Die Ökonomen des ifo-Institutes verweisen nun auf weitere Maßnahmen, die in anderen europäischen Staaten bereits umgesetzt wurden. In Österreich, Schweden und Finnland wurden auch Selbstständige und Beamte als Beitragszahler in die Rentenversicherung integriert - anders als in Deutschland, wo Beamte gar nicht einzahlen und Selbstständige nur freiwillig. Selbstständige müssen den Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil zahlen, haben aber Möglichkeiten, einen Teil der Beträge steuerlich abzusetzen. In Deutschland sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes etwa 1,8 Millionen Richter und Beamte tätig.

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“Dies bringt jedoch erhebliche Umstellungsschwierigkeiten mit sich und generiert nur kurzfristig mehr Einnahmen", schreiben die Ökonomen zur Einbeziehung von Beamten in die gesetzliche Rente. Denn die zusätzlichen Einzahlungen bringen auch neue Ansprüche auf künftige Auszahlungen mit sich. „Da insbesondere Beamt*innen im Mittel eine höhere Lebenserwartung als der Durchschnitt der Bevölkerung haben, würde eine Einbeziehung dieser Gruppe (ohne flankierende Maßnahmen) zusätzliche Finanzierungslasten mit sich bringen und tendenziell zu einer Umverteilung von unten nach oben führen“, heißt es in dem Aufsatz. Warum Umverteilung von unten nach oben? Rentenversicherte mit kleinem Einkommen und einer statistisch geringeren Lebenserwartung müssten dann die vergleichsweise hohen und lang gezahlten Renten der Beamten mitfinanzieren.

Anpassung der Rente nach Inflation

Ein weiterer Hebel: Das Rentenniveau. Hier nehmen die ifo-Forscher das vergleichsweise hohe Rentenniveau in Österreich als Ausgangspunkt. Die Lohnersatzquote beträgt in der Alpenrepublik bei Männern netto 87,1 Prozent des Durchschnittseinkommens, in Deutschland hingegen nur 48 Prozent. Allerdings gebe es in Österreich einen Unterschied bei der Anpassung der Renten: Während in Deutschland die Renten grundsätzlich im Einklang mit dem Lohnwachstum angehoben werden, wird in Österreich die festgelegte Rente jährlich per Gesetz angepasst. Die Anpassung orientiert sich hierbei hauptsächlich an der Inflationsrate. Weil die Inflation zumindest auf langer Sicht unter der Lohnsteigerung lag, profitieren in Deutschland Ruheständler stärker von den Rentenanpassungen: zulasten der jüngeren Generationen?

Hier empfiehlt das ifo-Institut im Einklang mit den Wirtschaftsweisen, die Erhöhung der Renten stärker an der Inflation auszurichten. Möglich seien auch Mischmodelle: In Finnland zum Beispiel erfolgen 20 Prozent der Rentenerhöhung basierend auf der Lohnentwicklung, die restlichen 80 Prozent sind an den Preisindex gekoppelt. Die Schweiz passt ihr Rentenniveau alle zwei Jahre per Gesetz an, wobei die Preisentwicklung und die Lohnentwicklung jeweils mit einem Faktor von 0,5 berücksichtigt werden.

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"Eine Reform des deutschen Systems in Richtung Inflationsanpassung würde die Finanzierung erleichtern, da Bestandsrenten über die Zeit weniger stark steigen würden als im aktuellen System", heißt es im Aufsatz.

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