Bis zum Jahr 2018 war das Thema gesetzliche Krankenversicherung für Staatsdiener keine attraktive Option. Denn während sie für eine private Krankenversicherung Anspruch auf Beihilfe haben und 50-70 Prozent der Gesundheitskosten von ihrem Dienstherren ersetzt bekommen, mussten sie für eine Krankenkasse den vollen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil zahlen.

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Seit dem 1. August 2018 können Beamte in Hamburg einen Zuschuss des Arbeitgebers zur gesetzlichen Krankenversicherung erhalten. Diesen Weg hatte als erstes das Bundesland Hamburg geebnet. Damit will die Hansestadt es seinen Staatsdienern ermöglichen, sich auch einer Krankenkasse anzuschließen statt sich privat zu versichern. Seither wird vom Hamburger Modell gesprochen und dieses hat Strahlkraft auch über die Elbestadt hinaus. Denn auch die Bundesländern Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen und Thüringen haben ihren Staatsdienern inzwischen die Wahlfreiheit eingeräumt.

Zuletzt zogen auch die Bundesländer Sachsen und Niedersachsen nach. Während die sächsischen Beamten seit dem 1. Januar 2024 die Möglichkeit haben, sich ohne Nachteile für eine gesetzliche Krankenversicherung zu entscheiden, ist dies ihren niedersächsischen Kollegen erst seit dem 1. Februar 2024 möglich. Anfang Februar wurden auch Erwägungen im Bundesland Saarland bekannt. Das berichtet die "Saarbrücker Zeitung". Demnach prüfe das Finanz- und das Innenministerium die Umsetzung in der saarländischen Landesverwaltung. Auch würden etwaige finanzielle Auswirkungen auf den Landeshaushalt untersucht.

Als einer der ersten Nachahmer hatte das Bundesland Thüringen zum Jahresbeginn 2020 eine pauschale Beihilfe als Alternative zur individuellen Beihilfe in der Krankenversicherung eingeführt. Von der neuen Möglichkeit sollten Beamte und Pensionäre Gebrauch machen können. In die potentielle Zielgruppe zählten auch GKV-versicherte, die bisher freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert sind. Diese Beamte zahlten bis dato Beiträge in Höhe von bis zu 800 Euro.

Vier Jahr nach der Einführung ist die Zahl der Staatsdiener, die von der neuen Regelung Gebrauch machen überschaubar. Derzeit würden 1.286 Beamte sowie 256 Pensionäre die pauschale Beihilfe nutzen. Das berichtet die „ÄrzteZeitung“, die sich auf Zahlen des thüringer Landesfinanzministeriums beruft. In Summe nutzen 1.542 Personen die neue Regelung. Zur Einordnung: Thüringen zählt aktuell etwa 31.200 Beamte und 15.500 Pensionäre.

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Im Jahr 2020 zählte das Ministerium noch 693 Beamte und 207 Pensionäre. Damit ist die Zahl seither um 642 Personen oder 71,3 Prozent gestiegen. Wie hoch die Anzahl der GKV-versicherten ist, die vorher schon freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert waren und sich für einen Wechsel aus der privaten Krankenversicherung entschieden, ist indes nicht bekannt. Im Jahr 2023 kostete die pauschale Beihilfe den Freistaat Thüringen rund fünf Millionen Euro. Insgesamt beliefen sich die jährlichen Beihilfekosten im Jahr 2023 auf gut 138 Millionen Euro aufbringen. Damit liegt der Anteil der pauschalen Beihilfe an den gesamten Beihilfekosten bei etwa 3,6 Prozent.

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