Die rund 37.000 Außendienst-Mitarbeiter der Versicherten, die nach Tariflohn bezahlt werden, haben künftig etwas mehr in der Lohntüte. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di berichtet in einer heutigen Pressemeldung, dass sie sich mit dem Arbeitgeberverband Versicherungen (AGV) auf einen neuen Tarifabschluss geeinigt habe. Binnen einer Frist von 36 Monaten sollen die Gehälter stufenweise um 4,4 Prozent angehoben werden.

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Lange und zähe Verhandlungen

Zuvor war zwischen beiden Seiten lange und zäh verhandelt worden – und zwischenzeitlich herrschte sogar komplett Funkstille. Die Gewerkschafter hatten die Verhandlungen im Dezember 2016 abgebrochen, weil sie das Angebot der Arbeitgeber für indiskutabel hielten. Tausende Beschäftigte gingen für Warnstreiks auf die Straße, unter anderem in Hamburg und Hannover – erst im Sommer waren die Gespräche fortgesetzt worden.

Nun sollen die Mindesteinkommen und alle weiteren Gehaltsbestandteile in drei Schritten erhöht werden, teilt ver.di mit. Zum 1. Januar 2018 erfolge eine erste Erhöhung der einzelnen Komponenten zwischen 1,5 Prozent und 2,0 Prozent. In der nächsten Erhöhungsstufe zum 1. November 2018 steigen die Einkommenskomponenten zwischen 1,2 Prozent und 1,4 Prozent. Eine weitere Erhöhung zum 1. November 2019 liege durchschnittlich bei 1,0 Prozent.

"Abschluss über ursprünglichem Angebot"

"Damit haben wir einen Abschluss erreicht, der deutlich über dem ersten Angebot der Arbeitgeber liegt, das wir in der ersten Verhandlungsrunde als nicht verhandlungsfähig abgelehnt haben", betont ver.di-Verhandlungsführerin Martina Grundler. Ursprünglich hatten die Arbeitgeber vorgeschlagen, die Tariflöhne binnen 33 Monaten in zwei Stufen anzuheben: zum 01.04.2017 um maximal 1,4 Prozent und zum 01.07.2018 um maximal 1,22 Prozent. Das bedeute unter Berücksichtigung der Inflation einen Reallohn-Verlust, hatte ver.di geklagt.

Die Versicherer hatten höhere Gehaltsforderungen zunächst zurückgewiesen, indem sie auf die schwierige Situation für die Branche verwiesen: anhaltender Niedrigzins, neue Regulierungs-Anforderungen infolge des IDD-Umsetzungsgesetzes und die Umrüstung der Digital-Technik bei vielen Assekuranzen würden zusätzliche Gelder verschlingen und höheren Löhnen im Wege stehen. Die Gewerkschafter nannten im Gegenzug fast dieselben Gründe, um mehr Gehälter einzufordern. Nun konnte also ein Kompromiss erzielt werden.

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Folglich wies auch ver.di-Verhandlungsführerin Grundler noch einmal darauf hin, dass es in der Versicherungsbranche schnelle und weitreichende Veränderungen gebe. Die steigende Anzahl gesetzlicher Anforderungen an Informations-, Beratungs- und Dokumentationspflichten würden die Anforderungen an die Aufgaben im angestellten Außendienst deutlich erhöhen. Umstrukturierungen würden gerade im angestellten Vertrieb zu einem erheblichen Abbau von Arbeitsplätzen führen. "Gleichzeitig sollen die Beratungsqualität und der Kundenservice verbessert werden, so dass die Arbeit immer komplexer wird", erklärt die Gewerkschafterin. Damit sei die Erhöhung der Gehälter in jedem Fall gerechtfertigt.

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