Laut einer im Februar erfolgten Kommunikation der BaFin dürfen Finanzanlagenvermittler mit gewerberechtlicher Erlaubnis nach § 34f GewO ELTIF an Kleinanleger vertreiben. Dennoch setzt Beratung und Vertrieb eine intensive Auseinandersetzung mit dem Produkt voraus, da wir es hier mit einer für Vermittler und Kunden neuen Produktgattung zu tun haben. Potenziell für Anleger kritische Aspekte wie die Haltedauer und Ausstiegszeitpunkte müssen transparent in der Beratung dargelegt werden.

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Wie sollten Vermittler ELTIFs in die Portfoliostrategie ihrer Kunden integrieren und welche Diversifikationsstrategien sind dabei besonders wichtig?

Eine One-size-fits-all-Lösung gibt es nicht: Inwiefern ELTIF in die individuelle Geldanlage- und Diversifikationsstrategie des Kunden eingebunden wird, hängt von diversen individuellen Faktoren ab – allen voran Alter und Anlagehorizont. Gemäß dem alten Motto von den Eiern und den Körben gibt ELTIF Vermittlern eine weitere spannendes Investmentalternative an die Hand, die Kapitalanlage ihrer Kunden geschickt und zukunftssicher auszubalancieren.

Welche langfristigen Trends und Entwicklungen sehen Sie im Bereich der Geldanlagen über ELTIFs und wie können Vermittler davon profitieren?

Ein wichtiges Stichwort lautet Transformationsfinanzierung. ELTIF wurde von der EU ja geschaffen, um private Finanzströme leichter in den Ausbau von beispielsweise nachhaltiger Infrastruktur zu lenken. Wir sprechen hier also auch von einer Demokratisierung der Teilhabe am strukturellen Wandel, zum Beispiel dem Aufbau einer Energiespeicher-Infrastruktur oder dem Bau energieeffizienter Wohnungen in unseren Städten. Richtig kommuniziert lauern in der Aktivierung des privaten Sektors enorme Vertriebspotenziale. Wandel und Impact sind bei Investitionen in die Realwirtschaft deutlich greifbarer als bei einem MSCI World ETF, Abstraktheit wird abgebaut. Dementsprechend eignet sich ELTIF für die Ansprache neuer Zielgruppen, die beim Thema Aktieninvestments eher zögerlich sind.

Welche Kriterien sollten Vermittler bei der Auswahl von ELTIFs für ihre Kunden berücksichtigen und wie können sie die Qualität dieser Fonds beurteilen?

Wichtige Kriterien sind bei ELTIF – wie bei anderen Fonds auch – Kosten, Performance und insbesondere auch die Transparenz über die konkreten Assets des Fonds. Darüber hinaus bei ELTIF natürlich ebenfalls relevant: Mindestlaufzeit, Ausstiegsmöglichkeiten aber auch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitszielen, zum Beispiel die Einordnung nach Artikel 8 oder 9 der EU-Offenlegungsverordnung.

Wie können Vermittler ihre Kunden darüber aufklären, dass ELTIFs oft langfristige Anlagehorizonte erfordern und wie können sie deren Erwartungen entsprechend managen?

Vermittler sollten Kunden erklären, wie die langfristigen Haltedauern bei ELTIF zustande kommen. Das schafft Verständnis und Nachvollziehbarkeit. Illiquide Anlagen sind meist mit einer Projektentwicklungslaufzeit verbunden, die einen längerfristigen Investitionshorizont erfordert. Nehmen wir das Beispiel eines neuen Windparks. Von Genehmigung bis zur Inbetriebnahme vergehen hier oft mehrere Jahre, ähnlich im Immobiliensektor. Das muss in der Beratung kein Nachteil sein: Schließlich ist es für viele Kunden äußerst motivierend, mit der eigenen Geldanlage zum Aufbau echter Werte in der Realität und nicht nur auf dem Papier beizutragen und schließlich davon zu profitieren.

Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie für Vermittler im Bereich der Geldanlagen über ELTIFs und wie können sie sich erfolgreich positionieren?

Wie bereits gesagt, ist ELTIF ein beratungsintensives Produkt, das uns vor Augen führt, dass die fundierte persönliche Beratung auch in Zukunft gebraucht wird. Vermittler, welche die Chance dieses neuen Produkts frühzeitig für sich erkennen und das Thema besetzen, erschließen damit langfristig neue Zielgruppen. Auch zur erneuten Aktivierung von Bestandskunden ist eine neue Assetklasse wie ELTIF geeignet. Fügt sie doch vorhandenen Anlageportfolios Stabilität und neue Renditechancen hinzu. Dies alles setzt Weiterbildung zum Aufbau von Expertise voraus, bei der auch wir Produktgeber in der Verantwortung stehen.

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