Seit dem Sommer 2021 gibt es die sogenannte Grundrente: Sie soll Menschen helfen, die mindestens 33 Beitragsjahre in der Rentenversicherung nachweisen können, aber ein geringes Einkommen hatten. Bei der Bundesvertreterversammlung am Donnerstag zog Anja Piel, Bundesvorstandsvorsitzende der Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV), eine erste Bilanz. Die Daten zeigen: Mit der Grundrente ist ein Kostenproblem entstanden. Denn vor allem die Bedürftigkeitsprüfung entpuppt sich als aufwendig.

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Frauen profitieren überproportional

Wie Anja Piel in ihrer Rede berichtet, haben zum Jahresende 2022 rund 1,1 Millionen Rentnerinnen und Rentner einen Grundrentenzuschlag erhalten. Viel ist es aber nicht, was ausgezahlt wird: Die durchschnittliche Höhe des Zuschlags lag demnach bei 86 Euro im Monat. 950.000 der Anspruchsberechtigten erhielten eine Altersrente und konnten ihre Rentenbezüge mit dem Zuschlag im Schnitt um 7,5 Prozentpunkte erhöhen. In weiteren rund 93.000 Fällen wurde der Zuschlag zu Hinterbliebenenrenten gezahlt. Außerdem erhielten ihn rund 58.000 Anspruchsberechtigte mit einer Erwerbsminderungsrente.

Frauen profitieren überproportional von der Grundrente: Laut Piel sind mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Personen mit Grundrenten-Zuschlag weiblichen Geschlechts. Und sie können damit ihre Renten auch deutlicher aufstocken. Die prozentuale Erhöhung der Rente durch den Grundrentenzuschlag habe bei Frauen im Schnitt bei 8,2 Prozent gelegen, bei Männern waren es 5,7 Prozent.

Auch zwischen Ost- und Westdeutschland gibt es Unterschiede. In Ostdeutschland bekamen 7,1 Prozent aller Altersrente-Bezieher einen Grundrentenzuschlag, in den westlichen Bundesländern 4,6 Prozent.

“Befürchtungen zum Bürokratieaufwand haben sich bestätigt“

Bereits vor Einführung der Grundrente hatte die Deutsche Rentenversicherung die Politik gewarnt, dass diese Maßnahme enorm hohe Kosten und zusätzlichen Personalbedarf bedeutet. „Leider haben sich bei der Grundrente auch unsere Befürchtungen zum Bürokratieaufwand bestätigt“, sagt nun Anja Piel. Die Verwaltungskosten hätten 2022 gut ein Fünftel der gesamten Leistungen verschlungen: 200 Millionen von 1,1 Milliarden Euro. Normalerweise komme die Rentenversicherung mit weniger als 1,5 Prozent an Verwaltungskosten aus, berichtet die Vorsitzende.

Der Grund für die hohen Kosten: Es ist eine Bedarfsprüfung angedacht, denn nur Bedürftige sollen Anspruch auf Grundrente haben. Entsprechend müssen die Einkommen der Seniorinnen und Senioren abgeklärt werden. „Wir appellieren daher erneut an den Gesetzgeber, die Regelungen zur Grundrente zu vereinfachen. Gerade die Vorgaben zur Anrechnung von Kapitaleinkünften sind unnötig kompliziert geraten und erfordern einen hohen Prüfaufwand, der in keinem vernünftigen Verhältnis zum erwarteten Nutzen steht“, sagt Piel.

Um zu verhindern, dass auch Rentnerinnen und Rentner mit hohen Einkommen in den Genuss der Grundrente kommen, führen die Rentenversicherungsträger derzeit einen automatisierten Datenabgleich mit den Finanzämtern durch, um weitere Einkünfte zu ermitteln. Dafür musste erst die digitale Infrastruktur geschaffen werden. Und entsprechend müssen die Daten jedes Jahr neu erhoben werden, um zu sehen, ob der Anspruch noch besteht. Das kostet fortlaufend viel Geld.

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