Mehr als jeder zweite Rentner in Deutschland, 10,1 Millionen Menschen, erhält eine gesetzliche Rente unterhalb der relativen Armutsgrenze. Das geht aus Zahlen hervor, die das Bundessozialministerium auf eine Anfrage der Fraktion Sahra Wagenknecht (BSW) mitgeteilt hat. Konkret angefragt hatte Wagenknecht, wie viele Menschen weniger als 1.100 Euro im Monat erhalten. Die aktuelle Armutsgrenze, die laut Statistischem Bundesamt derzeit bei 1.250 Euro im Monat liegt, wird damit noch deutlich unterschritten. Auf die Zahlen machte zuerst das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) aufmerksam.

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Zu beachten ist hierbei, dass es sich um relative Armut handelt. Diese ist von absoluter Armut abzugrenzen, die etwa durch Notlagen wie Hunger und Obdachlosigkeit gekennzeichnet ist. Eine Person gilt nach der EU-Definition als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt (Schwellenwert der Armutsgefährdung).

„Wenn mehr als die Hälfte der gesetzlichen Renten im Land unter 1.100 Euro liegt, dann ist das Versprechen von Arbeitsminister Heil, das Rentenniveau dauerhaft auf dem heutigen Niveau festzuschreiben, keine Verheißung, sondern eine Verhöhnung der Menschen“, zitiert RND Sahra Wagenknecht. Das sieht die Bundesregierung jedoch nicht so. Sie verweist darauf, dass die gesetzliche Rente für viele Ruheständler nicht das einzige Einkommen ist. Rentenempfänger hätten weitere Einkünfte, zum Beispiel aus „Betriebsrenten, Einkünften von Partnern oder daraus abgeleiteten Ansprüchen auf Hinterbliebenenleistungen“, zitiert RND einen Sprecher der Deutschen Rentenversicherung.

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Erst vor zwei Wochen haben Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) eine Rentenreform vorgestellt, die eine Antwort darauf finden soll, dass in einer alternden Gesellschaft immer weniger Beitragszahler immer mehr Ruheständlern gegenüber stehen: das sogenannte Rentenpaket II. Kernpunkte sind die Stabilisierung des gesetzlichen Rentenniveaus bei 48 Prozent des durchschnittlichen Bruttoeinkommens und das sogenannte Generationenkapital: ein Kapitalstock für die gesetzliche Rente.

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