Wie werden Versicherer in Sachen Nachhaltigkeit wahrgenommen? Dies war Thema einer Online-Befragung aus dem Hause Assekurata, für die mehr als 4.700 Kundinnen und Kunden befragt wurden. Zu beachten ist hierbei, dass es um die Außenwahrnehmung der Versicherer geht und nicht um die Frage, wie nachhaltig ein Versicherer tatsächlich agiert. Zugespitzt formuliert kann auch erfolgreiches Greenwashing dazu beitragen, dass ein Anbieter als besonders nachhaltig wahrgenommen wird.

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In einem Blog-Artikel von Assekurata weist zudem Juliane Löffler, Senior Analystin bei Assekurata, darauf hin, dass die Bewertung von Nachhaltigkeit stark von den individuellen Wertvorstellungen jedes Einzelnen abhängt. Während zum Beispiel manche Kundinnen und Kunden ausschließlich auf das Engagement für Umweltschutz und Ressourcenschonung schauen, zählt für andere auch zum Beispiel soziales Engagement oder der Blick auf Arbeitsbedingungen und Menschenrechte dazu. Streng genommen werden Nachhaltigkeits-Standards in diesem Dreiklang gemessen: Umwelt, Soziales Engagement und Unternehmensführung (Environmental, Social und Governance). Doch auch hier fehlt es vielfach an verbindlichen Kriterien.

Konkret umfasste die Prüfgruppe 69 Versicherer aus den Sparten Leben, Kranken und Sach. Die Wahrnehmung der Nachhaltigkeit wurde anhand von Indexpunkten wiedergegeben, wobei maximal 100 Punkte erreichbar waren. Wie dieser Index konkret zustande kam, teilen die Analysten nicht mit.

Unternehmensgröße beeinflusst positive Wahrnehmung von Nachhaltigkeit

Beim Blick auf die Branche zeigt sich zunächst ein erfreuliches Ergebnis. Der Mittelwert liegt bei allen drei Sparten Schaden/Unfall, Leben und Kranken bei 65 von 100 möglichen Indexpunkten, „was an sich keinen schlechten Wert darstellt“, wie Löffler schreibt. Deutliche Unterschiede würden sich hingegen beim Blick auf einzelne Versicherer zeigen.

Die größte Spreizung zeigt sich demnach in der Lebensversicherung. Die Allianz als bester Versicherer erreicht 73 Indexpunkte, die Barmenia auf Rang zwei immer noch 71 Indexpunkte. Der schlechteste Versicherer kann jedoch nur 45 Indexpunkte für sich verbuchen: um wen es sich handelt, verrät Assekurata weder im Blog noch im Pressetext. In den anderen Sparten ist die Spreizung zwischen bestem und schlechtestem Versicherer weit geringer. Während zum Beispiel der beste Schaden/Unfallversicherer 70 Indexpunkte erhält, sind es beim schlechtesten 54: ein Spread von 16 Indexpunkten. Ähnlich sieht es bei den Krankenversicherern aus, wo der am besten bewertete Versicherer 72 Indexpunkte und der schlechteste 58 Indexpunkte erhält.

Doch grundsätzlich geht es bei der Kundenwahrnehmung nicht primär um die Frage, wie nachhaltig ein Versicherer tatsächlich wirtschaftet, versichert und investiert. Sondern um seine Fähigkeit, Nachhaltigkeit zu kommunizieren und zu adressieren. So sei auffallend, dass in allen drei Sparten auch die Unternehmensgröße nach Bruttoprämie mit entscheide, wie nachhaltig ein Versicherer wahrgenommen werde, berichtet Assekurata: Je größer, desto positiver tendenziell das Urteil der Kundinnen und Kunden. Gründe werden nicht genannt. Doch es kann vermutet werden, dass „die Großen“ mit ihrer breit adressierten Werbung und Medienpräsenz auch eher Nachhaltigkeits-Botschaften vermitteln können. Einige große Versicherer standen wiederholt in der Kritik, weil sie zum Beispiel in fossile Energien wie Kohle investieren - auf die Außenwahrnehmung hatte dies offenbar weniger Einfluss.

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Dass dieses Prinzip auch in die entgegengesetzte Richtung funktioniert, verdeutlicht Löffler am Beispiel der Gothaer. Deren Sach- und Lebensversicherer erreichten in der Kundenbefragung lediglich 59 beziehungsweise 60 von 100 Indexpunkten. Dabei verdeutliche ein dezidierter Blick auf das Unternehmen, so Löffler, dass die Gesellschaft sowohl in ihren Aktivitäten als auch in ihrem Werteverständnis gut aufgestellt sei. Wer jedoch zum Beispiel die Webseite der Gothaer aktuell anschaut, findet wenige Hinweise auf das eigene Engagement. Es scheint, „dass der Transfer dieser Informationen zum Kunden nur bedingt gelingt“, schlussfolgert die Analystin.

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