Rentnerinnen und Rentner in Ostdeutschland erhielten nach 45 Beitragsjahren im Schnitt rund 200 Euro weniger als Ruheständler im Westen. Während im Osten 2021 durchschnittlich 1.329 Euro Altersrente gezahlt wurden, waren es in Westdeutschland hingegen 1.527 Euro. Das zeigt eine Antwort des Bundesarbeitministeriums auf eine schriftliche Anfrage der Linken im Bundestag, wie zeitgleich das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) und die Deutsche Presseagentur (dpa) berichten.

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“Wer 45 Jahre im Osten malocht hat, bekommt im Schnitt fast 200 Euro weniger Rente als im Westen. Rentnerehepaare im Osten haben durchschnittlich 356 Euro weniger Einkommen. Das ist eine Missachtung der Lebensleistung der Ostdeutschen“, kommentiert Sören Pellmann, Linken-Abgeordneter aus Leipzig, der die Anfrage gestellt hat.

Pellmann verweist darauf, dass auch die Löhne im Osten noch immer niedriger sind als in Westdeutschland. Laut einer Studie der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung erhielten Arbeitehmerinnen und Arbeitnehmer in ostdeutschen Bundesländern durchschnittlich 13,7 Prozent weniger Lohn als im Westen - bei gleicher Qualifikation. Hinzu komme, dass im Osten weit weniger Menschen nach Tarif bezahlt werden, wie die Stiftung berichtet.

Geringere Ostlöhne führten aber auch zu geringeren Ostrenten, gibt Pellmann zu bedenken. „Aus diesem Teufelskreis, in dem noch viele Jahrgänge gefangen sein werden, müssen wir endlich ausbrechen. Wir brauchen gleiche Löhne für gleiche Arbeit und gleiche Rente für gleiche Lebensleistung in ganz Deutschland“, sagt der Sächsische Politiker.

Ost-Renten werden aufgewertet

Damit die Kluft zwischen Ost- und Westlöhnen nicht zu stark auseinanderklafft, werden aktuell zwei Instrumente angewendet. Zum einen werden erworbene Entgeltpunkte aus DDR-Zeiten mit einem Umrechnungsfaktor multipliziert. Das ist notwendig, da die Einkommen in der früheren DDR deutlich unter Westniveau lagen. Um die niedrigen Verdienste auszugleichen, werden die ostdeutschen Rentenbeiträge aufgewertet.

Bei der Aufwertung der Ostrenten orientiert sich ein Rentenpunkt an dem ostdeutschen Durchschnittslohn. Wer im Osten immer den Durchschnittslohn per annum erhielt, soll einen Rentenpunkt erhalten - wie westdeutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die für den Durchschnittslohn einen Rentenpunkt erwerben. Zum anderen werden die Renten in Ost und West nach und nach angepasst. Derzeit hat ein Rentenpunkt aus dem Osten 98,6 Prozent des Wertes von einem Rentenpunkt aus dem Westen.

Anpassung der Renten erzeugt auch Verlierer

Die Angleichung der Renten in Ost und West kann aber auch Verlierer auf der ostdeutschen Seite produzieren. Denn aktuell profitieren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Ost noch davon, dass ihre gesammelten Rentenpunkte künftig mehr wert sind, sie also für jeden Rentenpunkt einen höheren Euro-Betrag erhalten als zuvor. Doch dies soll wegfallen, wenn die Renten angepasst sind.

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Weil aber die Löhne im Osten nach wie vor niedriger sind und viele Menschen in der Nachwendezeit in prekäre Beschäftigung rutschten oder in Arbeitslosigkeit, erwarben und erwerben die Beschäftigten niedrigere Rentenansprüche als bisher, so warnte bereits die IG Metall vor fünf Jahren. Speziell im Osten drohe künftig vermehrt Altersarmut.

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