Risikolebensversicherung: Besser als viele Verbraucher denken

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Die Lebensversicherung hat ein Imageproblem. Spätestens seit der jüngsten Absenkung des Garantiezinses auf 0,25 Prozent stolpern Verbraucher in den Medien immer wieder über Abgesänge auf das einst populäre Versicherungsprodukt. Was vielen Versicherungskunden nicht bewusst ist: Diese Meldungen beziehen sich auf die Kapitallebensversicherung, nicht auf die Risikolebensversicherung. Versicherungsmakler sind bei der Beratung deshalb besonders gefordert, unterstreicht Karsten Allesch, geschäftsführender Gesellschafter des Deutschen Maklerverbunds (DEMV).

Quelle: DEMVDie Lebensversicherung lohne sich nicht mehr, heißt es. Zu teuer, zu intransparent, zu wenig Rendite. Derartige Headlines waren vor allem nach Ankündigung der Garantiezinsabsenkung im vergangenen Herbst allenthalben zu lesen und haben sich ins Gedächtnis vieler Verbraucher gebrannt. Dass sie sich explizit auf kapitalbildende Lebensversicherungen bezogen, dürfte selbst bei denjenigen, die auch die dazugehörigen Artikel gelesen haben, vielfach wieder in Vergessenheit geraten sein. In den Köpfen vieler Verbraucher gibt es lediglich DIE Lebensversicherung – eben die Versicherung, die zahlt, wenn die versicherte Person stirbt. Eine Differenzierung der unterschiedlichen Produktklassen findet oft nicht statt.

Unterschiede erklären und Vorurteile entkräften

Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, dass Versicherungskunden nicht unbedingt aufgeschlossen sind, wenn Vermittler die Risikolebensversicherung ins Spiel bringen. In solchen Fällen gilt es, zunächst einmal zu erläutern, dass es verschiedene Arten der Lebensversicherung gibt, die zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt werden. Um dann den Bogen zur Hinterbliebenenversorgung zu schlagen, für die die Risikolebensversicherung nach wie vor unbestritten ein sinnvolles Mittel ist. Das sehen selbst Verbraucherschützer so, die an der Kapitallebensversicherung als Altersvorsorge-Instrument harsche Kritik üben.

Die Notwendigkeit einer finanziellen Absicherung im Todesfall insbesondere für junge Familien, aber auch für Paare mit starker finanzieller Abhängigkeit eines Partners, lässt sich gut verdeutlichen. Und genau dazu dient die Risikolebensversicherung. Typische Argumente, die gegen die Kapitallebensversicherung in Feld geführt werden, treffen auf die reine Todesfallabsicherung ohne Altersvorsorgeleistung nicht zu. Und können mit entsprechenden Erklärungen leicht entkräftet werden.

  • “zu teuer”: Da bei der Risikolebensversicherung nur ein Risiko versichert ist (der Tod der versicherten Person) und der Versicherungsfall insgesamt gesehen vergleichsweise selten eintritt, ist der Versicherungsschutz sogar sehr günstig. Selbst mit erweiterten Leistungen wie Sofortzahlungen bei Herzinfarkt oder Krebs sind die Beiträge überschaubar. Und: Beiträge sind als Vorsorgeaufwendungen steuerlich absetzbar.
  • “zu unflexibel”: Lange Laufzeiten mögen bei Kapitallebensversicherungen für manche Versicherten bei veränderter Lebenssituation zur Belastung werden. Bei der Risikolebensversicherung sorgen sie hingegen für Sicherheit. Außerdem bestimmen Versicherungsnehmende die Laufzeit hier selbst. Gute Tarife sind zudem alles andere als unflexibel. Im Gegenteil sogar: Sie bieten zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten, etwa Erhöhungsgarantien ohne Gesundheitsprüfung in bestimmten Lebenssituationen (z. B. Immobilienerwerb, Geburt eines Kindes) oder nachträgliche Wechsel in den Nichtrauchertarif.
  • “zu unrentabel”: Das Argument magerer Renditen fällt häufig im Zusammenhang mit der Kapitallebensversicherung. Und Rendite ist ohne Frage ein wichtiger Faktor bei der Altersabsicherung. Doch darum geht es bei der Risikolebensversicherung ja nicht. Wenn Versicherungsvermittler die Versorgungslücke aufzeigen, die beim Wegbrechen eines bestimmten Einkommensanteils entsteht, wird in der Regel schnell deutlich, dass eine Absicherung sehr wohl lohnt.

