Was passiert mit der Familie, mit dem Partner oder den Kindern, falls eine Haupternäherin oder ein Haupternäher plötzlich stirbt? Wären die Angehörigen finanziell abgesichert? Es sind unangenehme, aber wichtige Fragen, die Menschen zum Abschluss einer Risikolebensversicherung (RLV) führen. Und doch ist das Bedürfnis insbesondere von Hauptverdienern in Familien groß, durch eine solche zweckgebundene Versicherung das Todesfallrisiko finanziell abzusichern – besonders, wenn keine andere Versicherung mit dem Baustein einer Todesfallsumme abgeschlossen wurde. Aber wie ist die Qualität der Angebote am Markt?

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Um Menschen eine Orientierung im Tarifdschungel zu ermöglichen, erneuerte das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) zu Beginn des Jahres ein Produktrating zur Risikolebensversicherung und testete 68 Tarife. Der Versicherungsbote hat sich das nun schon vierte Rating des Analysehauses zur Risikolebensversicherung angesehen.

Wichtiger Unterschied: Raucher oder Nichtraucher/ Handwerker oder Bürotätigkeit?

Was wurde untersucht? Grundlage für das Risikolebensversicherungen-Rating ist das Tarifangebot von 35 Versicherungsgesellschaften. Getestet werden sollten Risikolebensversicherungen mit konstanter Versicherungssumme – für diese Produkte bleibt die vereinbarte Leistung im Todesfall über die Vertragslaufzeit hinweg unverändert. Angenommen wurde zudem eine Vertragslaufzeit von 25 Jahren.

Auch wurden verschiedene Musterkunden "erstellt", die sich in drei Bereichen unterschieden: In ihrer Tätigkeit, ihrem gesundheitlichen Risikoverhalten und ihrem Alter. Für den Tätigkeitsbereich unterschied man zwischen einem Angestellten mit 100 Prozent Bürotätigkeit gegenüber einem Handwerker, der Malertätigkeiten verrichtet. Gelten doch Menschen mit Bürotätigkeit als weniger gefährdet und erhalten somit oft bessere Tarifangebote als Handwerker mit höherem Unfallrisiko, die zudem auf Arbeit dauerhaft verschiedenen Chemikalien ausgesetzt sein können.

Innerhalb der Tätigkeitsgruppen wurde nochmals zwischen einem Raucher und einem Nichtraucher unterschieden, um auch diesbezüglich sowohl günstige Tarifangebote als auch ungünstigere Tarifangebote für Risiko-Kunden einzuholen. Zudem gaben die Tester zwei Altersgruppen vor: Der Versicherungsnehmer sollte entweder seine 30 Lebensjahre oder seine 40 Lebensjahre bereits hinter sich haben.

Auch wollte man für jeden Musterkunden einen Basis-Tarif sowie einen Premium-Tarif testen, um auch bei der erfragten Leistung durch den Kunden einen Unterschied zu machen. Wichtigster Unterschied: Die Basis-Tarife decken nur das Todesfallrisiko ab. Hingegen mussten die Premium-Tarife über die zwei Zusatzbausteine „Verlängerungsoption der Vertragsdauer ohne erneute Gesundheitsprüfung“ sowie „vorgezogene Leistung bei schwerer Krankheit“ verfügen.

70 Kriterien für die "Verbrauchersicht"

Welche Bedürfnisse eines Versicherungsnehmers muss eine Risikolebensversicherung erfüllen? Zur Beantwortung dieser Frage legten die Tester vier wichtige Inhalte fest: Die Unternehmensqualität, das Preis-Leistungsverhältnis, die Flexibilität sowie die Transparenz. Dass ein guter Preis bei guter Leistung erstrebenswert ist, erklärt sich von selbst. Die Unternehmensqualität erfragt aber zusätzlich, ob das Unternehmen auf Dauer Verlässlichkeit bieten kann und Kennzahlen zum Beispiel für ein nachhaltiges Wirtschaften vorweist. Transparenz zielt auf die Verständlichkeit der Bedingungen, die ein Produkt bietet. Und die Flexibilität erfragt unter anderem, ob ein Produkt auch an veränderte Lebensbedingungen eines Versicherungsnehmers anpassbar ist.

