Mehrere große Versicherer haben letzte Woche einen Vorstoß gewagt: Sie wollen die eigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf eigene Faust impfen, wohl auch deren Familienangehörige. Darunter die Generali, Zurich, Gothaer R+V — und der Marktführer Allianz. Angesichts des Impfdebakels verständlich: erst 2,75 Millionen Deutsche sind bisher vollständig geimpft, vielerorts herrscht Mangel an Impfstoff und Chaos bei der Terminvergabe. Die Versicherer wollen sogar eigene Impfstraßen für das Prozedere einrichten.

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Am Freitag hat sich nun Allianz-Chef Oliver Bäte auf einem Kongress der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zur aktuellen Situation geäußert. Der Manager warnt: Durch die Verzögerungen beim Impfen entstünde der Volkswirtschaft ein Milliarden-Schaden. Weil die Corona-Beschränkungen aufrecht gehalten werden müssten, hätten die Impfprobleme in der EU und in Deutschland „erhebliche ökonomische Auswirkungen“. Einige Wirtschaftssektoren würden sich gar am Rande des Abgrunds bewegen.

Keine überraschenden Erkenntnisse angesichts immer neuer Lockdowns - während Branchen wie Gastronomie, Einzelhandel und Kultur fast vollständig runtergefahren sind. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln hat errechnet, dass allein der Lockdown im ersten Quartal 2021 den deutschen Firmen einen Schaden von rund 50 Milliarden Euro verursacht hat. Insgesamt belaufe sich der volkswirtschaftliche Verlust durch die Coronakrise mittlerweile auf 250 Milliarden Euro. Grundlage für die Rechnung ist der Vergleich des Konjunkturverlaufs in einer Welt ohne Corona mit der tatsächlichen Entwicklung.

Sorge um Staatsverschuldung

Die Schäden durch langwährende Lockdowns sind aber nicht das einzige Risiko, das Oliver Bäte gerade sieht. Auch die Staatsverschuldung überall in der Welt mache ihm Sorgen, sagte der Allianz-Chef der „Frankfurter Allgemeinen“. Ein Problem, das er nicht allein auf Corona zurückführt. „Seit 2008 ist es uns nicht gelungen, die Verschuldung der öffentlichen Haushalte nach unten zu führen“, so Bäte. Die Pandemie habe diese Schieflage lediglich verschärft. Eine expansive Geldpolitik, wie sie aktuell die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt, könne hierauf nicht die Antwort sein - das führe zu massiven Verwerfungen, „bis es das nächste Mal knallt“. Irgendwer müsse die Schulden auch zurückzahlen.

Die Allianz Gruppe kam bisher recht unbeschadet durch die Coronakrise. Der Münchener Konzern hat im Jahr 2020 ein Operatives Ergebnis von 10,8 Milliarden Euro eingefahren, wie der Versicherer vor wenigen Tagen im Geschäftsbericht vorrechnete. Die Aktionäre können auf eine ordentliche Rendite hoffen: Der Vorstand möchte die Dividende wie im Vorjahr bei 9,60 Euro pro Aktie belassen.

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Ebenfalls aus dem Geschäftsbericht geht hervor, dass das Grundgehalt des Allianz-Chefs angehoben wird. Es steigt ab dem kommenden Jahr um 205.000 auf 1,91 Millionen Euro. Ein Großteil seiner Vergütung ist aber erfolgsabhängig. Erfüllt Oliver Bäte seine Zielvorgaben, kann er -einschließlich Boni- mit 6,37 (bisher 5,69) Millionen Euro im Jahr rechnen, maximal kann sein Gehalt auf 11,75 (bisher 10,00) Millionen Euro steigen.

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