Das Tauziehen um die Zukunft der Hebammen-Versicherung hat vorerst ein Ende. Nach monatelangen Protesten, Kundgebungen auf Marktplätzen und Petitionen haben sich der Dachverband der Hebammen und die Krankenkassen auf einen Ausgleich für die gestiegenen Haftpflichtprämien geeinigt. Noch im Mai hatte der Deutsche Hebammenverband e.V. ein erstes Angebot des GKV-Spitzenverbandes über Ausgleichszahlungen von 1,9 Millionen Euro abgelehnt.

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Hebammen-Verband nimmt Kompromiss widerwillig an

Auf seiner Webseite machte der Hebammen-Dachverband deutlich, dass man den Kompromiss nur widerwillig akzeptiert. „Nach eingehender Prüfung sieht der DHV keine Alternative und nimmt das zunächst im Mai abgelehnte Angebot der Krankenkassen zum Ausgleich der Prämienerhöhung an“, heißt es in einer Pressemitteilung. Ein drohendes Schiedsstellenverfahren ist damit vom Tisch. Zum Juli waren die Haftpflichtprämien für den Berufsstand erneut um 20 Prozent angehoben worden.

So sieht das Angebot der Krankenkassen vor, die Vergütung von Hebammen um einen Zuschlag für Geburten zu ergänzen, der mit der Neuregelung des SGB V ab Juli diesen Jahres gilt. Ab 2015 soll dieser Zuschlag von einem sogenannten Sicherstellungszuschlag abgelöst werden, dessen Höhe im Bundestag noch zu verhandeln ist. Beleghebammen im Schichtdienst sollen zudem eine höhere Vergütung erhalten.

Immer mehr Hebammen müssen ihren Beruf aufgeben

Viele freiberuflichen Hebammen befinden sich in einer schwierigen Situation, weil sie die fällige Haftpflichtprämie von jährlich 5.091 Euro nicht aufbringen können. In den letzten Jahren sind die Haftpflichtsummen regelrecht explodiert.

„Für freiberuflich in der Geburtshilfe tätige Hebammen hat sich die Prämie in den vergangenen zehn Jahren trotz abnehmender Schadenszahlen verzehnfacht bei weiterhin niedriger Vergütung“, berichten die Berufsverbände. Der durchschnittliche Stundenlohn einer Hebamme beträgt jedoch nur 7,50 Euro. Aufgrund des finanziellen Risikos geben immer mehr Geburtshelferinnen ihren Beruf auf. Bundesweit seien nur noch 3.000 bereit, überhaupt Hausgeburten durchzuführen, warnt der Deutsche Hebammenverband.

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Folglich sieht man auch im jetzigen Kompromiss nur eine Zwischenlösung. „Wir fordern weiterhin eine strukturelle Lösung der Haftpflichtproblematik. Die Zuschläge helfen nur kurzfristig. Wir brauchen aber eine Lösung, um die Versorgung mit Hebammenhilfe auch langfristig zu sichern und Frauen die im Sozialgesetzbuch garantierte Wahlfreiheit des Geburtsortes zu ermöglichen“, meint Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes. Speziell die Schwangeren- und Wochenbettversorgung sei nach wie vor ungesichert.

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