Seit 2012 wird die Altersgrenze für die gesetzliche Rente schrittweise auf 67 Jahre angehoben. Ende 2016 galt bereits eine Altersgrenze von 65 Jahren und fünf Monaten. Wer seine Rente vor der für ihn maßgeblichen angehobenen Altersgrenze in Anspruch nimmt, muss mit einem Abschlag rechnen. Das Minus beträgt pro Monat vorzeitiger Inanspruchnahme 0,3 Prozent, pro Jahr 3,6 Prozent. Der maximale Abschlag beziffert sich hierbei auf 10,8 Prozent.

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Immer mehr Deutsche nutzen die Möglichkeit vorzeitig aus dem Berufsleben auszuscheiden. Das belegen unter anderem Zahlen der Deutschen Rentenversicherung (DRV). So waren die knapp 785.000 Neurentner, die 2016 erstmals ihre Altersrente erhielten, im Schnitt 64,1 Jahre alt. 2015 hatte das durchschnittliche Renteneintrittsalter bei exakt 64,0 Jahren gelegen. 2005 lag der Durchschnitt noch bei 63,2 Jahren.

Baas: Renteneintrittsalter hochzuschrauben, nützt nichts

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt nun der Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK). Demnach beziehe mehr als die Hälfte der Beschäftigten bereits vor Vollendung des 65. Lebensjahres Altersrente. Drei von zehn Rentnern (30,5 Prozent) würden bereits mit 63 Jahren ihr Altersgeld beziehen. 2,8 Prozent sogar schon mit 62 Jahren. Im Alter von 66 Jahren hätten dann 97,5 Prozent genug vom Arbeitsleben und würden die Altersrente beziehen.

"Es nützt nichts, das Renteneintrittsalter immer weiter hochzuschrauben, wenn schon heute nicht einmal jeder Zweite so lange arbeitet. Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen leistungsfähig bleiben und überhaupt bis zum Rentenbeginn arbeiten können", sagt TK-Chef Jens Baas.

Jeder Siebte scheidet wegen von Berufsunfähigkeit, Erwerbsunfähigkeit oder Schwerbehinderung aus

Laut Report würde jeder Siebte (13,5 Prozent) Erwerbstätige allerdings aufgrund von Berufsunfähigkeit, Erwerbsunfähigkeit oder Schwerbehinderung in den Ruhestand ausscheiden. Besonders häufig seien von einer Frühverrentung Beschäftigte mit körperlich belastenden Berufen betroffen. So ist das Risiko, berufs- oder erwerbsunfähig zu werden, im Bau- und Holzgewerbe 1,8-mal höher als in der Vergleichsgruppe. Das gilt auch für Verkehrs- und Lagerarbeiter (1,6-mal höheres Risiko) sowie für die Beschäftigten aus der Metallbranche (fast 1,6-mal höheres Risiko).

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"Ein weiteres Drittel der Berufstätigen, die früher aus dem Erwerbsleben ausscheiden, hat zwar genug Berufsjahre zusammen, nimmt aber deutliche finanzielle Einbußen in Kauf, um früher in Rente zu gehen", so Dr. Thomas Grobe vom Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (aQua), das die TK-Daten ausgewertet hat. Laut DRV-Zahlen nahm 2016 fast jeder vierte Neurentner im Schnitt 26,2 Abschlagsmonate in Kauf und erhielt damit durchschnittlich 7,68 Prozent weniger Altersrente.

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