Gewerbe: „Wer nur einfache Risiken will, braucht keine Vermittler mehr“

Quelle: André Kapsch@Andreas Kapsch & Sohn (Württembergische Versicherung)

Ich habe viele Kunden übernommen, nachdem sie vorher bei anderen Gesellschaften mit „Ausgleichsgeschäft“ eingedeckt waren. Zum Beispiel hatte ich rund 50 Taxiunternehmen von einer anderen Gesellschaft übernommen. Da war das Geschäftsmodell: „Okay, du kannst dein Taxi bei uns versichern, dafür musst du aber noch eine Lebensversicherung, eine private Krankenversicherung und einen Bausparvertrag abschließen.“ Ich dachte mir später: Die Kollegin muss in einem Schloss wohnen. 



Das Grundproblem hierbei ist jedoch: Oft genügt bei der Angebotsberechnung schon das Stichwort „Taxi“ oder „Mietwagen“. Sofort wirft der Beitragsrechner eine Fehlermeldung aus: „Nur mit Zustimmung“, „Vollmacht fehlt“ oder „nicht versicherbar“.

Noch absurder wird es, wenn man nach dem Ablehnungsgrund fragt. Da wird pauschal ein „zu hohes Risiko“ in der Großstadt vermutet, obwohl der Betrieb im ländlichen Raum fährt. Oder es heißt, man lehne generell alle gewerblichen Mietwagen im Krankentransport ab – obwohl der Kunde eine spitzen Schadenrenta vorweisen kann. Stichwort: Annahmerichtlinien.

Was fehlt, ist nicht Risikobewusstsein – sondern Risikoverständnis. Das Taxigewerbe läuft nicht gerade, es schwankt, es fährt nachts, es ist abhängig von Politik, Wetter und Kunden. Aber es ist auch systemrelevant, hochreguliert und in vielen Städten unverzichtbar für Menschen, die sonst gar nicht mobil wären.

Vertrieb durch und durch

Ich arbeite im Vertrieb. Mein Alltag ist geprägt von Anrufen wie: „Ich brauche dringend eine Versicherung – ich habe mir ein neues Taxi gekauft, aber meine alte Gesellschaft macht keine Taxis mehr.“ Oder: „Hallo Herr Kapsch, ich habe hier gerade einen Kunden, den ich schon seit Jahren betreue. Aber ich finde niemanden, der mir sein Taxi abnimmt. Können Sie was machen?“

Ja, ich kann! Aber es ist oft ein Kampf gegen Standardprozesse, gegen Unverständnis und gegen die stille Ablehnung – oder ganz neu: ein Kampf gegen „die Abwehrprämie“.