Für jeden dieser Bereiche wurden Noten vergeben. Wie aber wurden die Noten ermittelt? Hierfür suchte man aussagefähige Kriterien, die einen Teilbereich abbilden sollen. So wurden zum Beispiel für den Teilbereich Unternehmen Punkte für Solvenz- und Kapitalquoten eines Anbieters oder für dessen Markterfolg vergeben. Ein typisches Kriterium für den Teilbereich Flexibilität hingegen ist die genannte „Verlängerungsoption der Vertragsdauer ohne erneute Gesundheitsprüfung“. Insgesamt 70 dieser Einzelkriterien waren es letztlich in der Summe, die für den Produkttest zugrundegelegt wurden.

Erfüllte ein Tarif ein Kriterium, konnte er bis zu einer bestimmten Zahl an Punkten erreichen. Die maximal zu erreichende Punktzahl variierte von Kriterium zu Kriterium, weswegen eine Gewichtung der Kriterien stattfand. So flossen einige Kriterien mit nur maximal fünf erreichbaren Punkten in die Bewertung ein, andere Kriterien hingegen konnten einem Tarif bis zu 20 Punkte sichern. Je besser ein Tarif eine Bedingung erfüllte, desto mehr Punkte erhielt er bis zur maximalen Punktezahl zugeteilt. In einem zweiten Schritt wurde die Punktzahl in eine Note für die Teilbereiche sowie in eine Gesamtnote übersetzt. Diese Noten sollen die Produktqualität nach Maßgabe der Tester veranschaulichen.

Ergebnis des Tests: 61 Tarife überzeugen

Wie aber schnitten nun die Produkte gemäß den Vorgaben ab? Das Testergebnis wirbt mit dem Eindruck: Es gibt eine gute Qualität am Markt. Präsentieren doch die Rating-Experten auf ihrer Online-Seite immerhin 61 von 68 getesteten Tarifen mit guter oder sehr guter Gesamtnote (mit Stand vom 21.03.2019). Ein solches "Klassenergebnis" für die Risikolebensversicherung kann die Versicherer freuen.

Einige ausgewählte Testsieger mit Fokus auf Serviceversicherer:

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  • So konnte in der Premiumkategorie (Angestellter/Nichtraucher) bei den Serviceversicherern die Allianz mit ihrem Tarif "RisikoLebensversicherung Plus" sowie die Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG mit "RisikoLeben" überzeugen: Beide erreichten als einzige Note 1,1.
  • Bei den angestellten Rauchern hingegen konnte allein die Bayern-Versicherung mit "RisikoLeben" Note 1,1 erzielen.
  • Bei den Handwerker-Tarifen der Service-Versicherer erzielte allein die Allianz mit "Plus" Note 1,1 in der Premium-Kategorie, sowohl bei Rauchern wie Nichtrauchern.
  • Bei den Basistarifen überzeugte die Deutsche Lebensversicherungs-Aktiengesellschaft als Serviceversicherer. Note 1,1 gab es bei den rauchenden Angestellten, bei den Nichtrauchern Note 1,2: in beiden Fällen das beste Ergebnis in der Wertung.

Nicht ersichtlich freilich sind leider jene Tarife, die schlechter als mit 2,0 abschnitten. Genannt wird auf der Seite lediglich die Notenspanne für nicht angezeigte Tarife – demzufolge ist die schlechteste im Rating vergebene Note eine 3,4. Die Auszählung der angezeigten Tarife lässt jedoch schlussfolgern: Letztlich sind auch nur sieben Tarife über alle Musterkunden hinweg betroffen und können nach Maßgabe des Tests nicht mindestens mit einem "guten" Tarifangebot aufwarten.