Um die teuren Prämien bei jüngeren Autofahrern zu senken, so sagt es das Unternehmen, wollte die britische Admiral Versicherung ihren Kunden in die Facebook-Konten hineinschauen. Noch nicht als Tarif, zunächst im Rahmen einer Studie, wollte die Admiral ermitteln, wie sich anhand des Verhaltens der Autofahrer bei Facebook deren Autoversicherungs-Prämie regulieren und justieren lässt. So berichtet es die britische BBC auf ihren Newsseiten.

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Guter Fahrer?

Geplant hatte der Versicherer eine App für junge Autofahrer im Alter von 17 bis 21 Jahre, mit der sie unter anderem ihre Facebook-Konten gegenüber der Admiral öffnen. Letztere sollte sodann via Algorithmen das Sozialverhalten seiner Kunden ausspähen dürfen. Wer beispielsweise auf Facebook seine Freunde zu einem Treffen in der realen Welt einlädt, gilt den kolportierten logischen Schlüssen nach als gut organisiert – und sei dann für den Versicherer angeblich auch als kleineres Risiko als versicherter Autofahrer.

Schlechter Fahrer?

Es sei denn, das via Facebook anberaumte Treffen der Community fände zu nachtschlafender Zeit an einem gefahrträchtigen Ort statt, etwa an einer polizeibekannten Tankstelle, an der sich regelmäßig Teilnehmer an illegalen Autorennen treffen. Die BBC zitiert in ihrem Bericht David Stillwell von der Universität Cambridge, die eine ähnliche Technologie entwickelt habe, wie die Admiral Versicherung sie - bis vor dem Veto von Facebook - nutzen wollte.

Nicht mit Facebook!

David Stillwell: „Jemand, der Bungee-Springen oder Fallschirmspringen mag, scheint viel eher eine sensationssüchtige Person zu sein, und das ist die Art von Person, die sie (als Versicherer; Anm. d. Red.) weniger wahrscheinlich wollen, weil sie wahrscheinlicher auch schneller fahren wird als andere". Aus den Ausspähplänen der Admiral-Versicherung wurde nichts. Am Tag der geplanten Einführung untersagte Facebook dem Versicherer, die Daten seiner User via der geplanten App abzugreifen und aufzuwerten.

Allenfalls dürfen sich die jungen Kunden mit ihrem Facebook-Profil auf der Admiral-App anmelden, was in der Social-Media-Welt ein verbreitetes Verfahren ist. "Der Schutz der Privatsphäre der Menschen auf Facebook ist für uns von größter Bedeutung“, habe ein Facebook-Sprecher zu dem untersagten Ansinnen des Versicherers gesagt. Für den Leser solcher Worte klingt das nach Datenschutz bei Facebook. Der Kenner der Facebook-Politik weiß es aber besser: es handelt sich um Datenegoismus.

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Wer Facebook-Daten haben will, der muss sie bei Facebook kaufen. Zwar nicht als direkte Auswertung einzelner Nutzerprofile, wie es die Admiral ansinnte, aber als aggregierte, aufbereitete Informationen etwa für die Werbewirtschaft. Auch britische Datenschützer haben den auf Freiwilligkeit der User basierenden Daten-Striptease zu ihrem Verhalten kritisiert, berichtet die BBC weiter. „Was für Finanzunternehmen relevant sein sollte, sind Finanzinformationen“, habe der britische Datenschutzaktivist Jim Killock betont – und übersehen, dass sich Finanzinformationen, etwa Präferenzen der Menschen und ihre Kauf- und Zahlungsbereitschaft, aus Big Data herleiten lassen.

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