PKV-Vollversicherung: Sieger und Verlierer im Tauziehen um Bestandskunden

Quelle: DALL-E

Der Bestand an Vollversicherungen stagniert in der Privaten Krankenversicherung (PKV). Umso härter ist der Umdeckungswettkampf – Versicherer versuchen, sich gegenseitig Bestandskunden abzuwerben. Welche Unternehmen hierbei 2024 besonders erfolgreich waren – und welche Abflüsse an Alterungsrückstellungen hinnehmen mussten – stellt Versicherungsbote vor.

Wie schwer sich die private Krankenversicherung mit echter Nachfrage tut, zeigt der neue MAP-Report 940. Er wertet die Geschäftsberichte der Jahre 2020 bis 2024 aus und vergleicht zentrale Kennzahlen zur Entwicklung der Vollversicherten. Das Ergebnis: Ende 2024 zählten die Unternehmen 8,739 Millionen Vollversicherte. Das sind zwar 29.563 mehr als im Jahr zuvor, doch die Branche bleibt weit entfernt vom Rekordjahr 2011 mit 8,976 Millionen Versicherten. Seitdem hat der Markt über 230.000 Kunden verloren.

Auch die Bilanz der letzten Jahre fällt ernüchternd aus. Zwischen 2020 und 2024 wuchs die Zahl der Vollversicherten insgesamt nur um 15.306 Personen. Und dieser kleine Zuwachs verteilt sich sehr ungleich: Von 30 Gesellschaften, deren Geschäftsberichte im MAP-Report berücksichtigt werden konnten, verzeichneten 15 sogar sinkende Bestände. Erschwerend kommt hinzu, dass die Versicherungspflichtgrenze immer weiter steigt. 2025 beträgt sie 73.800 Euro, das sind 7.200 Euro mehr als im Jahr zuvor: Wer weniger verdient, kann nicht in die PKV wechseln. Damit verengt sich die Zielgruppe Jahr für Jahr, und es wird immer schwerer, über neue Kunden zu wachsen.

Umdeckungen gewinnen an Bedeutung

Vor diesem Hintergrund erklärt sich, warum der Wettbewerb über Umdeckungen immer wichtiger wird. Spätestens seit 2009, als die Portabilität von Alterungsrückstellungen eingeführt wurde, ist der Wechsel von einem Anbieter zum anderen kein Tabu mehr. Mit den Kunden wechseln zugleich Rückstellungen, die über Jahrzehnte für ihre Alterssicherung angesammelt wurden.

Die sogenannten Übertragungswerte machen diese Verschiebungen sichtbar. Sie bilanzieren, welche Summen eine Gesellschaft von anderen Anbietern erhält und welche sie selbst abgeben muss. Entscheidend ist dabei der Saldo: Positive Werte zeigen, dass ein Versicherer per saldo Mittel hinzugewinnt, negative Werte weisen auf Abflüsse und damit auf eine doppelte Belastung hin – weniger Kunden und zugleich abfließendes Kapital.

Relativierungen sind nötig

Doch bevor die Umdeckungsgewinner und -Verlierer vorgestellt werden, sind einige Relativierungen angebracht. Denn so eindeutig die Salden auf den ersten Blick wirken, sie erzählen nicht die ganze Geschichte:

  • Ein negativer Umdeckungssaldo bedeutet nicht zwangsläufig Schwäche: Die Debeka etwa verzeichnete 2024 Abflüsse von 5,7 Millionen Euro, konnte ihren Bestand an Vollversicherten aber zugleich um 27.270 Personen steigern und bleibt mit 2,546 Millionen Versicherten der mit Abstand größte Anbieter im Markt.
  • Auch die Größenordnungen relativieren den Eindruck: Bei der Debeka stehen Abflüsse von 5,7 Millionen Euro gegen Rückstellungen von über 54 Milliarden Euro – ein Anteil im Promillebereich. Selbst bei der HanseMerkur, die mit 41,1 Millionen Euro den höchsten Nettogewinn aus Umdeckungen verbuchte, entspricht dies nur rund 0,5 Prozent ihrer Rückstellungen von 8,4 Milliarden Euro.

