Das Berliner Startup Wefox gehört zu den Einhörnern der deutschen Fintech-Branche: junge Unternehmen also, deren Bewertung mehr als eine Milliarde Euro wert ist und deren Geschäftsmodell sich schon ansatzweise bewährt hat. Bei der letzten Finanzierungsrunde konnte das Unternehmen 650 Millionen US-Dollar einsammeln und wurde mit drei Milliarden Dollar bewertet. Die Ausrichtung ist international: Man wolle in Übersee expandieren und "einer der dominanten Versicherungsplayer weltweit“ werden, so CEO Julian Teicke.

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Eine Besonderheit auf dem Markt ist, dass Wefox mit 5.000 Versicherungsmaklern kooperiert, um die eigenen Produkte und Services an den Mann bzw. die Frau zu bringen. 700 dieser Vermittler sind exklusiv für Wefox aktiv. Das erlaubt die Frage nach ihrer Unabhängigkeit bzw. ob sie damit ihren Vermittlerstatus verletzen. Der Makler steht als Sachverwalter im Lager des Kunden, nicht im Lager eines Versicherers oder Vertriebs-Unternehmens. Laut „Handelsblatt“ stamme aktuell noch ein Großteil des Wefox-Umsatzes aus Provisionserlösen: auch wenn sich dies ändern soll.

“Exklusiv-Makler“ und „Partner-Makler“

In einem Interview mit procontra Online hat nun Rocco Strauß, Geschäftsführer der wefox Germany GmbH, Einblick in die Funktionsweise der Makler-Anbindungen gegeben. Zwei Modelle der Zusammenarbeit bietet Wefox demnach an: „Partner-Makler“ und „Exklusiv-Makler“. Die Partnermakler seien demnach klassische und freie Makler nach Paragraph 34d, berichtet der Vorstand. Sie nehmen lediglich Produkte der Wefox Insurance mit in ihr Angebotsportfolio auf. Aktuell bietet Wefox über die eigene Versicherung Kfz-, Privathaftpflicht- und Hausrattarife an.

Anders hingegen die Exklusiv-Makler. Diese arbeiten für den hauseigenen Vertrieb, die Wefox Germany GmbH, wie Strauß berichtet. Das Unternehmen habe eine eigene Zulassung als Versicherungsmakler und verfüge über aktuell 54 Direktanbindungen.

“Der Exklusiv-Makler arbeitet dann ausschließlich mit uns und lebt unsere Werte einer ganzheitlichen Beratung. Es besteht also eine gewisse Abhängigkeit, da keine eigenen Direkt- oder Poolanbindungen mehr möglich sind. Allerdings sind das Handeln oder die Produktauswahl nicht eingeschränkt“, erklärt Strauß. Exklusiv-Makler würden unter anderem ein MVP-System mit Vergleichsprogrammen sowie ihre Abrechnungsverwaltung kostenfrei gestellt bekommen, außerdem Zugang zu Neukunden über die eigene Lead-Produktion.

Gegen den Vorwurf, dass diese Exklusiv-Makler scheinselbstständig seien, verwehrt sich Strauß jedoch. „Ihr unternehmerisches Handeln ist nicht eingeschränkt. Die Umsätze nur über uns einzureichen, bringt eher Vorteile, zum Beispiel bei den Courtagesätzen, aber vor allem durch eine bevorzugte Bearbeitung der Anträge. So ähnlich ist es auch bei anderen etablierten Vertrieben“, erklärt er.

Bisheriger Bestand muss übertragen werden

Wer das Exklusiv-Modell als Makler nutzen wolle, müsse auch seinen bisherigen Bestand an Wefox übertragen, klärt der Vertriebschef weiter auf. Dafür würden die Makler einen Handelsvertreter-Ausgleich in Form einer Maklerrente für den Ruhestand erhalten. Bei einer vorzeitigen Trennung erhalte der Makler seinen Bestand aber zurück. Zudem zahle Wefox ein Fixum auf Verhandlungsbasis, das üblicherweise bei 1.000 bis 2.500 Euro im Monat liege. Zusätzlich werde eine erfolgsabhängige Courtage gezahlt, die sich nach Leistungsstufen bemesse. Hauptumsatzbringer seien aktuell -abhängig auch von den Leads- die private Krankenversicherung, Altersvorsorge und biometrische Risiken.

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Anders als viele InsurTech-Wettbewerber, ist Wefox von Beginn an mehrgleisig gefahren. Unter anderem bietet man Versicherungen sowie Vermittlern verschiedene Anwendungen an, etwa mit WefoxGo eine Plattform für Videoberatungen. Oder die Plattform „Koble“, die Versicherungsträger und digitale Vertriebskanäle miteinander vernetzt. Der Maklervertrieb ist -wie sich in dem Interview mit Strauß zeigt- eine weitere Säule. Im vergangenen Jahr habe man einen Umsatz von 310 Millionen Euro erzielt, berichtet Firmenchef Julian Teicke dem „Handelsblatt“. Für das laufende Geschäftsjahr strebe man 700 Millionen Euro an.

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