Mit der Studie "Altersvorsorgereport: Deutschland 2014" hat die Sparda-Bank Hamburg, gemeinsam mit einem Team rund um Prof. Dr. Jens Kleine vom Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule, die dritte umfassende Untersuchung für den deutschen Altersvorsorgemarkt vorgelegt.

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Die Schließung der Vorsorgelücke stellt die Bürger vor große Herausforderungen. Die Gründe liegen zum einen in den finanziellen Möglichkeiten der Deutschen und zum anderen in den aktuellen Lebensstandards. Denn rund 75% der Deutschen haben nicht die Möglichkeiten, um für ausreichende finanzielle Sicherheit im Alter zu sorgen. Sie können die Vorsorgelücke nicht aus eigenen Kräften schließen. Besonders betroffen ist die Berufsgruppe der Arbeiter. Hier haben aktuell nur rund 19% finanzielle Spielräume für die private Altersvorsorge. Die Schere zwischen Arm und Reich wird dabei immer größer: Diejenigen Bürger, die aktuell über ausreichend Kapital für eine zusätzliche private Altersvorsorge verfügen, können aufgrund des starken Wohlstandsgefälles, im Schnitt etwa 325 EUR zusätzlich zurücklegen.

Jeder Vierte ignoriert das Thema Altersvorsorge

Die Studie ergab, dass grundsätzlich nur ein geringes Interesse am Thema Altersvorsorge besteht, trotz des Bewusstseins der bestehenden Notwendigkeit. So sind sich 82% der Bürger bewusst, dass eine rechtzeitige private Vorsorge zur Wahrung des Lebensstandards im Alter notwendig ist. Dennoch sind Interesse oder die finanziellen Möglichkeiten bei diesem Thema Altersvorsorge in der Bevölkerung eher gering. Mehr als ein Viertel der Bürger gaben sogar an, das Thema Altersvorsorge aktuell komplett zu ignorieren. "Ich bin schockiert, dass jeder Vierte das Thema Altersvorsorge - trotz der täglichen Berichterstattung in den Medien - ignoriert", so Wings weiter.

Das geringe Interesse spiegelt sich auch im Kenntnisstand der Bürger wider. Die konkreten Rentenansprüche sind weitestgehend unbekannt. Rund 73% der Bürger gehen zwar davon aus, dass ihre Rentenansprüche im Alter nicht ausreichen, dennoch kennen weniger als die Hälfte deren tatsächliche Höhe. Dabei haben jedoch rund 50% der Deutschen Angst im Alter vom Existenzminimum leben zu müssen. Insbesondere bei jungen Menschen ist diese Furcht besonders ausgeprägt. "Dass die jungen Menschen die Bedeutung der Altersvorsorge erkannt haben, ist ein äußerst positives Zeichen. Sie haben jedenfalls vom Alter her noch Möglichkeiten, um ausreichend vorzusorgen", konstatiert Wings.

Sparverhalten unzureichend

Zudem müsse das derzeitige Sparverhalten der Deutschen im Hinblick auf die Altersvorsorge als unzureichend angesehen werden, was zu einer immensen Vorsorgelücke führen wird: Im Schnitt wollen die Deutschen bei Renteneintritt etwa 96.000 EUR angespart haben. Hierfür legen die Bürger 21 Jahre durchschnittlich 179 Euro pro Monat zurück. Bei einer durchschnittlich erwarteten - wahrscheinlich sehr hoch gegriffenen - Rendite von fast 4% ergibt sich ein tatsächlicher Ansparbetrag von 69.000 EUR. Dies führt zu einer Vorsorgelücke von mehr als 27.000 EUR pro Bürger. "Die große Vorsorgelücke stellt die Bevölkerung vor große Herausforderungen, da sie zu erheblichen Einschränkungen im Alter führen wird, hier besteht dringender Handlungsbedarf", führt Jens Kleine, Professor für Finanzdienstleistungen an der Steinbeis-Hochschule Berlin, an.

Im Hinblick auf die einzelnen Berufsgruppen tun vor allem die selbstständigen Handwerker zu wenig für die private Altersvorsorge. Diese sparen durchschnittlich nur 135 EUR/Monat. Freiberufler legen ca. 400 EUR/Monat in die private Altersvorsorge an. "Ein hoher Sparbeitrag für die Altersvorsorge ist insbesondere für die Berufsgruppe der Freiberufler von immenser Bedeutung, da sich diese wegen der nicht vorhandenen Rentenversicherungspflicht nicht auf die staatliche Rente verlassen können", so Wings weiter.

Bei der Betrachtung der Familiengröße wird deutlich, dass Familien mit Kindern deutlich besser vorsorgen als Kinderlose oder sich aber im Alter "Kinder-reich" schätzen und somit über die Kinder abgesichert fühlen. Dies führt dazu, dass die Angst, im Alter vom Existenzminimum leben zu müssen, bei Familien mit Kindern deutlich geringer ist als bei Kinderlosen.

Bei der Bewertung der unterschiedlichen Altersvorsorgeprodukte werden die Eigentumsimmobilie und die betriebliche Altersvorsorge als geeignetste Anlagemöglichkeiten angesehen. Dennoch kann der Besitz und die Einzahlung in ein Altersvorsorgeprodukt nicht als sichere Grundlage für eine ausreichende Absicherung in der Zukunft gewertet werden. Insgesamt werden jeweils rund 17% der Altersvorsorgeverträge ausgesetzt oder vorzeitig aufgelöst. Diese hohe Quote ist speziell vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und den bestehenden Versorgungslücken des staatlichen Rentensystems beunruhigend hoch. "Durch die hohen Abbruch- und Aussetzungsquoten der Altersvorsorgeverträge wird sich die Situation im Alter, insbesondere für Personen mit einem geringen Einkommen, weiter zuspitzen", so Wings.

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Die Deutschen wollen heute leben. Eine Einschränkung des eigenen Lebensstandards wird von der Mehrheit nicht gewünscht. Knapp 73% der Bürger sind nicht bereit, ihren Lebensstandard zu Gunsten der Vorsorge einzuschränken. "Knapp die Hälfte der Bürger kann sich aber vorstellen, anstehende Lohnerhöhungen in private Vorsorge-Produkte zu investieren. Dies ist ein positives Zeichen", zeigt Wings einen Lichtschimmer in der privaten Altersvorsorge auf.

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