John Cryan, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank. Quelle: Pressefoto db.comDie Deutsche Bank hat in den letzten Jahren den Rotstift angesetzt: 4.000 Vollzeitstellen strich der Branchenprimus seit 2015 zusammen, 188 Bankfilialen wurden geschlossen. Insgesamt sieht das aktuelle Sparprogramm den Abbau von 9.000 Stellen vor. Doch damit dürfte noch nicht das Ende des Streichkonzertes erreicht sein. In einem Interview mit der britischen Financial Times kündigte Bank-Chef John Cryan nun indirekt einen weiteren Jobabbau an – und erklärte viele Mitarbeiter für überflüssig.

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“Die meisten Banken kommen mit der Hälfte aus“

"Wir beschäftigen derzeit 97.000 Menschen", sagt Cryan laut Deutscher Presse-Agentur, "die meisten Großbanken kommen mit der Hälfte an Angestellten aus." Vor allem die Digitalisierung macht aus Sicht des Managers viele Jobs überflüssig – und der Brite deutet Fehler und Versäumnisse in der Vergangenheit an.

Denn noch immer würden bei Deutschlands größtem Geldhaus viele Prozesse von Hand ausgeführt, die bei anderen Banken schon von Computern erledigt werden. „Wir machen zu viel Handarbeit, was uns fehleranfällig und ineffizient macht“, sagte Cryan. Durch maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz könnte das Bankhaus effizienter werden. Er stellte vor allem Mitarbeiter an den Bankschaltern und in der Buchhaltung zur Disposition, das sogenannte Back Office: hier sei das Verhältnis im Vergleich zu den Umsatz generierenden Mitarbeitern aus dem Gleichgewicht geraten.

Damit sendet Cryan an seine Mitarbeiter die Botschaft, dass die geplanten Stellenstreichungen aus seiner Sicht nicht ausreichen werden. Und Cryan verspürt selbst Druck, er muss Erfolge liefern: Seit seiner Amtszeit hat sich der Aktienkurs der Deutschen Bank fast halbiert. Immerhin können die Angestellten hierzulande auf eine Vereinbarung mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di bauen, wonach betriebsbedingte Kündigungen bis 2021 ausgeschlossen sind. Viele Stellen werden über Vorruhestandsregelungen und Abfindungen gestrichen.

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Radikaler Filialabbau

Doch die Deutsche Bank steht mit ihren Plänen nicht allein da. In den letzten Jahren haben die Banken hierzulande jede vierte Filiale geschlossen. Nach Angaben der staatlichen Förderbank KfW wurden in den Jahren 2014 und 2015 insgesamt 2200 Standorte aufgegeben, so das Ergebnis einer gemeinsamen Untersuchung mit der Universität Siegen. Seit der Jahrtausendwende hätten Deutschlands Banken den Angaben zufolge fast 10.200 der damals noch gut 38.000 Standorte aufgegeben. „Behalten die Banken das aktuelle Rückbautempo bei, dann würden im Jahr 2035 gut die Hälfte der zu Jahrtausendwende existierenden Filialen geschlossen sein“, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner dem "Handelsblatt".

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