Versicherungsbetrug? Mann kassierte 100.000 Euro für 33 Unfälle

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Wer innerhalb von vier Jahren in 33 Verkehrsunfälle verwickelt ist, scheint von einer wahren Pechsträhne betroffen. Oder handelte vorsätzlich? Ein Mann steht nun wiederholt in Kiel vor Gericht aufgrund eines schweren Verdachts: Laut Anklage hat er die Unfälle selbst herbeigeführt, um Versicherungsgelder zu kassieren. Das berichten die „Kieler Nachrichten“.

Laut dem Bericht hat der 33-jährige Mann mit seinem Fahrzeug, aber auch mit Fahrzeugen von Familienangehörigen und Bekannten, gezielt anderen Verkehrsteilnehmern aufgelauert, um an unübersichtlichen Stellen Unfälle zu provozieren. Geschickt hätte er dann den anderen Unfallbeteiligten die Schuld zugewiesen.

Trifft der Vorwurf zu, war er damit erfolgreich: in neun von zehn Fällen leistete eine Versicherung Schadensersatz und zahlte Schmerzensgeld, so dass der Mann immerhin 100.000 Euro durch die Unfälle einnahm. Das regionale Blatt rechnet vor, der mutmaßliche Täter habe durch die Unfälle in der Zeit von Juli 2010 bis Juli 2014 mehr als 2000 Euro monatlich „verdient“.

Provozierte Unfälle keine Seltenheit

Versicherern ist die Strategie provozierter Autounfälle zum Versicherungsbetrug schon länger bekannt. Im vorigen Jahr sah sich der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sogar gezwungen, vor bandenmäßig immer geschickter agierenden „Autobumsern“ zu warnen: Unfälle werden gezielt herbeigeführt, zugleich sichern Banden durch falsche Zeugen in Nähe des Tatorts das Gelingen ihres Betrugs ab. Sie haben auch die Aufgabe, die Betroffenen zu bedrohen und einzuschüchtern. Die Zahlen sind drastisch: Jeder zehnte Unfall gehe mittlerweile auf das Konto von Autobumsern, schätzt der GDV (der Versicherungsbote berichtete).

Bereits 2014 klärte die „Stiftung Warentest“ über diese Betrugsmasche auf und nannte auch Strafen, die für diese gefährliche Art des Versicherungsbetrugs drohen: Ein Täter, der 23 vorsätzliche Unfälle provoziert hatte, wurde zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Schon damals wurde zudem über den Kieler Täter berichtet: ihm drohten in einem ersten Prozess zwei Jahre Haft.

Ob der Mann aber wirklich verurteilt wird, ist ungewiss. Nach weiteren Prozessen, denen er zum Teil fernblieb, erklärte ihn ein psychiatrisches Gutachten für verhandlungsunfähig. Ob er dauerhaft verhandlungsunfähig bleibt, soll nun laut den „Kieler Nachrichten“ geprüft werden. Trifft dies zu, könnte das Strafverfahren komplett eingestellt werden.