Allianz verlängert mit Oliver Bäte bis 2024

Quelle: allianz.com

Oliver Bäte wird weiter Chef von Europas größtem Versicherer bleiben. Der Aufsichtsrat der Allianz hat den Vertrag des 53jährigen Managers vorzeitig bis zum September 2024 verlängert: der Konzern habe sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Es ist ein Vertrauensbeweis in einer schwierigen Phase des Umbruchs.

Oliver Bäte wird auch weiterhin Chef der Allianz Gruppe bleiben. Der Aufsichtsrat der Allianz hat den Vertrag vorzeitig bis zum September 2024 verlängert. Das teilte der Konzern am Freitagmorgen in einer Pressemeldung mit.

„Unter der Führung von Herrn Bäte hat sich die Allianz in den vergangenen drei Jahren sehr gut entwickelt. Der Aufsichtsrat ist überzeugt, in ihm den richtigen Vorstandsvorsitzenden auch für die vor uns liegenden Herausforderungen zu haben“, lässt sich Michael Diekmann zitieren, der dem Konzern selbst 12 Jahre vorstand. Diekmann ist aktuell Aufsichtsratschef der Allianz und gilt als wichtiger Förderer Bätes. Von ihm hatte Bäte den Vorsitz von Europas größtem Versicherer übernommen.

Allianz in schwieriger Phase des Umbruchs

Damit spricht der Aufsichtsrat Bäte just in einem Moment sein Vertrauen aus, in dem der Manager verstärkt mit Gegenwind zu kämpfen hat – auch innerhalb des Konzerns. Wie auch sein Vorgänger vermachte Bäte der Allianz einen radikalen Reformkurs, der unter anderem einen digitalen Umbau des Versicherers sowie eine Verschlankung der Strukturen vorsieht. Vielleicht überlebensnotwendige Schritte in einer Zeit, in der Wettbewerber wie Amazon und Google auch das Versicherungsgeschäft ins Auge fassen. Der aktuelle Niedrigzins an den Kapitalmärkten erschwert zudem das Geschäft.

Doch Kritiker monieren, Bäte treibe den Umbau zu radikal voran. Und durchaus nicht reibungslos: Viele Vertreter beklagen in internen Allianz-Foren, dass die IT-Technik des Versicherers immer wieder Probleme mache und nicht ausgereift sei. In der privaten Krankenversicherung führte der Umbau im Herbst 2017 dazu, dass Kundenanfragen und Arbeitsaufträge nicht zeitnah abgearbeitet werden konnten, sondern liegen blieben (der Versicherungsbote berichtete).

Damit Versicherungsverträge einfacher per App abgeschlossen werden können, will Bäte zudem die Produkte deutlich vereinfachen und vereinheitlichen, getreu dem Motto: "Keep it fast and simple". Auch dies eine umstrittene Strategie. Erst vor wenigen Tagen schrieb der Vorstandsvorsitzende, dass im Jahr 2021 drei Viertel des Online-Handels via Smartphone stattfinden wird: Hierfür sollen die eigenen Tarife fit gemacht werden. Mit Spannung erwartet wird der Investorentag am kommenden Freitag. Dann wird Bäte vermutlich eine neue Firmenstrategie für die kommenden Jahre vorstellen, da die "Renewal Agenda", vor drei Jahren angeschoben, Ende des Jahres ausläuft.

Konflikte auf Heimatmarkt - Nicht alle Vertreter sind zufrieden

Für Verärgerung bei den mächtigen Agenturen auf dem Heimatmarkt sorgte es, dass die Allianz-Policen mittlerweile komplett online abgeschlossen werden können. Sie fürchten, sie sollen irgendwann durch künstliche Intelligenz und Sprachassistenten ersetzt werden: Alexa berät statt Herr Kaiser. Hinzu kommt, dass der Versicherer seinen Vertretern ab kommendem Jahr wichtige Teile einer erfolgsabhängigen Vergütung streicht: die sogenannte Bestandssicherungsprovision (BSP). Sie wird ausgerechnet gezahlt, wenn die Vertreter viele treue Kunden an sich binden können (der Versicherungsbote berichtete).

Dass die Allianz auf dem Heimatmarkt von Rekord zu Rekord eilt, ist auch den Agenturen zu verdanken, die erfolgreich Kunden werben und binden. Doch viele fühlen ihre Arbeit nicht ausreichend wertgeschätzt, wie auch der Austausch in internen Chat- und Facebook-Gruppen zeigt, der dem Versicherungsboten in Auszügen vorliegt. Bäte wird auch diese Vertreter für seine Ziele gewinnen und mitnehmen müssen: seine Arbeit wird in den kommenden Jahren nicht einfacher werden.