Laut dem „Wall Street Journal“ plant der US-amerikanische Onlinehändler Amazon, künftig auch in das Bankgeschäft einzusteigen und entsprechende Services anzubieten. Dafür führe der Konzern bereits Gespräche mit großen Bankhäusern wie JP Morgan, so berichtet das Magazin mit Berufung auf Insider. Das bedeutet, der Konzern will nicht selbst als Bank agieren, sondern externe Partner ins Boot holen. Demnach schrecken Amazon die strengen Aufsichtsvorschriften und Kapitalanforderungen für Banken vor einem Alleingang ab.

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Wie es in dem Zeitungsbericht weiter heißt, stünden die Gespräche noch ganz am Anfang. Nachgedacht werde über eine Art Girokonto und andere Dienste. Zielgruppe sollen junge Menschen sein, die über kein eigenes Bankkonto verfügen. Unklar sei aber zum Beispiel, ob es den Inhabern auch erlaubt sein soll, an Bankautomaten Geld abzuheben und Rechnungen zu überweisen.

Vorstoß in neues Terrain - um Kosten und Gebühren zu sparen

Uneigennützig wäre der Vorstoß nicht. Der Konzern ächzt unter den hohen Gebühren, die er an Bankhäuser zahlen muss, wenn Transaktionen für Produktkäufe über Amazon abgewickelt werden. Hier könnten die Kosten zumindest minimiert werden, wenn eigene Bankservices in Kooperation mit ausgewählten Geldhäusern von Kunden genutzt würden.

Bereits im Januar 2018 sorgte Amazon für Aufsehen, als das Onlinehaus offiziell ankündigte, eine Krankenkasse für die eigenen Mitarbeiter gründen zu wollen. Auch bei diesem Vorhaben suchte man sich mächtige Partner: die Kasse soll ebenfalls gemeinsam mit JP Morgan betrieben werden, größter Vermögensverwalter der USA, sowie Berkshire Hathaway, milliardenschweres Fondshaus des Investmentstars Warren Buffet. Auch hier sind finanzielle Motive wichtiger Anlass für den Vorstoß: die Anbieter wollen etwas gegen die explodierenden Gesundheitskosten in den USA unternehmen (der Versicherungsbote berichtete).

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Dass die Versicherungs- und Bankbranche Amazon als Wettbewerber fürchten müsste, zeigt die schiere Finanzkraft des Versandhauses. Die Marktkapitalisierung des Konzerns von mehr als 700 Milliarden Dollar sei größer als jene von JP Morgan und der Bank of America zusammen, so rechnet das Manager Magazin vor. Aber Kapitalkraft allein reicht nicht aus, so zeigt das Beispiel eines anderen Online-Giganten. Google hat am 23. März 2016 sein Versicherungs-Vergleichsportal "Compare" in den USA und England abschalten müssen, welches nur ein Jahr zuvor gestartet war. Der Grund lässt aufhorchen: Damals zitierte ebenfalls das "Wall Street Journal" aus einer internen Mail, wonach mangelnder Erfolg und fehlende Kundenresonanz Ursache für das Aus waren.

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