Geht es nach Plänen der EU-Versicherungsaufsicht EIOPA, dann gibt es bald eine für alle Mitgliedsstaaten geltende Standard-Privatrente. Wie bei der Betriebsrente erst kürzlich geregelt, sollen auch diese Pan-European Personal Pensions (PEPP) getauften Verträge beim Umzug in einen anderen EU-Staat einfach mit umziehen. Vor allem transparenter sollen diese Produkte werden: Die Anbieter sollen schlicht und einfach die Rendite der gezahlten Beiträge angeben. Auch der geplante Vertriebsweg lässt Vermittler aufhorchen: PEPPs sollen zu schlanken Kosten online verkauft werden.

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Laut einem Konsultationspapier der EU-Aufsicht EIOPA sollen die PEPPs einheitlichen Mindeststandards folgen, berichtet „Investment & Pensions Europe“ (IPE) aus London. Dazu gehöre das unkomplizierte Mitnehmen der Rentenpolice in andere EU-Staaten ebenso wie der einfache Wechsels des Anbieters. Damit will die EIOPA als Regulierer die Privatrente als Teil eines von ihr angestrebten Mehr-Säulen-Systems etablieren. Erst kürzlich hatte die EU mit der Mobilitäts-Richtlinie für einheitliche Regeln bei der Betriebsrente gesorgt, die demnächst auch in Deutschland zu nationalem Recht werden.

Lebenszyklus-Fonds oder Garantie

Bundessozialministerin Andrea Nahles hat hierzu einen Entwurf angekündigt, mit dem das Betriebsrenten-Gesetz an das neue Europarecht angepasst werden soll. Bei Privatrenten geht die EIOPA nun offenbar wesentlich weiter. Statt lediglich einheitliche Gesetzesregeln wie bei der Betriebsrente zu schaffen, sollen mit den PEPPs gleich ein einheitliches Produkt in die EU-Welt kommen. Fester Bestandteil der Produkte sollen zum Beispiel Lebenszyklus-Fonds-Techniken werden, mit denen etwa Aktienquoten nach Lebensalter beziehungsweise Restlaufzeit justiert werden. Oder: Die Rentenpolice enthält Garantien. Hier hätten die Produktanbieter ein Wahlrecht.

Die EU-Kommission hat's erfunden

Im Grunde, so berichtet „Investment & Pensions Europe“ weiter, basiert das Konsultationspapier der EIOPA auf einem Grünbuch, also grundlegenden Planungen und Absichten der EU-Kommission für die europäische Kapitalmarkt-Union. Die EIOPA hat mit ihrem Papier diese Pläne weiter ausgearbeitet; dies auch im Hinblick auf die Kapitalanlage der Versicherer. Bei aller Rücksicht auf Liquidität und Rentabilität der Produkte soll auch in „Infrastruktur und andere ähnlich illiquide Anlagen" investiert werden können; so zitiert IPE die Aufsichtsbehörde.

Europa-Deckungsstock

Gleichzeitig sollen PEPPs europaweit und breit investiert werden. Die EIOPA spricht in diesem Zusammenhang von einer „Bündelung aller Mitgliedsanlagen in Fonds zur Glättung der Renditen“. Damit sollten die Anbieter künftig „Zugang zu bestimmten weniger liquiden Vermögenswerten“ erhalten. Mit anderen Worten: Die Versicherer können dann auch in langfristig angelegte Großprojekte, etwa zur Strom-Infrastruktur, investieren. Risiken würden nicht bei einem Versicherer auflaufen, sondern in einem europa-breit Portfolio gemischt und gestreut: atomisiert. Auf diese Weise, falls es so kommt, entstünde eine Art (unechter) Europa-Deckungsstock.

Beitragsrendite anzugeben

Weiter sieht das Konsultationspapier der der EU-Aufsicht transparentere Kosten-Angaben für die PEPPs vor: nämlich keine. Jedenfalls nicht nur. Künftig, so der Entwurf, sollen die Anbieter vor Abschluss des Produktes schlicht und einfach die Rendite der einzuzahlenden Beiträge angeben. Auf diese Weise wüsste der Verbraucher dann sofort, weil direkt vergleichbar, welcher Anbieter wie viele „Zinsen“ bezahlt. Der Rest wäre – bei wohlgemerkt sehr ähnlicher Produkttechnik und Anlageprozessen – eine Rangliste, anhand derer die künftigen Kunde leicht entscheiden könnten, wo sie ihre PEPP kaufen.

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Vertrieb ohne Vermittler?

Durch diese transparenten, vergleichbaren Konditionen ist für die Kosten eines Finanzvermittlers wirtschaftlich gesehen kein Platz mehr, also kein Geld übrig für Provisionen. Aus Sicht der EIOPA macht das aber nichts: PEPPs sollen bevorzugt über das Internet verkauft werden. Bei einem quasi 08/15-Standard-Produkt könnte der Vermittler tatsächlich überflüssig werden, dürften Anhänger dieser Idee denken. Zum Beispiel hat sich Axel Kleinlein, Chef des Bundes der Versicherten, bereits für PEPPs ausgesprochen.

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