Die Solvenzquote ist ein wichtiger Gradmesser für die Risikotragfähigkeit – doch sie ist kein abschließendes Urteil über die wirtschaftliche Stabilität eines Krankenversicherers. Denn: Unterschiede in Geschäftsmodell, Tarifstruktur, Rückstellungsprofil und Kapitalstrategie führen zu erheblichen Abweichungen – ohne dass dies zwingend auf finanzielle Schwächen hindeutet. Auch Faktoren wie das Verhältnis von Voll- zu Zusatzversicherung, das Alter der Bestände oder laufende Investitionen können die Quote stark beeinflussen.
Auffällig ist dabei: Unter den Unternehmen mit besonders hohen oder besonders niedrigen Quoten finden sich ganz unterschiedliche Akteure – vom regionalen Spezialversicherer bis zum Großanbieter, vom Zusatzversicherer bis zum Beamtenversicherer. Die Solvenzquote ist also ein relevanter Orientierungswert, aber nur im Zusammenspiel mit weiteren Kennzahlen wirklich aussagekräftig.
Die zehn höchsten PKV-Solvenzquoten 2024 (Basisquote ohne Übergangshilfen)
Viele der kapitalstärksten PKV-Unternehmen kombinieren stabile Bestände mit einer konservativen Kapitalsteuerung. Besonders auffällig: In der Spitzengruppe finden sich gleich mehrere Versicherer mit starkem Fokus auf den Beamtenbereich sowie regionale Spezialisten mit stabiler Versichertenstruktur.
- UKV: 990,7 % (2023: 1.047,3 %)
- Universa: 954,2 % (2023: 968,1 %)
- Alte Oldenburger: 754,9 % (2023: 996,3 %)
- Münchener Verein: 716,8 % (2023: 997,1 %)
- SDK: 712,4 % (2023: 628,3 %)
- VGH Provinzial: 701,9 % (2023: 802,1 %)
- Bayerische Beamtenkrankenkasse: 633,5 % (2023: 669,4 %)
- Continentale: 608,0 % (2023: 606,6 %)
- Hallesche: 598,6 % (2023: 622,8 %)
- R+V: 583,3 % (2023: 590,0 %)
Die fünf niedrigsten PKV-Solvenzquoten 2024 (Basisquote ohne Übergangshilfen)
Im unteren Bereich zeigt sich ein gemischtes Bild: Neben jungen Zusatzversicherern mit schlanker Rückstellungsbasis tauchen auch große Vollversicherer mit hoher Marktdurchdringung auf. Niedrige Quoten können hier verschiedene Ursachen haben – von bewusst knappem Kapitaleinsatz über dynamisches Neugeschäft bis hin zu strukturellen Lasten aus Altverträgen. Eine Einordnung ist nur mit Blick auf Geschäftsmodell und Strategie sinnvoll:
- Ergo: 191,1 % (2023: 192,5 %) – sehr hoher Anteil an Pflegezusatzversicherung, kaum Vollversicherung
- Ottonova: 217,2 % (2023: 232,7 %) – Schwerpunkt Zusatzgeschäft, kaum Vollversicherung
- HUK-Coburg: 254,9 % (2023: 317,2 %) – sechstgrößter Vollversicherer
- HanseMerkur AG: 259,3 % (2023: 379,5 %) – neuntgrößter Vollversicherer
- Vigo: 263,8 % (2023: 316,8 %) – Schwerpunkt Zusatzversicherung, kaum Vollversicherung
Hintergrund: Die Daten in diesem Beitrag stammen aus dem soeben veröffentlichten MAP-Report Nr. 939 „Solvabilität im Vergleich“, herausgegeben von Franke und Bornberg. Der Bericht analysiert detailliert die Solvenzquoten deutscher Lebens- und privater Krankenversicherer für das Jahr 2024 – einschließlich Basisquoten, MCR-Bedeckung, Übergangshilfen sowie der Entwicklung zentraler Kennzahlen über einen Zeitraum von zehn Jahren. Neben den aktuellen Werten enthält der MAP-Report umfangreiche Zeitreihen von 2015 bis 2024 zu Eigenmitteln, versicherungstechnischen Rückstellungen, Marktanteilen und Quotenvarianten – differenziert nach Bilanzzahlen und SFCR-Berichten.
Damit bietet die Studie eine fundierte Grundlage für Marktvergleiche, Risikoeinschätzungen und strategische Bewertungen. Der vollständige Report kann kostenpflichtig über die Webseite von Franke und Bornberg bestellt werden.