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Deutschland diskutiert über eine Rentenreform: und es sieht so aus, als sei das Thema Staatsfonds nach dem Vorbild von Norwegen oder Schweden vom Tisch. Gegner eines solchen Fonds hatten in den letzten Monaten auch wiederholt auf eine scheinbar erschreckende Zahl verwiesen. Der norwegische Staatsfonds meldete 2022 einen Verlust von 152 Milliarden Euro, nachdem Inflation und Ukraine-Krieg die Weltwirtschaft ausbremsten. Das entsprach 14,1 Prozent des Gesamtumfangs. Die sogenannte Fokusgruppe Private Altersvorsorge, eine Expertenkommission der Bundesregierung, lehnte in ihrem Abschlussbericht einen Staatsfonds für Deutschland zuletzt explizit ab: Wenn sie auch vornehmlich wettbewerbsrechtliche Gründe geltend machte.

Doch schon als Nicolai Tangen, Chefverwalter des norwegischen Staatsfonds und international anerkannter Investment-Manager, die vermeintlichen Horrorzahlen Anfang des Jahres verkünden musste, gab er sich auffällig gelassen. Dies sei nur eine Momentaufnahme, man werde bald wieder wachsen können, sicherte er zu. Und die aktuellen Zahlen scheinen das zu bestätigen. Im ersten Halbjahr 2023 konnte der Fonds demnach wieder einen satten Gewinn von 130 Milliarden Euro erwirtschaften, wie am Donnerstag die ARD Tagesschau berichtet. Das bedeutet eine Rendite von 10,0 Prozent. Der Wert des Fonds wuchs damit bis Ende Juni auf 1,3 Billionen Euro an.

Erneut entpuppten sich hierbei Tech-Konzerne als größte Wachstumstreiber. Seit einigen Jahren investiert der Fonds stark in Weltkonzerne wie Amazon, Apple, Google und Microsoft, nun tritt die Künstliche Intelligenz hinzu. Hochtechnologiewerte warfen demnach eine Rendite von 38,6 Prozent ab. “Der Sektor profitierte von der starken Nachfrage nach neuen Lösungen für Künstliche Intelligenz seitens der größten Internet- und Softwareunternehmen und ihrer Halbleiterlieferanten“, zitiert die ARD eine Mitteilung der Norges Bank, der Zentralbank Norwegens.

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In der Mitteilung berichten Norwegens Währungshüter auch, wie sich die Investments des Staatsfonds derzeit zusammensetzen. Ein breit gestreutes und weltweit investiertes Portfolio, wobei Aktien 71,3 Prozent des Fondswertes ausmachen, festverzinsliche Anlagen 26,4 Prozent und nicht börsennotierte Immobilien 2,3 Prozent. Ein vergleichsweise kleiner Anteil wird in nicht börsennotierte Infrastrukturen für erneuerbare Energien investiert: diese machen 0,1 Prozent des Portfolios aus. Das Portfolio ist in Fremdwährung angelegt, sodass der Fonds auch von der Schwäche der Krone profitieren konnte. Dies hatte zur Folge, dass der Wert von Unternehmensbeteiligungen aus dem Dollar- und dem Euroraum anstieg. Mittlerweile ist der Staatsfonds schon eine kleine Investoren-Supermacht: er investiert nach eigenen Angaben in weltweit 9.300 Unternehmen und hält 1,5 Prozent aller weltweit verfügbaren Aktien.

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