Drei Mal Ergo und drei Buchstaben: BLD. Das steht für die Anwaltskanzlei Bach Langheid Dallmayr. Doch der Reihe nach: Der ehemalige Ergo-Vertreter Arndt Olias erfuhr buchstäblich eine unangenehme (und ebenfalls buchstäbliche) Kundennähe. Sein Kunde krachte vor gut fünf Jahren mit dem Wagen in Olias’ Auto. Über den Fall berichtet das gemeinnützige Recherche-Netzwerk Correctiv. Die Schuldfrage sei klar. Der Kunde und damit dessen Ergo-Autopolice müsse Olias’ Schaden bezahlen.

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Vorerkrankung oder Unfallfolge?

Neben 750 Euro Schmerzensgeld klage Arndt Olias, damals Ergo-Vertreter, heute Ex-Ergo-Vertreter und dem Bericht zufolge anhaltend arbeitsunfähig, gegen die Ergo außerdem auf Schadenersatz wegen anhaltender gesundheitlicher Schäden. Stand heute, aber nicht rechtskräftig, habe das Landgericht Essen Olias 14.000 Euro Schadenersatz plus Verdienstausfall zugesprochen, berichtet Correctiv. Der Geschädigte könne seit dem Autounfall wegen der Wirbelsäulen-Beschwerden nicht mehr arbeiten. Über deren Ursache (wegen des Unfalls oder wegen Vorerkrankungen?) und Grad streitet Olias vor Gericht.

Gegner vor dem Kadi ist Ergo. Vertreten wird der Versicherer von der Anwaltskanzlei Bach Langheid Dallmayr, kurz BLD (Köln, München und Frankfurt/M.). Correktiv berichtet, in Schriftsätzen bestreite BLD die Diagnosen, derentwegen Olias klagt. Medizinische Streitpunkte sind die Begriffe (und Folgen) Gehirnerschütterung beziehungsweise Schleudertrama. Es seien „allenfalls Vorerkrankungen des Klägers für dessen behauptete Beeinträchtigungen verantwortlich“, habe BLD argumentiert, schreibt Correktiv.

Correctiv beleuchtet Rolle der Großkanzlei

Die medizinischen Gutachten, Gegengutachten und Schriftsätze füllten bereits fünf Leitz-Ordner, heißt es in dem Bericht weiter. „Der BLD-Anwalt wirft Olias vor, faul zu sein – und keine Lust auf Arbeit zu haben“, dies habe ein Anwalt von BLD im Gerichtssal gesagt, schreibt das Recherchenetzwerk weiter und nennt die Szene, die sich vor Gericht abgespielt haben soll, einen Eklat. Arndt Olias’ Ehefrau soll sich im Gerichtssaal gegen die Aussage „faul“ verwahrt und protestiert haben. BLD habe bestritten, ergänzt Correctiv, dass einer ihrer Anwälte die umstrittene Aussage getätigt habe. Es steht Aussage gegen Aussage.

Zu der Arbeitsweise von BLD habe deren Gründer Theo Langheid gegenüber Correctiv gesagt: „Unser Credo ist: ‘faires Verfahren’. Wir sind keine Scharfmacher. Wobei man im Prozess schon auch mal intensiver vortragen muss. Das wird auch verlangt, von den Richtern: Dass man pointiert die Dinge beim Namen nennt“.

Um die Rolle der Großkanzlei BLD zu verstehen, muss man wissen, dass zu deren Kunden die Versicherer Allianz, AXA, R&V, Debeka, HUK-Coburg, Generali und Talanx zählen, berichtet Correctiv, und dass die 120 Anwälte der Kanzlei mit der Versicherungswirtschaft ebenso vernetzt seien wie mit Justizkreisen, schreibt das Recherchenetzwerk in einem ausführlichen Artikel über die Stellung von Bach Langheid Dallmayr unter dem Titel „Wir machen Meinung“, Untertitel „Eine Kanzlei prägt das Versicherungsrecht mehr als alle anderen – davon profitieren Allianz und Co.“

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Eine Stellungnahme von Ergo war bisher nicht zu erhalten.

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