Übertragungswerte sind somit zwar ein wichtiger Hinweis auf Marktbewegungen geworden, sie ersetzen aber nicht die Gesamtbetrachtung von Beständen, Erträgen und Kosten. Die Relationen sollten im Blick behalten werden, wenn im Folgenden Umdeckungsgewinner und -Verlierer vorgestellt werden.

Umdeckungsgewinner und – Verlierer

Die größten Nettozuflüsse bei den Übertragungswerten erzielte 2024 die HanseMerkur. Sie nahm 53,99 Millionen Euro an Alterungsrückstellungen auf und gab 12,88 Millionen Euro ab, sodass sich ein positiver Saldo von 41,12 Millionen Euro ergab. Auf Rang zwei folgt die Arag mit erhaltenen 27,49 Millionen Euro und abgeführten 2,76 Millionen Euro, was einen Überschuss von 24,73 Millionen Euro bedeutet. Deutlich kleiner fällt der Abstand bei der Continentale aus: Sie erhielt 12,77 Millionen Euro und führte 9,14 Millionen Euro ab; der Saldo liegt damit bei 3,63 Millionen Euro.

Auch die Hallesche, die Universa und die Allianz konnten per saldo leichte Gewinne verbuchen. Damit zeigt sich: Das Feld der Netto-Gewinner ist im Jahr 2024 zwar schmal, doch die beiden Spitzenreiter heben sich mit deutlichem Abstand ab.

Übersicht der positiven Salden 2024:

  1. HanseMerkur: +41,12 Mio. Euro
  2. Arag: +24,73 Mio. Euro
  3. Continentale: +3,63 Mio. Euro
  4. Hallesche: +1,75 Mio. Euro
  5. Universa: +1,62 Mio. Euro
  6. Allianz: +0,97 Mio. Euro
  7. Concordia: +0,49 Mio. Euro
  8. Alte Oldenburger: +0,46 Mio. Euro
  9. Huk-Coburg: +0,30 Mio. Euro
  10. DEVK: +0,06 Mio. Euro
  11. VRK: +0,03 Mio. Euro

Die Umdeckungsverlierer 2024

Wer aber musste das meiste an die Konkurrenz abgeben? Am stärksten traf es die DKV: Für 2024 ist ausschließlich ein negativer Gesamtsaldo von −21,24 Mio. Euro ausgewiesen. Deutlich dahinter folgt die Signal Iduna; sie führte 19,05 Mio. Euro ab und erhielt 9,95 Mio. Euro, der Saldo beträgt −9,10 Mio. Euro. Drittgrößter Verlierer ist die Generali mit −6,10 Mio. Euro (ohne separate Angaben zu erhaltenen/abgeführten Mitteln). Knapp dahinter liegt die Debeka: Sie erhielt 8,59 Mio. Euro, führte 14,27 Mio. Euro ab und schloss mit −5,68 Mio. Euro.

Im Folgenden werden die zehn höchsten negativen Salden aufgelistet:

  1. DKV: −21,24 Mio. Euro
  2. Signal Iduna: −9,10 Mio. Euro
  3. Generali: −6,10 Mio. Euro
  4. Debeka: −5,68 Mio. Euro
  5. Gothaer: −3,45 Mio. Euro
  6. Barmenia: −2,98 Mio. Euro
  7. Nürnberger: −2,36 Mio. Euro
  8. Münchener Verein: −1,64 Mio. Euro
  9. SDK: −1,58 Mio. Euro
  10. Inter: −1,36 Mio. Euro

Hintergrund: Die aktuelle Ausgabe des MAP-Reports ist bei Franke und Bornberg erschienen – diesmal mit der stolzen Nummer 940. Unter dem Titel „Bilanzrating Private Krankenversicherung 2024“ enthält das Analyse-Instrument eine Vielzahl von Bilanzkennzahlen, die den Zeitraum von 2020 bis 2024 abdecken. Damit bietet der Report einen fundierten Überblick über die wirtschaftliche Stabilität der Branche – und wird zu einem wertvollen Werkzeug für Marktbeobachter, Vermittler und alle, die die private Krankenversicherung im Detail verstehen wollen. Wie immer kann die Studie kostenpflichtig über die Webseite der Rating-Experten bezogen werden.