversicherer haben es aktuell – mal wieder – nicht leicht. Tobt doch noch immer ein Krieg in Europa. Die damit einhergehende Inflation hat sich zwar abgeschwächt: die Inflationsrate liegt im September 2023 bei 4,5 Prozent, die Inflationsrate für Lebensmittel bei 7,5 Prozent. Dennoch zeigen Umfragen wie eine jüngst veröffentlichte Umfrage des Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK, dass Menschen weniger konsumieren. Das wirkt sich auch auf die Nachfrage nach Lebensversicherungen aus.

Stille Lasten als neues Risiko

Denn in solchen Zeiten wird die langfristige Vorsorge und Absicherung tendenziell in die Zukunft vertagt. Hinzu kommen steigende Zinsen, die zwar langfristig Lebensversicherer entlasten – Anleihen im Sicherungsvermögen der Unternehmen werfen wieder mehr ab. Kurzfristig aber kommt es zum neuen Problem der "stillen Lasten" – der Marktwert der Anleihen, die im Niedrigzins- Umfeld getätigt wurden, sinkt unter den Kaufwert, da diese Anleihen nicht das aktuelle Marktpotenzial wiedergeben. Branchenweit sollen stille Lasten 150 bis 200 Milliarden Euro betragen (Versicherungsbote berichtete). Stille Lasten werden aber nur dann zu einem Problem, wenn Lebensversicherer die Anleihen nicht bis zum Ende der Laufzeit halten können – zum Beispiel, weil die Unternehmen in finanzielle Bedrängnis geraten.

DFSI bewertet erneut die Unternehmensqualität der Lebensversicherer

Falls Lebensversicherer tatsächlich Wertpapiere weit unter Kaufwert abstoßen müssten, wäre dies laut den Ratingexperten des Deutschen Finanz-Service Instituts (DFSI) „ein Horrorszenario“. Bisher würde es aber noch nicht danach aussehen, dass Gesellschaften dazu gezwungen wären. Trotz dieses Einwands aber hat das Deutsche Finanz-Service Institut die Lebensversicherer wieder einer gründlichen Prüfung unterzogen durch die Studie "Unternehmensqualität der Lebensversicherer 2023/24". Denn Neukunden sollten „beim Abschluss ihrer Police gezielt auf Anbieter setzen, die auch in den derzeitigen Turbulenzen gut dastehen und ein zukunftssicheres Geschäftsmodell vorweisen können“, erklären die Studienmacher.

Dreiunddreißig Serviceversicherer und drei Direktversicherer – rund 75 Prozent des deutschen Lebensversicherungsmarktes – wurden wieder untersucht (die gleiche Zahl wie im vergangenen Jahr).

Was wurde im aktuellen Rating gemacht?

Ziel der DFSI-Studie war es, Aussagen zum einen zur Produkt- und Servicequalität zu treffen, zum anderen aber auch die finanzielle Substanzkraft zu bewerten – und damit zu zeigen, wie stabil die Lebensversicherer für die Krise aufgestellt sind.

  • Anstatt bei der finanziellen Substanzkraft auf aufsichtsrechtlich relevante Solvenzquoten zu setzen, hat das Analysehaus eine eigene Kennzahl entwickelt – die Substanzkraftquote. Diese errechnet sich wie folgt: „Für die Substanzkraftquote addiert man zum doppelten Eigenkapital die freie Rückstellung für Beitragsrückerstattung (freie RfB) sowie ein Viertel der Bewertungsreserven und teilt diese Summe durch die Deckungsrückstellung (eingezahlte und verzinste Kundengelder).“

Die Substanzkraftquote fließt zu 50 Prozent in die Bewertung der finanziellen Substanzkraft ein. Hinzu kommt die Netto-Rendite des Versicherers (gewichtet mit 30 Prozent) und die Gewinndeklaration für das laufende Jahr (gewichtet mit 20 Prozent).

100 Punkte werden zunächst für die Teilbewertung vergeben. Sobald aber eine bereinigte SCR- oder Solvenzquote unter 100 Prozent liegt (und rechtliche Eigenmittelanforderungen demnach nicht erfüllt sind), werden durch die Tester 50 Bewertungspunkte abgezogen. In die Gesamtnote des Ratings fließt der Teilbereich finanzielle Substanzkraft aber nur zu 40 Prozent ein.

  • 100 Punkte werden auch innerhalb der Teilwertung zur Produktqualität vergeben – auch dieser Bereich fließt aber nur zu 40 Prozent in die Endwertung ein. Zum ersten bildete man hierfür eine Aggregation der Endnoten von Produkttests, die das DFSI in der Vergangenheit durchgeführt hatte. Zum anderen bewertete man die Vielfalt der angebotenen Produkte (wie viele unterschiedlichen Produkte standen für frühere Produkt-Tests zur Verfügung).

