Kompositversicherung: Wenn Einzelsparten das Gesamtergebnis kippen

Quelle: DALL-E

Ganz anders fällt das Bild in der privaten Unfallversicherung aus: Mit einer durchschnittlichen Combined Ratio von 78,30 Prozent war sie 2023 die profitabelste Sparte im Kompositgeschäft. Besonders niedrige Quoten erreichten die Cosmos (33,90 Prozent) und die WGV (34,59 Prozent).

Zwar überschritten vier Versicherer die 100-Prozent-Marke – Allianz (136,35 Prozent), Axa (105,36 Prozent), Bayerischer Versicherungsverband (114,27 Prozent) und VGH (100,27 Prozent) –, doch alle vier wiesen zugleich ein positives versicherungstechnisches Ergebnis aus. Ein möglicher Grund: hohe Rückstellungen, mit denen typische Schwankungen im Schadenverlauf aufgefangen werden. Die Allianz verfügte hier über 9,15 Milliarden Euro, die Axa über 1,23 Milliarden Euro.

Im Durchschnitt erzielte jedes Unternehmen einen versicherungstechnischen Gewinn von 26,17 Millionen Euro – die Sparte bleibt damit ein stabiler Ertragspfeiler. Zugleich zeigt diese Zahl aber auch, dass die absoluten Volumina weit unter denen der defizitären Sparten liegen.

Hausratversicherung: Stabile Ergebnisse – bei geringem Volumen

Auch die Hausratversicherung blieb 2023 auf Ertragskurs. Die durchschnittliche Combined Ratio lag bei 80,06 Prozent – leicht über dem Vorjahreswert, aber weiterhin klar im grünen Bereich. Lediglich ein Anbieter, die Rhion Versicherung, überschritt mit 102,83 Prozent die Rentabilitätsschwelle.

Versicherungstechnische Verluste verbuchten hingegen mehrere Gesellschaften, darunter Interlloyd (–0,33 Millionen Euro), Baloise Sachversicherung (–0,12 Millionen Euro), Dialog (–0,55 Millionen Euro), ARAG Allgemeine (–0,73 Millionen Euro), VPV (–0,88 Millionen Euro), Bayerische Allgemeine (–0,93 Millionen Euro), Rhion (–1,24 Millionen Euro), Signal Iduna Allgemeine (–2,08 Millionen Euro) und Die Haftpflichtkasse (–7,05 Millionen Euro). Für alle übrigen Anbieter stand ein stabiler Gewinn von durchschnittlich 8,82 Millionen Euro zu Buche.

Auch in dieser Sparte zeigt sich jedoch: Die Beitragsvolumina liegen weit unter jenen von Kfz- und Wohngebäudeversicherungen. Damit kann das Hausratgeschäft zwar zur Stabilisierung beitragen – einen durchgreifenden Ausgleich für defizitäre Großsparten bietet es jedoch nicht.

Rechtsschutzversicherung: Stabilisierung trotz Gebührenrisiken

Nach schwierigen Vorjahren zeigte sich die Rechtsschutzversicherung 2023 stabilisiert. Die durchschnittliche CR lag bei 91,62  Prozent. Nur ein Anbieter – Concordia – wies mit 113,24  Prozent eine defizitäre Quote auf. Elf der 25 größten Unternehmen lagen unter 90  Prozent. Neben gestiegenen Durchschnittsprämien dürften auch interne Optimierungen zur Stabilisierung beigetragen haben – etwa durch digitale Prozesse in der Schadenbearbeitung und eine straffere Kostensteuerung.

Das versicherungstechnische Ergebnis zeigt für jeden Anbieter einen soliden Gewinn von durchschnittlich 15,62 Mio. Euro in 2023 – der beste Wert ab 2018. Auch hier weist nur die Concordia einen Fehlbetrag aus (von -17,14 Mio. Euro). Allerdings trübt sich die Aussicht bereits wieder: Ab 2025 rechnen die Versicherer infolge neuer gesetzlicher Gebührenregelungen für Gerichte und Anwälte mit einer jährlichen Mehrbelastung von rund 250 Millionen Euro.

Haftpflichtversicherung: Stabile Säule mit einzelnen Ausreißern

Auch die Haftpflichtversicherung erwies sich 2023 als verlässliches Geschäftsfeld. Die durchschnittliche Combined Ratio lag mit 81,53  Prozent klar im grünen Bereich. Bereinigt um Sondereffekte bei der Feuersozietät Berlin Brandenburg und der BGV – beide wiesen rechnerisch negative Schadenaufwendungen aus – erhöhte sich der Mittelwert zwar auf 84,40  Prozent, blieb aber weiterhin auf tragfähigem Niveau. CR-Quoten über 100  Prozent zeigten sich lediglich bei vier Anbietern: Helvetia (103,96  Prozent), Nürnberger Allgemeine (106,04  Prozent), Condor Allgemeine (125,38  Prozent) und Bayerische Allgemeine (132,43  Prozent).

Beim versicherungstechnischen Ergebnis standen für die Branche im Schnitt 23,76  Millionen Euro auf der Haben-Seite. Allerdings prägen hier drei große Anbieter das Bild entscheidend: Die Ergo erzielte einen Gewinn von 167,73  Millionen Euro, die Allianz 124,50  Millionen Euro und die Gothaer Allgemeine 100,95  Millionen Euro. Diese hohen Einzelgewinne zeigen: Durchschnittswerte können leicht überdecken, wie unterschiedlich die wirtschaftliche Lage der einzelnen Gesellschaften tatsächlich ist.