Aber wann wird eine „Erfindung“ zur „Innovation“? „Wenn wir es schaffen Innovation so zu bauen, dass sie einen Kundennutzen hat bzw. wenn wir es schaffen, ein Geschäftsmodell damit zu verbinden“, erläuterte Rebic. Und er machte deutlich, dass dies ein kontinuierlicher Prozess sei. Zunächst gelte es, die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden zu erforschen („Explore Costumer Needs“), daraus Ideen für Produkte und Services zu entwickeln („Ideate“) und diese immer wieder zu testen und die Annahmen zu ändern. Dies veranschaulichte er anhand eines Kreislauf-Modells, denn mit dem Testen ist der Prozess keineswegs abgeschlossen: Die Kundenbedürfnisse müssen immer wieder neu evaluiert und die Annahmen dazu korrigiert und verändert werden. „Testen, testen, testen, die Annahmen ändern!“, schrieb Rebic die Anwesenden ins Stammbuch. Dabei gelte es, auch andere Branchen zu beobachten und zu schauen, was dort passiert. Ein Anbieter wie Air BNB habe zum Beispiel einen Nerv getroffen, weil er es mit seinem Geschäftsmodell geschafft habe, auch im Urlaub „Heimgefühl“ zu vermitteln, wenn statt eines Hotelzimmers eine Wohnung vermietet wird.

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Gesundheitsversicherung statt Krankenversicherung

Im folgenden veranschaulichte Rebic anhand von Beispielen aus dem eigenen Haus, wie die Generali versucht, mit vernetzten und bedarfsorientierten Produkten unterschiedliche Kunden mit unterschiedlichen Bedarfen zu erreichen. Ein Beispiel war die App „Generali Mobile Health“. Die App ermöglicht es Nutzerinnen und Nutzern, per Video-Sprechstunde Kontakt zu einer Ärztin oder einem Arzt herzustellen, um sich beraten zu lassen. Auch können Symptome abgeklärt werden, Arzttermine vereinbart, eine qualifizierte Zweitmeinung eingeholt etc. „Wir wollen nicht mehr von einem Krankheitsversicherer sprechen, sondern von einer Gesundheitsversicherung“, erklärte der Generali-Manager. Und verwies darauf, dass es die Konnektivität -die Vernetzung vielfältiger Daten- es den Versicherern erlaube, präventiv die Gesundheit zu unterstützen.

Eine ähnliche Funktion erfüllt die App „Generali Vital Signs & Care“. Diese „App für dein Wohlbefinden“ erlaubt es, das eigene Gesicht mit dem Smartphone zu scannen und daraus Vitalwerte abzuleiten, etwa die Herzfrequenz, Atemfrequenz oder die Sauerstoffsättigung. Auch dies sei ein Beispiel, wo die Generali Unterstützung biete, die über den „klassischen“ Versicherungsschutz hinausgehen - im Sinne eines Gesundheitsdienstleisters.

Generali BU Simulator: Beratung als emotionales Erlebnis

Ein weiteres Tool ist auch deshalb interessant, weil es sich nicht nur an den Endkunden richtet - sondern auch an Maklerinnen und Makler. Die Dialog, deren Produkte von rund 19.000 Maklerinnen und Maklern vertrieben werden, testet derzeit einen „Generali BU Simulator“. Dieser kommt im Beratungsgespräch zum Einsatz und soll es erlauben, „den Kunden in der Beratung emotional anders abzuholen“, wie Rebic ausführte. Dabei wird in einer Art Vorher-nachher-Szenario simuliert, mit der den Kundinnen und Kunden die Folge einer Berufsunfähigkeit vor Augen geführt wird - im wortwörtlichen Sinne, denn dabei kommen auch VR-Brillen zum Einsatz.

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“Wir müssen testen, testen, testen!“, wiederholte Rebic am Ende seines Vortrages unter der Überschrift „What are your solutions?“. Der Test neuer Produkte und Angebote sei kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, um einen Mehrwert für den Kunden und das Unternehmen zu erzielen. Das schließe auch ein, dass ein Produkt mal die Testphase nicht überlebe, wie er am Beispiel des „Vitality“-Projektes verdeutlichte. Mit diesem 2015 angeschobenen Projekt wollte die Generali eine Art „Pay as you live“-Versicherung, bei der sich die Prämie und Benefits auch am eigenen Gesundheitsverhalten orientieren, in Deutschland etablieren - und scheiterte auch am Widerstand von Verbraucherverbänden.

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