Versicherungssumme gemeinsam mit dem Kunden ermitteln

Die Versicherungssumme sollte ausreichen, um die Hinterbliebenen so lange abzusichern, bis sie nach dem Tod der versicherten Person nicht mehr auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind. Dazu ist es sinnvoll, anfallende Ausgaben und verfügbares Einkommen möglichst genau gegenüberzustellen, um so die konkrete Versorgungslücke zu ermitteln.

Eine grobe Orientierung bieten folgende Faustregeln für die Höhe der Versicherungssumme:

  • Paare ohne Kinder: 3-faches Bruttojahreseinkommen
  • Familien mit kleinen Kinder: 5-faches Bruttojahreseinkommen
  • Familien mit älteren Kindern: 3-faches Bruttojahreseinkommen
  • Alleinerziehende: 5-faches Bruttojahreseinkommen

Natürlich hängt die Höhe der Versicherungssumme stark von der jeweiligen Lebenssituation ab. Muss beispielsweise eine Immobilienfinanzierung mit langer Restlaufzeit bedient werden, sollte die Todesfallleistung höher angesetzt werden, um Zahlungsschwierigkeiten zu vermeiden. Auch der individuelle Lebensstandard, der gehalten werden soll, spielt eine Rolle. Sind hingegen größere Rücklagen vorhanden, kann der Betrag auch niedriger angesetzt werden. Zudem sollte bedacht werden, dass bei der Auszahlung Erbschaftssteuer anfallen kann, die die Todesfallsumme je nach Konstellation erheblich schmälern kann. Mehr dazu und wie sich die Steuerlast verringern lässt, lesen Sie in diesem Beitrag.

Im Zweifel gilt: Die Versicherungssumme lieber nicht zu knapp bemessen. Denn die Beiträge steigen nicht proportional zur Leistung, sondern deutlich geringer. Für kostenbewusste Kunden sind Tarife mit fallender Versicherungssumme möglicherweise eine interessante Option. Im Sinne einer guten Beratung sollten Versicherungsmakler allerdings darauf hinweisen, dass der Finanzbedarf nicht zwangsläufig sinkt, wenn das Haus abbezahlt ist oder die Kinder aus dem Haus sind.

Leistungsstarke Tarife bieten die Möglichkeit, die Versicherungssumme unkompliziert an geänderte Lebenssituationen anzupassen. Mit einer solchen Nachversicherungsgarantie können sich vor allem junge Versicherungsnehmer mehr Flexibilität sichern.

Grundsätzlich gilt bei der Risikolebensversicherung oft noch das Credo “Tot ist tot”: Beim Abschluss wird allein auf die Beitragshöhe geschaut und nicht auf die Leistungen. Das kann sich rächen, denn diese können einen großen Unterschied machen. Etwa wenn es darum geht, eine Unterversicherung zu vermeiden. Zudem können auch Sofortleistungen bei bestimmten Diagnosen wie Krebs oder Schlaganfall vereinbart werden, sodass die Versicherung eben nicht nur im Todesfall leistet. Leider werden die Leistungsmerkmale der Risikolebensversicherung nicht in jedem Vergleichsrechner angeboten und dadurch bei der Beratung ausgeklammert. Qualitativ hochwertige Vergleichstools, wie beispielsweise vom Deutschen Maklerverbund, ermöglichen eine Beratung, die über einen reinen Preisvergleich hinausgeht.

Laufzeit richtig wählen

Die Laufzeit hat maßgeblichen Einfluss auf die Kosten. Wenig überraschend also, dass viele Versicherungskunden möglichst kurz ansetzen wollen. Es gilt, gemeinsam mit dem Kunden zu ermitteln, wie lange Hinterbliebene nach dem Wegfall eines Einkommens finanzielle Unterstützung benötigen. Möglicherweise reicht es bereits, wenn der Vertrag endet, sobald die Baufinanzierung abbezahlt ist. In anderen Fällen ist es der Zeitpunkt, zu dem die Kinder voraussichtlich ihre Ausbildung abschließen.

Doch auch hier gilt wieder: Die Laufzeit besser länger ansetzen, um auf der sicheren Seite zu sein. Schließlich läuft nicht immer alles nach Plan – auch die berufliche Karriere und damit finanzielle Unabhängigkeit der eigenen Kinder nicht. Und falls doch – und die Absicherung deshalb früher als gedacht nicht mehr benötigt wird, lässt sich der Vertrag immer noch beitragsfrei stellen oder vorzeitig kündigen.