Die Bundesregierung bereitet eine Reform der Altersvorsorge vor, und ein Punkt, der in den Medien immer wieder diskutiert wird, ist ein höheres Renteneintrittsalter. Die Arbeitgeberverbände sind dafür, die CDU ist dafür, mehrere führende Wirtschaftsforschungsinstitute sind dafür. Die rot-grüne Ampel-Regierung allerdings hat entsprechenden Forderungen bislang eine Absage erteilt und in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, die Regelaltersgrenze nicht über die ohnehin geplanten 67 Jahre hinaus anzuheben.

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Eine repräsentative Studie im Auftrag der Böckler-Stiftung zeigt nun, dass bereits das aktuelle Rentenalter für viele Deutsche eine hohe Hürde darstellen könnte. Mehr als ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland bezweifelt demnach, dass sie ihren Beruf unter den aktuellen Anforderungen ohne Einschränkungen bis zum Rentenalter durchhalten können. Während gut 20 Prozent aller Befragten glauben, es „eher nicht“ zu schaffen, sind sogar weitere 7 Prozent davon überzeugt, „auf keinen Fall“ durchhalten zu können. Befragt wurden 5.000 abhängig Beschäftigte.

Arbeiter glauben besonders oft, vorzeitig aufgeben zu müssen

Der Pessimismus hat Gründe: Er resultiert aus den oft als belastend empfundenen Arbeitsbedingungen. Etwa jeder Fünfte sagt demnach, dass er die Bedingungen am Arbeitsplatz als belastend oder äußerst belastend empfindet. Besonders hoch ist die Quote unter Arbeitern: Berufen also, die oft mit einer hohen körperlichen Belastung verbunden sind. Hier sagen 38 Prozent, dass sie es „eher nicht“ oder „auf keinen Fall“ bis zum Rentenalter schaffen werden. Bei Angestellten haben rund ein Viertel der Beschäftigten Zweifel, bis zur Rente durchzuhalten, bei Beamten lediglich 17 Prozent.

Grundsätzlich zeigt sich: Je belastender die Situation am Arbeitsplatz empfunden wird, desto eher wird auch bezweifelt, das Rentenalter erreichen zu können. Bei Menschen, die ihre Arbeitssituation generell als stark belastend oder äußerst belastend einstufen, glauben rund 43 bzw. 59 Prozent, ihre jetzige Tätigkeit eher nicht oder auf keinen Fall ohne Einschränkung bis zum gesetzlichen Rentenalter ausüben zu können. Bei Beschäftigtenverhältnissen mit geringer Belastung ist die Zahl der Zweifler hingegen unterdurchschnittlich.

Die Ergebnisse machten deutlich, „dass Forderungen nach einer weiteren Anhebung des Rentenalters offensichtlich an der Realität vieler Beschäftigter vorbeigehen“, schreiben die Studienautoren Florian Blank und Wolfram Brehmer. „Solche Maßnahmen würden den zweiten Schritt vor dem ersten machen“ und Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt verschärfen – oft zu Ungunsten von ohnehin bei ihrer Arbeit stark belasteten Personen, warnen sie. Nach Ansicht der Autoren müssten zunächst die Arbeitsbedingungen verbessert werden und für altersgerechte Arbeitsplätze in den Betrieben und Unternehmen gesorgt werden.

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