  • Am geringsten gewichtet – mit 20 Prozent – wird der Service. Dieser Bereich setzt sich aus den Bereichen Frühstornoquote, Spätstornoquote und Beschwerdestatistik laut BaFin zusammen. Um volle Punktzahl (erneut 100 Punkte) in dem Teilbereich zu bekommen, konnte ein Versicherer auch Bonuspunkte erwerben – sobald er zuvor bei Serviceumfragen gut abgeschnitten hatte.

Die drei Teilbereiche wurden letztendlich zu einer Gesamtnote zusammengefügt. Höchste zu erreichende Punktzahl waren auch für die Gesamtnote 100 Punkte. Wer über 90 Punkte erreichte, erhielt ein „Exzellent“ (AAA) als Bestnote. Wer zwischen 80 und 89,99 Punkte erhielt, wurde mit „Sehr gut“ (AA+) bewertet. So geht es weiter abwärts bis zur Note „Mangelhaft“ für 0,00 bis 9,99 Punkte (die freilich nicht vergeben wurde).

Die Rating-Sieger

Folgende Gesamtnoten wurden im Rating "Unternehmensqualität der Lebensversicherer 2023/24" verteilt:

  • Ein Versicherer erhielt ein „Exzellent“.
  • Acht Versicherer erhielten ein "Sehr Gut" (und damit sechs Versicherer weniger als im Vorjahres-Rating).
  • Vier Versicherer konnten nur ein "Befriedigend" bescheinigt bekommen (ein Unternehmen mehr als im Vorjahresrating), alle anderen schlossen mit "Gut" ab.
  • Ein weiterer Wermutstropfen muss für das Teilrating "Substanzkraft" geschluckt werden. Denn hier erhielten zwei Unternehmen nur ein "Ausreichend"; ein Unternehmen erhielt hier gar nur ein "Mangelhaft".

Rating-Sieger: Erneut die WWK Lebensversicherung

Auf Platz eins des Gesamtratings ist eine alte Bekannte: Wie in den Ratings zuvor holt sich die WWK erneut den Gesamtsieg. Und wie im Vorjahr ist die WWK erneut das einzige Unternehmen, das mit der Bestnote "Exzellent" im Gesamtrating prahlen darf. Folglich bescheinigen die Rating-Experten beim DFSI dem Unternehmen auch eine "hohe Finanzstärke und Zukunftssicherheit".

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Lebensversicherer mit den besten Noten

Folgende Unternehmen stellen in dem Rating die Plätze eins bis neun:

  1. WWK Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit: 92,07 Punkte (einziger Versicherer mit Bestnote AAA - "Exzellent"/ 0,9)
  2. Europa Lebensversicherung Aktiengesellschaft: 89,45 Punkte (Sehr Gut/ 1,1)
  3. Hannoversche Lebensversicherung AG: 88,32 Punkte (Sehr Gut/ 1,1)
  4. Ergo Vorsorge Lebensversicherung Aktiengesellschaft: 87,75 Punkte (Sehr Gut/ 1,2)
  5. BL die Bayerische Lebensversicherung AG: 84,50 Punkte (Sehr Gut/ 1,3)
  6. Ideal Lebensversicherung a.G.: 84,17 Punkte (Sehr Gut/ 1,3)
  7. Continentale Lebensversicherung AG: 83,47 Punkte (Sehr Gut/ 1,4)
  8. Lebensversicherung von 1871 auf Gegenseitigkeit: 83,23 Punkte (Sehr Gut/ 1,4)
  9. Allianz Lebensversicherungs-Aktiengesellschaft: 80,24 Punkte (Sehr Gut/ 1,5)

Die Rating-Schlusslichter

Vier Lebensversicherer sind es in 2023, die ein "Befriedigend hinnehmen müssen – und damit ein Unternehmen mehr als im Vorjahr. Betroffen sind:

  • Bayern-Versicherung Lebensversicherung Aktiengesellschaft: 59,06 Punkte (Befriedigend/ 2,6)
  • VPV Lebensversicherungs-AG: 58,22 Punkte (Befriedigend/ 2,6)
  • Debeka Lebensversicherungsverein auf Gegenseitigkeit: 48,06 Punkte (Befriedigend/ 3,1)
  • Cosmos Lebensversicherungs-Aktiengesellschaft: 41,19 Punkte (Befriedigend/ 3,5)

Die schlechtesten Ergebnisse im Teilrating Substanzkraft

Wenngleich es in den anderen Teilratings keine Note gab, die schlechter war als "Befriedigend", fielen drei Unternehmen im Teilrating "Substanzkraft" besonders negativ auf. Folgende Lebensversicherer sind betroffen:

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  • R+V Lebensversicherung Aktiengesellschaft: 38,93 Punkte (Ausreichend/ 3,6)
  • Bayern-Versicherung Lebensversicherung Aktiengesellschaft: 38,36 Punkte (Ausreichend/ 3,6)
  • Cosmos Lebensversicherungs-Aktiengesellschaft: 0,00 Punkte (Mangelhaft/ 5,5).

Hintergrund: Alle Ergebnisse des Ratings "Unternehmensqualität Lebensversicherung 2023/2024" sowie eine Presseerklärung sind auf der Webseite der Ratingexperten aus Köln verfügbar.

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