Allianz-Chef Bäte will es easy

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Allianz-Chef Oliver Bäte schreibt seinen Mitarbeitern ein neues Unternehmensziel ins Kursbuch: Alles soll einfacher werden. Mit weltweit standardisierten Versicherungstarifen will sich der Chef von Europas Branchenprimus gegen die Konkurrenz von Insurtechs und Vergleichsplattformen wappnen. Ein Vorbild für die neue Easiness findet er sogar im eigenen Haus.

Allianz-Chef Oliver Bäte hat sich dafür ausgesprochen, den Tarifdschungel im eigenen Haus zu lichten und die Versicherungsprodukte deutlich zu vereinfachen. Damit sollen die Versicherungen einerseits profitabler werden, zum Beispiel, weil sie weniger beratungsintensiv sind. Bäte will sich mit der neuen Easiness auch gegen die Konkurrenz neuer Wettbewerber wie Start-ups und große Vergleichsportale wappnen. Über den Vorstoß berichtet am Mittwoch die „Münchener Abendzeitung“.

“Wir arbeiten an vielen Stellen viel zu komplex“, wird Bäte bei der Hauptversammlung in München zitiert. „Die Straußeneier des Wettbewerbs sind Produktivität, Einfachheit und Innovation“. Als positives Beispiel nannte er die eigene Auslandstochter in Spanien. Dort können die Autofahrer zwischen maximal zwei Kfz-Tarifen wählen.

Weltweit standardisierte Produkte

Laut dem Zeitungsbericht schreibt Bäte den 70 Ländergesellschaften der Allianz zudem ins Kursbuch, weltweit standardisierte Produkte anzubieten. Aktuell entwickeln die Auslands-Töchter weitgehend autonom ihre Tarife. Ziel soll es unter anderem sein, das Verhältnis von Gewinn zu Eigenkapital bzw. die Eigenkapitalrendite von derzeit 11,8 Prozent auf 13 Prozent zu steigern.

Hellhörig werden dürften bei Bätes Plänen die Agenturen der Allianz. Denn einfache, standardisierte Produkte lassen sich auch online besser verkaufen. So prognostiziert das Beratungshaus McKinsey in einer aktuellen Studie, dass schon bald auf Chatbots basierende Sprachassistenten wie Alexa den „klassischen“ Versicherungsvermittler verdrängen werden, weil sie auch zu Versicherungsthemen beraten können (der Versicherungsbote berichtete).

Zudem wäre die neue Unternehmensstrategie deshalb riskant, weil der Trend eher hin zu individualisierten Versicherungen geht, die dem Kunden nahezu auf den Leib geschneidert sind. Stichwort: Modularisierung und Baukasten-Systeme. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass die Verbraucher verstärkt passgenaue Tarife wünschen, bei denen man Leistungen nach Belieben hinzu- oder abwählen kann. Standardisierte Policen wären hierzu ein Gegenmodell: Vor allem, wenn Tarifvarianten aus dem Angebotskatalog gestrichen werden.